Bergische Industriegeschichte im 3-Städte-Depot in Hückeswagen Maschinen rattern am Aktionstag

Hückeswagen · Die Ehrenamtlichen öffneten am Sonntag die Türen des 3-Städte-Depots. Besucher durften stöbern, fragen und ausprobieren – und die Neuheiten in der Ausstellung entdecken.

Auch alte Drucktechnik wurde am Sonntag beim „Tag der offenen Tür" im 3-Städte-Depot lebendig.

Foto: Theresa Demski

Ernst Köser schaltet am Sonntagmittag den alten Webstuhl ein. Er hat das in seinem Leben unzählige Male getan – seit seiner Ausbildung zum Bandwirker. An diesem Sonntagnachmittag schaltet er den historischen Bandwebstuhl ein, um Besuchern im 3-Städte-Depot die Arbeit der alten Maschine vorzuführen.

Sie lehnen sich interessiert über die Jahrhunderte alte Technik und beobachten, wie die Maschine Faden um Faden webt. Ernst Köser, der eines der frisch bedruckten Vereins-Shirts der Ehrenamtlichen aus dem 3-Städte-Depot trägt, erzählt von seiner Arbeit als Bandwirker, und die Besucher lauschen – den Erzählungen und den Geräuschen des alten Webstuhls.

Viele Maschinen werden am Sonntag im 3-Städte Depot für die Besucher am „Tag der offenen Tür“ eingeschaltet, um ihre Funktion zu erklären. „Wer Interesse hat, kann einfach einen unserer Ehrenamtlichen ansprechen“, erklärt Barbara Mosblech und deutet auf die vielen leuchtenden Lichter, die von der Funktionsbereitschaft der alten Maschinen erzählen.

Und so erklingt immer mal wieder ein Rattern oder ein Hämmern, ein Summen oder ein Klopfen, wenn die alten Maschinen mit ihrer Arbeit beginnen. Die Ehrenamtlichen haben die Türen des 3-Städte-Depots weit geöffnet. „Weil wir die Menschen für die Technik und die Industriegeschichte begeistern wollen“, sagt Barbara Mosblech, die im Vereinsvorstand aktiv ist.

Wer regelmäßig in der Halle am Rande der Schloss-Stadt zu Gast ist, der kann schon die Spuren der Professionalisierung der Ausstellung entdecken. Dank europäischer Leader-Mittel werden die Ehrenamtlichen seit anderthalb Jahren von Profis begleitet, die sie bei allen Fragen rund um die Ausstellung beraten. „Das kann man jetzt schon sehen: Wir haben aufgeräumt und aussortiert“, sagt Barbara Mosblech. Viele Ausstellungsstücke seien jetzt viel besser zu erkennen. „Und es geht noch weiter“, erinnert die Ehrenamtliche. Jede Maschine könnte mit einem kleinen Video ausgestattet werden, das die Geschichte und Funktion erklärt. Wer eine Runde durch das 3-Städte-Depot dreht, soll künftig noch mehr visuelle Unterstützung beim Thema bekommen.

„Aber wir bleiben, wer wir sind“, sagt Barbara Mosblech. Und dazu gehört eben auch, dass die Maschinen mit allerhand persönlichen Geschichten angereichert werden – von Ehrenamtlichen des Vereins. Einer von ihnen ist Christoph Heck, der erst vor kurzem zum Team gehört. „Ich wollte mich im Ruhestand ehrenamtlich engagieren“, erzählt er. Durch Zufall habe ihn ein Bekannter auf das 3-Städte-Depot angesprochen. „Ich war vorher nie hier gewesen“, erzählt er. Aber nach seinem ersten Besuch habe festgestanden: „Hier mache ich mit.“ Als gelernter Maschinenbauer erkannte er in der Ausstellung schnell einen besonderen Schatz.

Auf den ersten Blick entdeckte sein erfahrenes Auge die Funktionalität vieler der Maschinen im Depot. Und ihm gefiel die Idee, die Industriegeschichte der Region auch anderen Menschen nahe zu bringen. „Es ist mein grundsätzlicher Wunsch, die alte Technik zu reviveln“, erklärt er. Das 3-Städte-Depot ermögliche eine kleine Zeitreise – von der Industrie 0.0 zur Industrie 4.0 an einem Nachmittag. Und sie vermittle einem auch die Erkenntnis: „So genau konnte man auch früher schon bauen“, sagt Heck.

Diese Einsicht gewinnt am Sonntagnachmittag auch Jürgen Dickentmann, der als Besucher durch das 3-Städte-Depot schlendert. „Wir haben den Maschinenbau nicht erfunden“, sagt er nachdenlich, „es ist wirklich interessant zu sehen, wie genau man früher schon bauen konnte.“ Er sei selbst Handwerker gewesen, habe Instrumente gebaut und ein Auge für feine handwerkliche Arbeiten. Und er sei beeindruckt von den Fähigkeiten vieler Generationen von Handwerker vor ihnen. „Wenn ich zum Beispiel an den Kölner Dom denke, dann meine ich manchmal: Was die Menschen damals konnten, das können viele heute gar nicht mehr.“ Und dann spaziert er weiter – vorbei an der kleinen Schmiede, am Béché-Hammer und der Schusterei, an den Webmaschinen und Druckpressen.

Die Damen des Vereins haben unterdessen ein kleines Café eingerichtet und den Tisch gedeckt. Draußen wird gegrillt. „Wir freuen uns, wenn die Menschen heute ins Gespräch kommen“, sagt Barbara Mosblech. Und dabei meint sie nicht nur technikaffine Männer, sondern auch Frauen. „Wir möchten, dass unsere Ausstellung auch noch mehr Frauen anspricht und begeistert“, sagt die Ehrenamtliche.

Der Verein rührt deswegen auch weiter die Werbetrommel – zum Beispiel mit einem Museumskoffer, den die Ehrenamtlichen auf Reisen schicken. In diesem Koffer, der Station in anderen Museen, beim Feierabendmarkt oder in Schulen macht, finden Interessierte auch die Produkte, die im 3-Städte-Depot hergestellt werden – auch am Sonntagnachmittag zum „Tag der offenen Tür“. Einkaufswagenchips und Flaschenöffner, bedruckte Taschen und Bänder verlassen am Aktionstag als Erinnerungsstücke das Depot.