Hückeswagen Den Blick nach vorn gerichtet

Hückeswagen · 2009 wird Holger Lubomierski und seiner Mutter Irmgard als bitteres Jahr in Erinnerung bleiben. Denn Mitte Oktober brannte ihr Haus in Posthäuschen ab. Jetzt kümmert sich der Sohn intensiv um einen Neuanfang.

Holger Lubomierski blickt nach vorne. Nicht weil er unbedingt ein gnadenloser Optimist ist. Der 48-Jährige kann nur noch nach vorne schauen, weil die Vergangenheit praktisch nicht mehr existiert.

Lediglich in seinem Gedächtnis. Alles andere — Fotos, Kleidungsstücke, Möbel, Stammbaum, Fahrzeugbrief, auch seine Katzen Sonja und Elli — ist bei dem verheerenden Feuer in der Nacht zum 19. Oktober verbrannt.

Nachdem der Hückeswagener für seine 74-jährige, gehbehinderte Mutter zunächst die Gegenwart organisiert hatte, plant er nun die Zukunft: Im Frühjahr will er mit dem Bau eines neuen Hauses beginnen. Dort, wo jetzt noch die verkohlten Trümmer seiner Existenz liegen. Weihnachten und Silvester 2010 hofft Lubomierski, gemeinsam mit seiner Mutter im neuen Heim feiern zu können.

Der kaufmännische Angestellte der Remscheider Niederlassung der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH lebt nach wie vor in der Wohnung, die ihm ein Nachbar bereits wenige Stunden nach dem Brand zur Verfügung gestellt hatte.

"Meine Mutter ist bei Verwandten in der Stadt untergekommen", erzählt der 48-Jährige. Beide waren vor knapp elf Wochen mit dem nackten Leben und nur den Schlafanzügen, die sie am Leib trugen, davon gekommen. Irmgard Lubomierski wurde durch das von der Decke tropfende heiße Styropor so schwer an Händen und Armen verletzt, dass sie vier Wochen im Krankenhaus verbringen musste. "Sie hat das alles aber gut verkraftet", versichert ihr Sohn.

Er selbst zog sich Blasen am linken Daumen und Handgelenk zu. Die Brandnarben sind noch zu sehen. "Sie verheilen schlecht", sagt Holger Lubomierski. "Aber immerhin habe ich keine Schmerzen."

Auch seine Mutter blickt nach vorn. "Sie hat zu mir gesagt, ich soll das Haus abreißen und ein neues bauen", erzählt der Hückeswagener. Dieses (Groß-)Projekt ist er inzwischen angegangen. "Es gibt so viel zu koordinieren. Dass das so stressig wird, habe ich anfangs nicht geglaubt", sagt er. Doch das Beibringen von allem Notwendigen für den Bauantrag erfordert unglaublich viel Zeit.

Dazu komme, dass er in der Firma stark eingebunden sei. Und: "Ich muss meine Tiere versorgen und fahre jeden Tag zu meiner Mutter", berichtet Lubomierski, der noch drei weitere Katzen und einen Hund hat. Auch musste er eine Reihe von Papieren neu beschaffen. "Da läuft man von Pontius nach Pilatus", stöhnt er.

Gut für ihn und Irmgard Lubomierski, dass die Versicherung bereits gezahlt hat. "Wir mussten uns ja komplett neu einkleiden", blickt der 48-Jährige zurück. Allerdings konnten die Lubomierskis auch auf eine riesige Hilfsbereitschaft bauen. Sogar fremde Menschen hätten ihnen nach dem Brand Kleidung vorbei gebracht. "Bei ihnen, unseren Verwandten, Nachbarn und Freunden möchte ich mich für ihre große Anteilnahme und Hilfe bedanken", betont Lubomierski.

In der Wuppertaler Fertighaus-Ausstellung hat er sich bereits ein Haus ausgesucht; mit einem Architekten ist er im Gespräch. "Es soll ein Haus im Bungalowstil sein", sagt Lubomierski. Das sei besser für seine gehbehinderte Mutter, "und in 30 Jahren bin ich selber so alt wie sie heute", bemerkt er vorausblickend.

Dass er ein neues Haus baut, hat aber noch einen anderer Grund: "Das bin ich schon meinen Eltern und Großeltern, die das alte Haus damals gekauft haben, schuldig."

(RP)
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