Hückeswagen Der Hückeswagener Schulsozialarbeit droht das Aus

Hückeswagen · Die Stelle des Schulsozialarbeiters Michael Kritzler ist bis Jahresende befristet. Dabei gäbe es genug Arbeit für ihn.

Ein Fachmann, fünf Schulen: Langweilig wird's jedenfalls nicht für Michael Kritzler. An einem Tag in der Woche ist er für die Hauptschule da, wo er auch sein Büro hat. An einem weiteren Tag sitzt er in der Realschule und an den drei übrigen Wochentagen in den Gemeinschafts-Grundschulen Wiehagen und Stadt sowie an der Katholischen Grundschule. Sprechstunden bietet der Schulsozialarbeiter überdies einmal in der Woche im städtischen Jugendzentrum an. Außerdem macht er Hausbesuche bei Hückeswagener Familien. Denn der Diplom-Sozialpädagoge ist nicht nur Ansprechpartner der Schüler und Lehrer, sondern sieht einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit in der Beratung von Eltern.

Das hat einen gesetzlichen Hintergrund: Seit einigen Jahren gibt es das Bildungs- und Teilhabegesetz (BuT). Es soll die Bildungschancen von Kindern armer Eltern verbessern. Gewährt werden unter anderem Zuschüsse zum gemeinsamen Mittagessen in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) oder Angebote der Lernförderung wie Nachhilfeunterricht. Übernommen werden auch die Kosten für Klassenfahrten der Kinder sowie ein Teil der Kosten für Mitgliedschaften in Sport- oder Kulturvereinen. Finanziert werden die Leistungen vom Bund. Aus Bundesmitteln wird auch Kritzlers Stelle, die bei der Caritas Oberberg angesiedelt ist, bezahlt. Die Beratung einkommensschwacher Eltern und die konkrete Hilfe beim Stellen der Anträge auf BuT-Leistungen gehören ausdrücklich zu seinem Aufgabenfeld.

Für die Stelle des Schulsozialarbeiters läuft die Förderung aus Bundesmitteln zum Jahresende aus. Wie's dann weitergeht, ist offen. Findet sich keine Nachfolgefinanzierung durch andere Träger — derzeit ist sie nicht in Sicht —, war's das mit der professionellen Schulsozialarbeit und BuT-Elternberatung in Hückeswagen.

Dass sie weiterhin gebraucht wird, ist unstrittig. Konkret für Hückeswagen belegte Kritzler das im Sozialausschuss mit Zahlen. So hat er seit März 2012 neben der reinen Schulsozialarbeit fast 110 Familien in der Stadt beraten. Knapp 90 von ihnen hatten Anspruch auf BuT-Leistungen — die meisten von ihnen wussten nichts davon.

Der Kontakt zu den Familien beschränkt sich nicht auf ein einmaliges Informations- und Beratungsgespräch. Michael Kritzler: "Generell fällt auf, dass die Familien intensive Hilfe beim Ausfüllen der Erst- und dann der geforderten Folgeanträge brauchen." Bei Bedarf begleitet er sie auch zu den Ämtern, an die die Anträge zu richten sind. "Vor allem beim Job-Center ist leider oft festzustellen, dass die Antragsbearbeitung verzögert wird", sagte Kritzler. Auch das verunsichere die Antragsteller und führe dazu, dass sie ihren Rechtsanspruch nicht mehr wahrnehmen möchten.

In diesen Fällen versteht sich der Schulsozialarbeiter als Anwalt der Eltern — im Interesse der Kinder, für die das Bildungs- und Teilhabegesetz verabschiedet wurde.

(bn)
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