Hückeswagener sucht Nachfolger Der Herr über fast 160.000 Bücher

Hückeswagen/Wipperfürth · Dietmar Hesse betreibt seit zwölf Jahren einen Online-Buchhandel; mehr als 150.000 Bücher lagern in seinen Regalen. Jetzt sucht der 72-jährige Hückeswagener einen Nachfolger. Das Lesen ist seine bevorzugte Freizeitbeschäftigung.

 Dietmar Hesse betreibt seit zwölf Jahren einen Online-Buchhandel, jetzt sucht der  Hückeswagener einen Nachfolger.

Dietmar Hesse betreibt seit zwölf Jahren einen Online-Buchhandel, jetzt sucht der Hückeswagener einen Nachfolger.

Foto: Heike Karsten

Der Lesestoff geht Dietmar Hesse so schnell nicht aus. „Wir haben 158.211 Bücher – bis auf die, die wir heute verschicken“, sagt der Hückeswagener. Vor zwölf Jahren machte sich der gelernte Kaufmann mit seinem Online-Buchhandel selbstständig. Was im eigenen Wohnzimmer mit einigen privaten Büchern begann, ist mittlerweile zu einem florierenden Geschäft geworden: In Wipperfürth-Kupferberg hat der 72-Jährige Räume angemietet, die Platz für bis zu 200.000 Büchern bieten. Dietmar und Rita Hesse sowie vier Angestellte sorgen dafür, dass die täglichen Buchbestellungen zügig bearbeitet und verschickt werden.

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte des Unternehmens „Preiswerterlesen“, als Dietmar Hesse mit 58 Jahren seinen Job verlor. „Meine Frau und ich haben einige Bücher über das Internet verkauft“, erinnert sich der Buchhändler an die Anfänge von 2006. Weitere Neu- und Gebrauchtwaren kamen von Trödelmärkten, aus Haushaltsauflösungen und schließenden Buchläden hinzu. Als die Einliegerwohnung im eigenen Haus zu klein wurde, wich Hesse in ein größeres Lager an der Straße An der Schlossfabrik aus. Als auch dort die Kapazitäten nicht mehr ausreichten, fand der Hückeswagener die idealen Räumlichkeiten direkt unter der Paintball-Halle in Wipperfürth an der Landstraße Richtung Halver/Lüdenscheid.

Hier lagern nun auf 480 Quadratmetern sämtliche Genre von alten Raritäten bis hin zur modernen Belletristik – akribisch sortiert nach dem Alphabet. Zu den Raritäten zählt unter anderem ein unveröffentlichter Bildband von Leni Riefenstahl. „Für ein lateinisches Buch des Vatikans aus Seidenpapier mit Goldschnitt, von dem es nur 100 Exemplare gab, habe ich 600 Euro bekommen“, berichtet der 72-jährige von einer weiteren Besonderheit. Der größte Teil der Bücher habe aber nur Papierwert – der Wiederverkaufswert entstehe durch das Besorgen, Aufbereiten, Säubern, Sortieren, Lagern, Einstellen in die verschiedenen Online-Verkaufsportale und das Verschicken. Gearbeitet wird wochentags von 8 bis 14 Uhr. „So kann man sich am Nachmittag noch etwas vornehmen“, sagt der Arbeitgeber, der das entspannte Betriebsklima schätzt.

Professionell ist das Verwaltungsprogramm, mit dem der selbstständige Online-Buchhändler arbeitet. Damit werden nicht nur die Lagerbestände, sondern auch die Verkaufsangebote auf fünf verschiedenen Plattformen im Internet verwaltet. „Wenn ein Buch auf einer Plattform verkauft wurde, wird es innerhalb von zehn Minuten aus den anderen Portalen gelöscht“, versichert Hesse. Nachschub gibt es reichlich: „Monatlich erhalten wir 1000 Bücher mehr, als wir verkaufen. Der Platz reicht also noch für etwa fünf Jahre“, rechnet der Buchhändler vor, der mittlerweile einen guten Überblick über den Büchermarkt gewonnen hat: „Rudolf-Steiner-Bücher sind derzeit sehr gefragt, wogegen alte Reiseführer und Lexika sofort aussortiert werden.“

Seiner Meinung nach verdrängen neue Medien, wie E-Books und Hörbücher, die klassischen Bücher nicht. „Viele wollen noch etwas in der Hand haben, und ältere Bücher werden nicht nachträglich als E-Book aufgelegt“, sagt Hesse. Außerdem würde auch niemand einen E-Book-Reader unter ein wackelndes Tischbein legen, fügt er scherzhaft hinzu.

So viel Spaß ihm die Arbeit auch macht, so denkt der 72-Jährige doch mittlerweile daran, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen. „Ich suche händeringend nach einem Nachfolger“, betont er. Es gibt genügend Hobbys, denen sich der Hückeswagener dann intensiver widmen möchte, wie beispielsweise dem Reisen oder seiner Holzwerkstatt, in der er drei Jahre lang an einem Motorrad der Marke Harley Davidson im Maßstab 1:50 gebaut hat. Außerdem engagiert sich Dietmar Hesse als ehrenamtlicher Betreuer für Menschen mit Behinderung und spielt regelmäßig im Skatclub „Lang unterm As“ Düsseldorf. Natürlich zählt auch das Lesen zu seinen bevorzugten Freizeitbeschäftigungen. „Psychologisch durchdachte Bücher, wie die von Stephen King, fesseln mich“, verrät der Hückeswagener.

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