Hückeswagen Das Ende eines Straßenbahnmuseums

Hückeswagen · Heinz Johann sammelte ausrangierte Straßenbahnen aus Leidenschaft. Nach seinem Tod im Januar 2013 wurde sein privat angelegtes Straßenbahnmuseum in Wiehagen am Samstag aufgelöst. Zwei Wagen werden nun in Wuppertal aufbereitet.

 Mehrer Stunden dauerte am Samstag die Verladung von zwei historischen Straßenwagen des Privatmuseums des im vorigen Jahr verstorbenen Heinz Johann aus Wiehagen. Sie sollen nun im Wuppertaler Straßenbahnmuseum wieder aufbereitet werden.

Mehrer Stunden dauerte am Samstag die Verladung von zwei historischen Straßenwagen des Privatmuseums des im vorigen Jahr verstorbenen Heinz Johann aus Wiehagen. Sie sollen nun im Wuppertaler Straßenbahnmuseum wieder aufbereitet werden.

Foto: J. Moll

Der Traum von Heinz Johann wurde nie Wirklichkeit: Straßenbahnfahrten nach und durch Hückeswagen. Sein ab 1966 angelegtes Bergisches Straßenbahnmuseum Hückeswagen auf seinem Grundstück an der Wiehagener Straße nahe des Sägewerks Zeppenfeld wurde am Wochenende aufgelöst. Nach dem Tod von Heinz Johann vor 14 Monaten fand sich kein Nachfolger für dieses Liebhaber-Projekt.

Von ehemals sieben Trieb- und Beiwagen standen bis Samstag noch vier auf dem Grundstück. Zwei davon gingen an das Bergische Straßenbahnmuseum in Wuppertal- Kohlfurth. "Die beiden Wagen sollen langfristig aufbereitet und wieder fahrtüchtig gemacht werden", berichtete Vereinsmitglied Georg Kemper. Mehrere tausend Euro kostete den Verein der Abtransport mit zwei Tiefladern; zum Aufladen stand ein Schwerlastkran der Firma Kahl bereit. Behutsam und mit Fingerspitzengefühl wurden die zirka 18 Tonnen schweren Straßenbahnen unter den Augen von Gleisbau-Chef Jürgen Priebe verladen und gesichert.

Der Wuppertaler Museumsverein freut sich über den Zuwachs. "Wir haben vor Jahren schon eine Straßenbahn von Herrn Johann erhalten und aufbereitet. Sie hat heute den Wert eines Einfamilienhauses in frei stehender Lage", beschrieb Georg Kemper den Wert der historischen Wagen. Einer der verladenen Waggons ist ein seltener Dreiachser aus dem Jahr 1952, herstellt von Westwaggon Köln. "Ein Dreiachser läuft auf kurvigen Strecken, wie wir sie im Bergischen Land haben, ruhiger", erläuterte Vereinsmitglied Klaus Sieper. Der zweite Wagen ist ein Party- bzw. Gesellschaftswagen der Firma MAN von 1925. Dazu gibt es im Wuppertaler Straßenbahnmuseum bereits den passenden Triebwagen.

Die zwei verbleibenden Wagen auf dem Grundstück befinden sich in einem solch desolaten Zustand, dass sie nur noch als Ersatzteil- Lieferant dienen. Der Rest muss verschrottet werden. Der verstorbene Heinz Johann war einer der Gründungsmitglieder des Wuppertaler Museums. "Ohne seinen Enthusiasmus gäbe es uns nicht", versicherte Kemper.

Sohn Ulrich Johann hielt den Abtransport der Straßenbahnen mit dem Fotoapparat fest. "Ich bin glücklich, dass die Sache einen Abschluss findet", sagte der 55-Jährige. Einen Nachfolger, der sich wie Heinz Johann um die Sammlung kümmert, fand sich nicht. Seine fünf Kinder leben verstreut außerhalb von Hückeswagen. Daher wurde das Grundstück von den Erben an den benachbarten Schrotthändler Christian Bacher verkauft.

Ein interessierter Zuschauer war Guido Kremann, der schon als Kind zwischen den Straßenbahnen von Heinz Johann gespielt hat. "Als Nachbar verfolgt man das natürlich", sagte er.

Abgebaut werden sollen in Kürze auch drei alte, verschnörkelte Fahrleitungsmasten mit geschwungenem Ausleger von ebenfalls historischem Wert.

Der Gesellschaftswagen Nummer 15 der bergischen Kleinwagen AG Wuppertal findet nun, nach vielen Jahren der Zwischenstation in Hückeswagen, den Weg zurück nach Wuppertal, wo er damals gefahren ist. Bald wird auch die letzte Straßenbahn aus der Schloss-Stadt verschwunden sein. Besichtigt werden können sie dann nur noch in der Kohlfurth. "Mit der Restaurierung wird aber noch die nachfolgende Generation beschäftigt sein", vermutet Ulrich Johann.

(heka)
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