Das Hückeswagener Kinderdorf 2022 ist zu Ende Kinderdorf muss ohne die „Mutter der Kompanie“ auskommen

Interview | Hückeswagen · Andrea Poranzke übernimmt künftig mehr Aufgaben im Bereich der Wirtschaftsförderung. Ihr letztes Kinderdorf sei das schönste gewesen, versichert sie.

 Für Andrea Poranzke war das sechste Kinderdorf gleichzeitig auch ihr letztes.

Für Andrea Poranzke war das sechste Kinderdorf gleichzeitig auch ihr letztes.

Foto: Jürgen Moll

Frau Poranzke, wie war das diesjährige Kinderdorf, das erste seit drei Jahren? Und wie zufrieden sind Sie?

Andrea Poranzke Die zwei Wochen sind wirklich gut gelaufen. Es herrschte eine ganz andere Stimmung als früher. Nach zwei Jahren Corona-Pause, in der wir nur die Kinderdorf-Alternative anbieten konnten, waren alle froh, sich wieder frei bewegen zu können. Auch die Mitarbeiter waren ganz entspannt. Bis auf die üblichen Querelen gab es nur wenige Streitereien unter den Kindern. Die Dorfpolizei war quasi arbeitslos.

Wie hat das Wetter in den vergangenen zwei Wochen mitgespielt?

Poranzke Bis auf ein paar Regentage hatten wir von 15 bis 40 Grad alles dabei.

Welche Produkte haben die etwa 170 Jungen und Mädchen in den Werkstätten hergestellt?

Poranzke Es sind viele tolle Sachen entstanden – seien es die Glasblumen der Glaswerkstatt, die Produkte der Holzwerkstatt oder auch die Kreationen im Bistro aus Schokoküssen und Waffelhörnchen. Ich bin immer wieder erstaunt über so viel Kreativität.

Welche Ideen konnte das Kinderparlament umsetzen?

Poranzke Die Kinderdorf-Bürgermeisterin hatte ein tolles Wahlprogramm und es auch umgesetzt. So ist beispielsweise ein neues Blumenbeet im Garten des Jugendzentrums entstanden. Es gab eine Dorfpolizei, und von den Steuergeldern der Kinder wurde ein Ausflug in den Klettergarten organisiert.

Gab es Rückmeldungen der Eltern?

Poranzke Es gab einige Eltern, die sich positiv geäußert haben.

Wann ist vom Kinderdorf nichts mehr zu sehen?

Poranzke Direkt am Ende des Markttags, am Freitag, wurde das Kinderdorf abgebaut. Am Samstag haben wir die restlichen Materialien im Jugendzentrum einsortiert, und der Bauhof holt dann im Laufe der Woche die Holzhütten ab.

Ist das Kinderdorf zum Selbstläufer geworden?

Poranzke Ein Selbstläufer ist das Kinderdorf nicht, da nicht nur die Werkstätten organisiert und Mitarbeiter gefunden werden müssen, sondern auch die Finanzen eine große Rolle spielen. Von den rund 70.000 Euro, die das Kinderdorf kostet, bleiben nach Abzug der Einnahmen immer noch gut 55.000 Euro übrig, die gedeckt werden müssen.

Die Holzhütten haben während der Pandemie gelitten und sind teilweise unbrauchbar geworden. Geht es im Kinderdorf auch ohne sie?

Poranzke Die Hütten sind mittlerweile völlig marode. Daher kam die Idee auf, das Kinderdorf in einer Schule zu machen. Aber das hätte nicht das Flair eines Kinderdorfs und keinen Dorfcharakter, wie mit einzelnen Hütten.

Sie haben angekündigt, dass das Kinderdorf im nächsten Jahr ohne Ihre Mithilfe auskommen muss. Warum?

Poranzke Das stimmt, da ich im Bereich der Wirtschaftsförderung andere Aufgaben übernehmen werde. Ich bin froh, dass ich nach zwei Jahren Corona-Pandemie, in der es nur ein Alternativ-Programm gab, noch einmal ein richtiges Kinderdorf miterleben und auf die Beine stellen konnte. Und natürlich bin ich auch traurig, da ich das Hückeswagener Jugendzentrum vor elf Jahren mit aufgebaut habe und das Kinderdorf wie ein Baby für mich ist. Meine letzte Aufgabe als Stadtjugendpflegerin wird der Weltkindertag am 24. September sein, den ich groß aufziehen möchte.

Was war Ihr ganz persönliches Highlight in den vergangenen zwei Wochen?

Poranzke Das ist schwer zu sagen. Meiner Meinung nach war es von der Stimmung und Atmosphäre her das schönste Kinderdorf der vergangenen acht Jahre. Es herrschte ein tolles Miteinander und alle haben super mitgemacht.

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