Hückeswagen Der Naturgewalt ausgeliefert
Hückeswagen · Seit Anfang der 90er Jahre, als Sturm "Wiebke" auch über Hückeswagen herein brach, haben die Einsatzkräfte keine solche Naturgewalt mehr erlebt. Eine große Gefahr besteht jetzt immer noch in den Wäldern. So warnt das Forstamt davor, dort in den nächsten Tagen spazieren gehen zu wollen.
Den 18. Januar 2007 wird die Familie Haibach wohl nicht mehr vergessen: An die 20 Fichten in ihrem Garten haute es am Donnerstag um. Einfach so. Woran die Kraft zu ermessen ist, mit der das Orkantief wütete. Viele Bäume im Stadtgebiet knickten ab wie Streichhölzer. Sie fielen schneller, als die Einsatzkräfte vor Ort sein konnten, um die Straßen von den umgestürzten Bäumen zu ziehen. Probleme gab es besonders an Steilhängen: Durch den starken Regen vom Donnerstag und der Vortrage war der Boden derart aufgeweicht, dass selbst kräftige Bäume mit einem Durchmesser von einem Meter und mehr dem Wind nichts mehr entgegenzusetzen hatten. So fiel gegen 20.45 Uhr eine dicke Buche aus dem Schlosshagen auf die Bahnhofstraße. Dass dabei "nur" der Garten der Immobilienfirma Richtsfeld zerstört wurde, war wohl der Tatsache zu verdanken, dass die meisten Menschen längst zu Hause waren oder die Wohnung erst gar nicht verlassen hatten.
Manche Zufahrten oder Straßen zu Hofschaften im Außenbereich, etwa an der Bever-Talsperre, mussten bis gestern Mittag gesperrt werden. Der Grund: Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW kamen mit dem Zersägen und Entfernen der umgekippten Bäume einfach nicht mehr nach. Bei einigen Einsätzen mussten sie sich den Weg zu den Autofahren, die wegen der Hindernisse nicht mehr weiterkamen, erst einmal frei schneiden — "und auf dem Rückweg dann das gleiche Spiel, weil dort in der Zwischenzeit weitere Bäume gefallen waren", berichtete Stadtbrandinspektor Karsten Binder.
Apropos Autofahrer: Die meisten von ihnen hatten Verständnis, wenn's etwas dauerte, ehe die Feuerwehr eintraf. "Einige Wenige aber nicht", bedauerte Binder. Von diesen Ungeduldigen mussten sich die Feuerwehrleute so manche böse Bemerkung gefallen lassen.
Noch keinen genauen Eindruck vom Schadensbild in den Hückeswagener Wäldern hat das Forstamt Wipperfürth. "Zu Wochenbeginn können wir die Schadenshöhe schon eher eingrenzen", teilte Forstdirektor Günter Dieck mit. Nach den ersten Eindrücken gehen er und die Revierförster jedoch von einem größeren Schadensumfang aus.
Eine Warnung gibt er für alle Spaziergänger heraus: "Es bestand nicht nur Lebensgefahr bei Waldbegängen während der Sturmphase, sondern sie besteht vor allem danach." Denn die Gefahr lauert nicht selten in den Baumkronen, wo noch abgerissene Äste liegen. "Zudem stehen manche Bäume unter Spannung und können wie Flitzebögen zurückschnellen." Wer dennoch eine Wanderung unternehmen möchte, sollte daher in der nächsten Zeit Bäume besser weiträumig umgehen.