Hückeswagener Paratriathlet kämpft gegen den Krebs Der Kampf zurück ins „normale“ Leben

Hückeswagen · Von Normalität ist Paratriathlet Benjamin Lenatz weit entfernt. Neben der Corona-Situation kämpft sein Körper gegen den Blutkrebs und die Medikamente an. Dennoch hofft der Sportler, bald an Wettkämpfen teilnehmen zu können.

 Dahin soll ihn sein Weg aus der schweren Krankheit zurückführen: auf die Strecke eines Paratriathlons.

Dahin soll ihn sein Weg aus der schweren Krankheit zurückführen: auf die Strecke eines Paratriathlons.

Foto: Janos M. Schmidt

Ein Kämpfer war Benjamin Lenatz schon immer. Er kämpfte sich nach seinem schweren Quad-Unfall 2003 und der anschließenden Querschnittslähmung zurück ins Leben. Ebenso kennt man ihn als Sportler, der seine Ziele immer vor Augen hat und hart dafür trainiert. Zum Greifen nah war schon der Traum, als Triathlet an den Paralympics 2020 in Tokio teilzunehmen.

Wogegen der 35-Jährige Hückeswagen jedoch seit elf Monaten zu kämpfen hatte, liegt jenseits sämtlicher Erwartungen und Träumen: Im Februar erhielt Benjamin Lenatz die Diagnose Chronische Myeloische Leukämie (CML) – ein seltener Blutkrebs, bei dem sich bestimmte weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. „Anstatt wie gewohnt Wettkampfberichte zu schreiben, gibt’s also hier mal ein paar Infos zum aktuellen Gesundheitszustand“, schreibt Lenatz daher auf seiner Facebook-Seite, wo er seine Partner, Unterstützer und Fans regelmäßig mit Neuigkeiten versorgt.

 Frauke und Benjamin Lenatz mit Hund Elli am Strand. Der Vierbeiner war für den Hückeswagener ein Höhepunkt im vergangenen Jahr.

Frauke und Benjamin Lenatz mit Hund Elli am Strand. Der Vierbeiner war für den Hückeswagener ein Höhepunkt im vergangenen Jahr.

Foto: Benny Lenatz

Zwar gibt es Medikamente, mit denen die Krankheit in Schach gehalten werden kann – diese haben jedoch zum Teil heftige Nebenwirkungen. Bei dem Parasportler schlugen sie auf die Schilddrüse und das Herz. „Es geht nun aber wieder bergauf und in Sphären, wo ich mit umgehen kann“, äußert sich der Hückeswagener im Gespräch mit unserer Redaktion zuversichtlich. Das dritte Medikament sei nun wesentlich besser verträglich als die vorherigen. „Es sieht gut aus, und ich kann mich wieder ein bisschen bewegen“, fügt er hinzu.

Mit ein bisschen Bewegung meint Lenatz jedoch nicht nur Spaziergänge mit Ehefrau Frauke und dem neuen Familienhund Elli, der für die Eheleute nach eigener Aussage der Höhepunkt in 2020 und eine echte Bereicherung war. Mit Bewegung meint der Sportler vor allem triathlonspezifisches Ausdauer- und Krafttraining. „Bewegung beeinflusst die Therapie positiv und tut mir gut – natürlich noch nicht auf vollem Leistungssportniveau“, fügt der 35-Jährige hinzu.

 Benjamin Lenatz im Handbike beim Belastungs-EKG im Sportmedizinischen Zentrum Solingen mit Dr. Stefan Redlin (l.) und Trainer Dr. Oliver Quittmann.

Benjamin Lenatz im Handbike beim Belastungs-EKG im Sportmedizinischen Zentrum Solingen mit Dr. Stefan Redlin (l.) und Trainer Dr. Oliver Quittmann.

Foto: Benjamin Lenatz

Obwohl ihn die schwere Krankheit stark ausgebremst hat und die Weihnachtsfeiertage meistens viele Kalorien mit sich bringen, ist der Hückeswagener körperlich den Umständen entsprechend fit. „Es kann natürlich sein, dass sich Muskel- und Fettmasse in den vergangenen Tagen leicht verschoben haben“, sagt er und lacht.

Die Corona-Pandemie ist eine zusätzliche Herausforderung neben der Krebsdiagnose, von der unter anderem auch die Sportbranche stark betroffen ist. Sportveranstaltungen, wie auch die Paralympics in Japan, mussten abgesagt werden; Sponsoren können aufgrund der wirtschaftlichen Situation die Sportler eventuell nicht mehr in dem Maße unterstützen wie bisher. „Finanziell ist es für alle Sportler schwierig. Dass ein Großteil meiner Unterstützer mir trotz der aktuellen Situation die Stange halten, halte ich nicht für selbstverständlich“, sagt er und äußert sich mit großer Dankbarkeit. Von seinem Arbeitgeber, der Stadtverwaltung Bergisch Gladbach, ist Lenatz noch freigestellt – ursprünglich zur intensiven Vorbereitung auf die Paralympics. Stattdessen kämpft sein Körper gegen den Blutkrebs und gegen die Medikamente an. „Er muss erst lernen, damit umzugehen“, sagt Lenatz. Primäres Ziel sei es, die Medikamente mit der Bewegung in Einklang zu bringen.

Seinen Traum von der Teilnahme an weiteren Wettkämpfen und den Paralympics hat er trotz allem nicht aufgegeben. „Zunächst wäre ich aber froh, 2021 wieder an der Startlinie stehen zu können. Und das ist nicht nur auf meine Krankheit bezogen, sondern vor allem auf die aktuelle Corona-Situation“, sagt der Hückeswagener.

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