Hückeswagen "Das schaffen wir schon"

Hückeswagen · Die Firma Frischkeim wäre im vorigen Jahr fast ein "Bauern-Opfer" der EHEC-Epidemie geworden. Mit seinen solidarischen Mitarbeitern ist Geschäftsführer Friedel Laux jedoch der Neustart gelungen.

 Friedel Laux hätte seinen Sprossen-Betrieb Frischkeim im Sommer 2011 wegen der EHEC-Epidemie fast schließen müssen. Inzwischen geht's an der Wupper-Vorsperre aber wieder aufwärts, und mit Blick auf die Zukunft ist der Geschäftsführer zuversichtlich.

Friedel Laux hätte seinen Sprossen-Betrieb Frischkeim im Sommer 2011 wegen der EHEC-Epidemie fast schließen müssen. Inzwischen geht's an der Wupper-Vorsperre aber wieder aufwärts, und mit Blick auf die Zukunft ist der Geschäftsführer zuversichtlich.

Foto: Hans Dörner (Archiv)

Als vor einem dreiviertel Jahr die EHEC-"Bombe" einschlug, war das für Friedel Laux wie ein Schock. Der Geschäftsführer des Sprossen-Betriebs Frischkeim an der Wupper-Vorsperre blickt zurück: "Zunächst dachte ich, so innerhalb von zwei Wochen wird sich der Markt wieder beruhigt haben, und wir werden normal weiter produzieren." Doch das erwies sich als Trugschluss — denn nach den ersten Wochen wurde es erst richtig schlimm.

Sprossen und Keimlinge standen unter dem Verdacht, Auslöser der EHEC-Epidemie zu sein, die sich besonders in Norddeutschland ausbreitete und an der bundesweit mehr als 50 Menschen starben. "Innerhalb kurzer Zeit wurde unser gesundes Bio-Lebensmittel fast schon zum biologischen Kampfmittel", sagte Laux im Juli im Gespräch mit der BM.

Da half es auch nicht, dass bei Frischkeim nie die verdächtigen Bockshornklee-Samen verwendet worden waren. Und auch nicht, dass der Betrieb vom Lebensmittelüberwachungsamt des Kreises für EHEC-frei erklärt worden war. Denn auch als das Verkaufsverbot aufgehoben wurde, wollte anfangs niemand Sprossen kaufen und essen.

Die festen Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit oder suchten sich eine andere Anstellung, die Aushilfen mussten entlassen werden. Eine Entschädigung gab es für Laux nicht. Auf Anfrage erhielt er einen Brief vom Landwirtschaftsministerium, in dem es lapidar hieß: "Entschädigungen sind für Sprossen-Erzeugerbetriebe nicht vorgesehen." Die Firma war kurz vor dem Ende. Andere Sprossen-Erzeuger hatten da bereits aufgegeben.

Aufgeben — genau das wollten Laux und seine engsten Mitarbeiter auf keinen Fall. "Wir sind ja von dem Produkt überzeugt. Sprossen und Keimlinge sind ausgezeichnete Lebensmittel", betont der Geschäftsführer. Mit dieser festen Überzeugung haben sie es geschafft: Der Betrieb produziert wieder. Zwar nur mit dem halben Umsatz wie vor der Krise. Aber wieder mit acht Mitarbeitern, die flexibel auf Produktionsschwankungen reagieren. Die Mitarbeiter motivieren sich gegenseitig. "Das schaffen wir schon", heißt es bei Durststrecken oder wenn es stressig wird.

Friedel Laux sieht verhalten optimistisch in die Zukunft: "Die Berg- und Talfahrt des vergangenen Jahres war schon sehr anstrengend. Jeder Kunde, der absagte, zog uns herunter. Jede Neubestellung gab uns Auftrieb." Er geht davon aus, dass das kommende Jahr noch schwierig sein wird. "Aber langsam wird es wieder bergauf gehen."

Die Situation heute erinnert den 54-Jährigen an seine Anfänge vor gut 20 Jahren. "Kaum einer brauchte damals Sprossen und Keimlinge. Das änderte sich erst im Laufe der Jahre. Und das wird sich auch jetzt wieder ändern." Schließlich gibt es Lebensmittel, die ohne Keimlinge nicht hergestellt werden können. Essener-Brot ist so ein Fall. Dieses Ur-Brot kann nur mit gekeimtem Getreide gebacken werden. Und ein neues Produkt gibt es bei Frischkeim auch wieder: Rotkohl-Kresse.

(RP)
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