Hückeswagen Der EHEC-Spuk hat ein Ende

Hückeswagen · Der Hückeswagener Sprossenbetrieb "Frischkeim" produziert seit wenigen Tagen wieder. Die Behörden hatten am Freitag die Warnung aufgehoben, Sprossen und Keimlinge roh zu verzehren.

 Firmenchef Friedel Laux mit Rote-Beete-Sprossen in seiner Produktionshalle. Die Produktions-Trommeln drehen sich wieder.

Firmenchef Friedel Laux mit Rote-Beete-Sprossen in seiner Produktionshalle. Die Produktions-Trommeln drehen sich wieder.

Foto: Hans Dörner

Wie eine Bombe war vor gut sechs Wochen die Nachricht bei Friedel Laux eingeschlagen: Die EHEC-Infektionen konnten auf einen Sprossen-Erzeuger-Betrieb in Niedersachsen zurückgeführt werden. Damit standen schlagartig alle Sprossen und Keimlinge unter Generalverdacht. Die Produktion in Laux' Firma "Frischkeim" musste mangels Nachfrage eingestellt werden. Bereits am Tag nach der Warnung hatte der Auslieferungsfahrer die Ware komplett zurück in den Betrieb an der Vorsperre gebracht.

Dabei war bei "Frischkeim" alles richtig gemacht worden. Das bescheinigte das Lebensmittelüberwachungsamt des Oberbergischen Kreises nach umfangreichen Laboruntersuchungen bereits Anfang Juni: "Der Verzehr von ,Frischkeim'-Sprossen ist unbedenklich." Das nutzte der Hückeswagener Firma herzlich wenig. Friedel Laux: "Innerhalb kurzer Zeit wurde unser gesundes Bio-Lebensmittel fast schon zum biologischen Kampfmittel." Umso erleichterter ist er jetzt über die Aufhebung der Verzehrwarnung für Sprossen.

Kein Saatgut aus Ägypten

Verstehen kann der 53-jährige Unternehmer die Angst vor der Infektion. Immerhin sind an dem EHEC-Darmkeim in Deutschland 49 Menschen gestorben. Und als möglicher Auslöser wurden Samen von ägyptischem Bockshornklee, Senf und Rucola ausgemacht. Doch Laux garantiert: "Wir verwenden kein Saatgut aus Ägypten. Und Bockshornklee, Senf und Rucola bieten wir sowieso nicht an — und haben das auch nie angeboten."

Zehn Mitarbeiter sind bei "Frischkeim" fest angestellt, hinzu kamen zwölf Aushilfen. "Und wir sind ein echt gutes Team", betont Friedel Laux. Traurig ist er, dass er die Aushilfen erst einmal nicht weiter beschäftigen kann. Für die festen Mitarbeiter wurde über Kurzarbeit eine Übergangslösung gefunden. Dabei musste die Produktion in den vergangenen sechs Wochen auf null gesetzt werden. "Wir haben einen Umsatzausfall von über 100 000 Euro", sagt Laux.

Auf eine Entschädigung hofft er nicht. In den Anträgen dafür sind Sprossen nicht einmal vorgesehen. "Weil wir keine Lobby haben", meint Laux. Er ist trotzdem verhalten optimistisch. Immerhin gibt es erste Nachfragen nach Alfalfa-, Linsen- und Rote-Beete-Sprossen. "Derzeit machen wir allerdings erst fünf bis zehn Prozent der normalen Produktion. In der Zeit vor Ehec haben wir zwei bis drei Tonnen Sprossen pro Woche verkauft. Ich hoffe, dass wir demnächst wieder auf halbe Kapazität kommen werden."

Die Kunden reagieren unterschiedlich. Für den Bio-Sektor gibt es bereits wieder Nachfrage. Aber Kunden, die Kantinen oder Großküchen beliefern, nehmen noch nichts ab.

(RP)
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