Auszeichnung vom Verband der Köche Kochen als Lebenskunst

Hückeswagen · Dieter Schümann ist seit 60 Jahren Mitglied im Verband der Köche Deutschlands. Der Hückeswagener kochte in vielen Promi-Restaurants.

  Dieter Schümann wurde jetzt für 60 Jahre Mitgliedschaft im Verband Deutsche Köche ausgezeichne t.

Dieter Schümann wurde jetzt für 60 Jahre Mitgliedschaft im Verband Deutsche Köche ausgezeichne t.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Mit den Geschichten, die Dieter Schümann während seiner beruflichen Karriere als Koch erlebt hat, könnte der 85-jährige Hückeswagener ein ganzes Buch füllen. Zahlreiche Erinnerungsstücke zeugen zudem von dieser bewegenden Zeit. Nun wurde der Hückeswagener vom Verband der Köche Deutschlands (VKD) für seine 60-jährige Mitgliedschaft mit der Ehrennadel ausgezeichnet.

Die Liebe zum Kochen besteht aber schon viel länger. „Ich gehöre noch zu dem Jahrgang, der den Krieg und die Not danach miterlebt hat“, erzählt der 85-Jährige. Sein Großonkel, der Oberkellner im Berliner Hotel Adlon war, holte ihn im Alter von gerade einmal 13 Jahren in die Schweiz, wo Dieter Schümann mit Klassenkameraden aus acht verschiedenen Ländern die Schule besuchte. „Ich habe die Anfänge der EU erlebt, als es sie noch gar nicht gab“, sagt der pensionierte Koch und lacht. Sein Großonkel war es, der ihm den Rat gab, sein Glück im Hotelfach zu versuchen. Doch Lehrstellen als Koch waren in Bremen, wo Schümann aufgewachsen ist, um das Jahr 1948 kaum zu bekommen. Daher begann er mit 15 Jahren eine Lehre als Bäcker und hängte später als Geselle ein Praktikum an der Konditorfachschule Hannover an.

Ein Traum ging in Erfüllung, als Schümann 1955 als Kochgehilfe auf einem Kadettenschulschiff der Norddeutschen Lloyd die Welt kennenlernte. „Wir sind von Hamburg nach New York bis Kuba gefahren, waren in China, Japan und auf den Philippinen“, zählt Schümann auf. Nach diesem Erlebnis wurde der Wunsch, sich zum Koch ausbilden zu lassen, noch intensiver. Eine Lehrstelle fand er 1955 im Haus Hammerstein an der heutigen Wupper-Talsperre, das in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche prominente Gäste beherbergte und im Gourmetführer des Adels als Top-Adresse geführt wurde. Kein Wunder, kamen hier doch Hummer und Kaviar auf den Tisch. „Mein Ausbilder war der bekannte Hamburger Küchenmeister Guido Müller. Er hat mir beigebracht, dass man als Koch auf Vieles verzichten muss“, sagt der Hückeswagener. Köche arbeiten nämlich meistens dann, wenn andere frei haben und verdienen auch nicht direkt das große Geld.

An die Ausbildung hing Dieter Schümann seine Wanderjahre an, wo er in Weltklasse-Hotels wie dem „Atlantic“ in Hamburg und dem „Storchen“ in Zurück beschäftigt war. „Man arbeitete für sein Zeugnis. Die Erfahrung zahlte sich später aus“, weiß der 85-Jährige.

Von 1963 bis 1976 holte Haus-Hammerstein-Besitzer Franz Horn seinen ehemaligen Lehrling als Chefkoch zurück nach Hückeswagen. „Es war meine erfolgreichste Zeit als Gourmetkoch“, erinnert er sich mit Glanz in den Augen. Dieter Schümann hat sie alle bekocht – Politiker wie Konrad Adenauer und Franz-Josef Strauß, Sportfuktionäre wie Willi Daume, Schauspieler wie Inge Meysel und Erik Ode und Opernsängerinnen wie Anneliese Rothenberger. Nie vergessen wird er, wie Peter Frankenfeld seinen Kopf durch die Küchentür steckte und um eine Frikadelle bat.

Nachdem die Glanzzeiten des Hotels vorüber waren, wechselte der Gourmetkoch für fünf Jahre als Küchenleiter zum Remscheider Kaufhof. Im Juli 1981 wurde Dieter Schümann dann Küchenleiter im Altenzentrum Johannesstift, eine Stelle in den renommierten Häusern der Großstädte kam für ihn nicht mehr in Frage. „Meine Frau und ich hatten bereits in Hückeswagen ein Haus gebaut“, erklärt er und fügt hinzu: „Eine Heim-Küche sagte mir zunächst nicht zu, ich habe aber Einiges bewegen können.“ Bis zu 350 Essen wurden täglich zubereitet. Nun kam es darauf an, trotz des knapp kalkulierten Budgets auf gesundes Essen zu achten. Seine Versuche, internationale Gerichte einfließen zu lassen, kamen jedoch nicht bei allen Bewohnern gut an. „Aber nächste Woche kochst Du wieder Bergisch“, soll ein Bewohner mal gesagt haben.

Seit 20 Jahren ist Schümann nun schon in Rente, das Kochen macht ihm aber nach wie vor Freude. „Für mich war es ein Lebensberuf“, betont er. Junge Menschen sollten sich nicht von den Auftritten der TV-Köche blenden lassen. „Der Beruf des Kochs ist ein solides Handwerk und harte Arbeit, gepaart mit ganz viel Kreativität.“ Im Verband der Köche war Dieter Schümann als Jurymitglied bei Wettbewerben und Ausstellungen engagiert. Der Koch aus Leidenschaft möchte auch heute noch Berufsanfängern Mut für diesen Berufszweig machen.

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