Hückeswagen Das Kegeln als Wirtschafts- und Kulturgut

Hückeswagen · Als der Kegelclub "Geselligkeit", die Urzelle der "Fidelen Brüder", 1947 im Haus Hartmann gegründet wurde, gab es noch die Reichsmark. Heute, zwei Währungen und sieben Jahrzehnte später, sorgen viele Gewohnheiten und Rituale des regen Vereinslebens für Erstaunen.

Die gesellschaftliche Bedeutung des Kegelns war früher eine andere: So fanden in den 1950er-Jahren und später viele Firmenfeste im Saal von Haus Hartmann statt, wo die Aktivitäten auf der Kegelbahn fester Bestandteil waren. "Von der Heyden, Schnabel, Kotthaus - alle waren sie da", erinnert sich Günter Hartmann. Doch der Präsident befürchtet, dass diese Freizeitbeschäftigung aussterben könnte. Nur allzu schwer lasse sich Nachwuchs fürs Kegeln finden.

Das war auch immer ein Wirtschaftsfaktor. Noch bevor Hartmann um 1956/57 in den Club eintrat, verdiente er sich sein erstes Taschengeld als "Kegeljunge": Gemeinsam mit Horst Flosbach musste er nach jedem Wurf der Kegler die Holzpinne wieder aufstellen und die Kugel in die Rücklaufrinne einlegen. "Da kam was zusammen, wir hatten immer Geld. Aber es war eine Plackerei", erinnert sich Hartmann.

Und schließlich ist und war Kegeln ein Träger für Sozio-Kulturelles. So werden an den Kegelabenden Lieder gesungen und Rituale gepflegt. "Einmal im Jahr findet ein Königskegeln statt. Der Sieger erhält die Königskette und wird als solcher mit einer Art Vorbeimarsch inthronisiert", erläutert Hartmann. Der neue König muss sich zuvor einem Ritual unterziehen: Er stellt sich auf einen Stuhl und muss am Hals eine (harmlose) Rasur über sich ergehen lassen.

Immer zu einem bestimmten Zeitpunkt im abendlichen Spieleablauf wird ein Vereinslied nach der Melodie des Frankenlieds gesungen. Weitere Bestandteile sind das Kegelbuch, in das seit 1956 alle Ergebnisse eingetragen werden, handgefertigte Nadeln, kunstvolle Urkunden und zeitweise sogar ein Programmheft. Günter Hartmann fertigte weiterhin Reiseberichte mit Skizzen und Gedichten an.

(nob)
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