Städtepartnerschaft Januar In Etaples Delikatessen aus Nordfrankreich auf dem Tisch

Hückeswagen · Einmal im Monat beleuchtet die BM das Gesche-hen in der Partnerstadt Etaples und der Region. Dieses Mal geht's um die Selbstvermarkter unter den Landwirten, die Köstlichkeiten produzieren.

 Der Weichkäse Maroilles kommt aus der Region um Etaples und gilt als eine Delikatesse.

Der Weichkäse Maroilles kommt aus der Region um Etaples und gilt als eine Delikatesse.

Foto: Wikipedia Commons

In Frankreich soll sich vieles ändern - zumindest wenn es nach den Bekundungen von Präsident Emmanuel Macron geht. Also beginnen auch die Menschen in der Landwirtschaft das neue Jahr mit einiger Zuversicht. Denn es soll etwas gegen die zunehmende Verarmung der Bauern unternommen werden, ist aus Paris zu hören.

Manche aber warteten erst gar nicht auf die Regierung, sondern begannen selbst mit dem Neuanfang. Er besteht schlichtweg darin, dass sie sich auf Althergebrachtes besannen: Die Zahl der kleineren Bauernbetriebe, die ihre Produkte selbst vermarkten, steigt neuerdings rasant. Ihre Besitzer schaffen es zunehmend, sich aus der Abhängigkeit von der übermächtigen Agrarindustrie zu befreien. Ihre Strategie ist so einfach wie alt: Man betreibt ökologische Landwirtschaft, die Kunden werden auf traditionelle, aber halb vergessene bäuerliche Erzeugnisse neugierig gemacht.

Eine jüngere Generation von Bauern im Hinterland von Etaples zieht Gemüse, das schmeckt, züchtet Ziegen und Enten artgerecht, stellt selbst gebrautes Bier in die Regale von Hofläden, wie man sie auch im Bergischen kennt. Das Geheimnis des stetig wachsenden Erfolgs sind kurze Vertriebswege, ein umfassender Kundenservice und wohl auch das gestiegene Qualitätsbewusstsein bei vielen Verbrauchern. Sie schätzen vor allem das reiche Käse-Angebot des Pas-de-Calais.

"Wie soll man ein Land regieren, das 246 verschiedene Käse sein eigen nennt?", soll einst Präsident Charles de Gaulle geseufzt haben. Der General, ein Nordfranzose aus Lille, hätte es eigentlich besser wissen müssen: Allein in Frankreichs nördlichster Region sind mehr als 200 Sorten aufgelistet. Ein Käse unter ihnen gilt als unumschränkter Star - der Maroilles - inzwischen ist er durch die Filmkomödie "Willkommen bei den Sch'tis" als Delikatesse Nordfrankreichs auch in Deutschland bekannt.

Der Maroilles hat eine besondere Geschichte. Und sie erklärt, warum es in der Region um Hückeswagens Partnerstadt so viele Arten von Käse gibt. Vor fast 1000 Jahren erfanden die Mönche der Abtei Maroilles - heute ein Ort südlich des belgischen Mons - die Rezeptur für einen besonders wohlschmeckenden Käse. In der Folgezeit wachten sie streng darüber, dass die abgabepflichtigen Bauern erst mit dem Johannistag, also zur Sommersonnenwende, damit begannen, mit dem Gerinnungsmittel Lab aus ihrer Kuhmilch diese Art von Käse zu machen. Die Laibe wurden regelmäßig in gesalztem Wasser gewaschen und gewendet, nach 100 Tagen sollten sie fertig sein. Soweit die Vorschriften der Mönche. Kenner behaupten, dass die Beschaffenheit von Gras und Weide eine ebenso wichtige Rolle für den Geschmack eines Maroilles spielen wie die gute Lüftung der Reifekeller durch den feuchten Küstenwind.

Der Käse aus Maroilles galt bald als Leibspeise am französischen Königshof, weshalb nun jeder Ort in Nordfrankreich darum wetteiferte, wer mit welcher Rezeptur den besten herstellte - so lautet die Legende. Auf diese Weise entstanden die verschiedensten Varianten dieses quadratisch geformten, goldgelb-orangen Weichkäses. Er riecht intensiv, schmeckt jedoch mild und ist (entfernt) mit einem Munster aus den Vogesen oder einem bayerischen Romadur vergleichbar. Die Etapler jedenfalls lieben ihren Maroilles vom Hofladen (oder zur Not den aus der Fabrik). Oft auch, wenn er als warmer Schmelz eine Flamiche bedeckt und so die landesübliche Tarte aus dem Ofen veredelt.

Dasselbe gilt für den Blumenkohl, geliefert gleich nebenan aus St. Omer. Dieses sanfte Gemüse, mit dem herzhaften Käse der Scht'is überbacken, ist eine wahre Winterköstlichkeit.

(RP)
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