Hückeswagen D-Mark ausgeben mit Wonne

Hückeswagen · Obwohl vor zehn Jahren, zum 1. Januar 2002, der Euro eingeführt wurde, kann mit der alten Währung immer noch offiziell gezahlt werden. Spiel- und Lederwarenhändler Uwe Heinhaus bekommt noch fast täglich D-Mark vorgelegt.

 Fast täglich kommen Kunden zu Uwe Heinhaus und bezahlen mit Scheinen oder Münzen aus der Zeit der "guten alten" D-Mark.

Fast täglich kommen Kunden zu Uwe Heinhaus und bezahlen mit Scheinen oder Münzen aus der Zeit der "guten alten" D-Mark.

Foto: J. Moll

Die Silberne Hochzeit liegt für das Ehepaar schon mehr als zehn Jahre zurück. Als die Hückeswagener kurz vor Weihnachten die Glückwunschkarten von damals wiederfanden und sich zum Entsorgen selbiger entschlossen, trieb sie die Neugierde noch einmal zum Durchforsten der Briefe.

Zum Glück, denn so fanden die Eheleute insgesamt rund 600 Mark in den Umschlägen. Kurz vor Heiligabend kaufte der Mann mit dem Geld im Spiel- und Lederwarengeschäft Heinhaus an der Bahnhofstraße ein.

Uwe Heinhaus erlebt solche Geschichten fast täglich. Neben der Filiale von C & A in Remscheid ist der Händler nach eigener Aussage der Einzige in der Gegend, der immer noch Markscheine und -münzen annimmt. Wie groß der Umsatz alleine in D-Mark seit 2002 ist, weiß er nicht. "Aber das geht in die Zigtausende", ist sich Heinhaus sicher.

Eine Geschichte hinter jeder Mark

Aus zwei Gründen nimmt der Spiel- und Lederwarenhändler noch D-Mark an: "Weil das zum einen eine Serviceleistung gegenüber unseren Kunden ist, und zum anderen steckt hinter jedem Markschein eine Geschichte", sagt Heinhaus. Denn fast jeder, der mit Münzen oder Scheinen aus der "alten Zeit" bezahlt, erzählt auch, wie und wo er sie gefunden hat.

Da war zum Beispiel der Mann, der endlich die Zeit gefunden hatte, die alte Wellblechgarage des verstorbenen Vaters aufzuräumen. Dort entdeckte er zwei Farbeimer, die randvoll mit 50-Pfennig-Stücken aus den Jahrgängen 1949 bis 1969 gefüllt waren, dazu fand er noch jede Menge Kupfergeld. Gut 400 Mark kamen so zusammen, die der Mann bei Heinhaus ausgab.

"Das ist das Schöne daran: "Dieses Geld ist übrig und geht nicht zu Lasten des monatlichen Budgets", weiß der Händler. "Deshalb gönnen die Leute sich 'was — und das mit breitem Grinsen im Gesicht." Mitunter kommen Kunden mit bis zu 800 Mark ins Geschäft. Dafür gibt es dort entweder Artikel aus dem Sortiment im Euro-Gegenwert oder einen Gutschein. Wünsche, das Geld gegen Euro einzutauschen, muss Heinhaus aus gesetzlichen Gründen ablehnen. "Ich bin keine Wechselstube", stellt er klar.

Eingekauft hat mit alten Pfennigen und Markmünzen vor einiger Zeit auch ein junges Ehepaar, das gerade ein altes Haus gekauft hatte. Beim Demontieren der Nachtspeicheröfen fanden sie eine etwa zehn Zentimeter große Schicht aus Münzen: "Offenbar hatten Kinder immer wieder Geldstücke durch den Schlitz der Heizung oben unter der Deckplatte geworfen", sagt Heinhaus.

Klares Bekenntnis zum Euro

Er selbst möchte den Euro, trotz aller Kritik an der Währung, nicht missen. "Im Urlaub brauche ich keine Zweitwährung mehr, und der Euro hat eine Wertstellung, den die D-Mark nie hatte", betont er.

(RP)
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