Schulweg in Hückeswagen Die „Bodyguards“ der Grundschüler

Hückeswagen · Auch für die Polizeihauptkommissare Andreas Roth und Frank Schultes enden am Dienstag die Schulferien. Ab Mittwoch sichern die Bezirksbeamten wieder den Schulweg der Grundschüler. Ab Donnerstag kommen noch die Erstklässler hinzu.

  Das morgendliche Revier von Polizeihauptkommissar Andreas Roth liegt zwischen dem großen Kreisverkehr und der Grundschule Wiehagen, Blumenstraße.

Das morgendliche Revier von Polizeihauptkommissar Andreas Roth liegt zwischen dem großen Kreisverkehr und der Grundschule Wiehagen, Blumenstraße.

Foto: Stephan Büllesbach

Der Dienstweg von Andreas Roth ist kurz, muss der Wiehagener doch nur wenige Meter hinunter zum großen Kreisverkehr an den GBS-Hochhäusern gehen. Um 7.15 Uhr beginnt dort sein Arbeitstag, sofern keine Schulferien sind. Eine Viertelstunde beobachtet er den Verkehr dort und achtet auf die ersten Schüler, die zur Grundschule Wiehagen oder den weiterführenden Schulen in der Stadt marschieren. Dann, wenn auch die ersten „Eltern-Taxis“ anrollen, geht der Polizeihauptkommissar die Blumenstraße entlang zur Grundschule. „Die Uniform bewirkt schon, dass langsamer gefahren wird“, ist sich Roth sicher. Die Blumenstraße ist eine Tempo-30-Zone.

Das ist die Kölner Straße im Bereich des „Arche“-Kindergartens und der benachbarten Löwen-Grundschule ebenfalls. Dort kontrolliert hauptsächlich Frank Schultes. Um 7.35 Uhr setzt die morgendliche Rush Hour ein, „ab 8.05 Uhr ist hier dann nichts mehr los“, hat der Polizist festgestellt. In dieser halben Stunde aber herrscht ein Verkehrsaufkommen auf der schmalen Kölner Straße wie sonst nur auf der Bundesstraße im Zentrum: Eltern bringen ihre Kinder in den Kindergarten, die Grundschule oder zur weiter oberhalb liegenden Realschule. „Es ist manchmal erschreckend, wie dicht die Autos an dem teils sehr schmalen Gehweg vorbeifahren“, sagt Schultes. Die Bewältigung des Schulwegs erfordere daher eine hohe Konzentration – von den Autofahrern, aber vor allem von den Kindern. Ihm wäre es lieber, die Eltern würden ihre Kinder im Brunsbachtal aus den Autos aussteigen. „Dann könnten sie die paar Meter durch den Stadtpark bis zur Schule gehen“, schlägt er vor. Kein Verständnis haben er und sein Kollege für Eltern, deren Kinder einen Schulweg von nur wenigen hundert Metern haben, dennoch im Auto vorgefahren werden.

  Polizeihauptkommissar Frank Schultes auf dem Vorplatz der Johanniskirche unterhalb der Löwen-Grundschule an der Kölner Straße.

Polizeihauptkommissar Frank Schultes auf dem Vorplatz der Johanniskirche unterhalb der Löwen-Grundschule an der Kölner Straße.

Foto: Stephan Büllesbach

Zu schnell fahren auf der Kölner Straße ist um diese Zeit gewissermaßen unmöglich: „Dann herrscht auf der Kölner Straße Stau“, weiß Schultes. Ausgelöst wird der nicht nur durch das hohe Aufkommen an Autos, sondern vor allem durch das Anhalten der Wagen, das Aussteigen der Kinder und das Rückwärtsfahren mancher Eltern vom Vorplatz der Johanniskirche auf die Straße. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist entsprechend gering. „Das haben Messungen der Stadt ergeben“, berichtet Schultes.

Für die Blumenstraße liegen solche Daten nicht vor. Roth geht jedoch davon aus, „dass sie höher ist“. Schließlich hat die Blumenstraße eine sehr große und mit sieben Meter fast doppelt so breite Fahrbahn wie die Kölner Straße. Gerast werde dort aber auch nicht. Wenn die Eltern jedoch ihre Kinder an der Grundschule abgesetzt haben, ist so mancher Autofahrer darunter, „der mit den Gedanken wohl schon bei der Arbeit ist“. Dann gibt er im unteren Teil der Blumenstraße mehr Gas gibt, als zulässig ist.

Was beide Bezirksbeamten immer wieder feststellen müssen, ist die Unsicherheit vieler Autofahrer im Umgang mit den Schülern, die die Straßenseite wechseln wollen. „Im letzten Kindergartenjahr gibt es zwei Schulungen für Erwachsene und Kinder“, berichtet Roth. Doch so manche Mütter und Väter hätten diese Verkehrserziehung nach den Ferien wieder vergessen. „Auch wenn dort keine Verkehrsinsel ist, halten sie an, wenn Schüler am Gehweg stehen und auf die andere Seite wollen“, hat der Polizeihauptkommissar immer wieder beobachtet. Die Kinder ihrerseits sind unsicher, ob sie gehen sollen. Die Verhaltensweise ist aber klar geregelt: „Die Autos sollen weiterfahren“, stellt Roth klar. Denn zum einen ist unsicher, ob ein entgegenkommendes Auto auch anhalten würde, zum anderen könnten gerade die Grundschüler, die mitunter nicht größer sind als der Außenspiegel des Autos hoch, die gesamte Verkehrslage überblicken. „Den ausgestreckten Arm bei den Kindern, wie es früher einmal üblich war, gibt es nicht mehr. Das ist viel zu gefährlich“, betont der Polizist.

Die Bezirksbeamten sprechen die Erwachsenen auf dieses Fehlverhalten an. „Habe ich vergessen“, laute häufig deren Antwort. „Wir weisen aber immer wieder darauf hin – auch wenn’s mühselig ist“, versichert Roth. Und Schultes sagt: „Zum Glück hat es in Hückeswagen schon lange keinen Schulwegunfall mit Kindern mehr gegeben.“

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