Wohnen in Hückeswagen Belvona verlangt offenbar zu hohe Miete für Sozialwohnungen

Hückeswagen · Noch bis 2024 sind die Wohnungen an der Gutenbergstraße an einen Mietpreis gebunden. Der neue Vermieter wusste das scheinbar nicht. Jetzt greift der Kreis ein.

 2020 hatte die Belvona den Wohnkomplex übernommen. Offenbar hat sie dabei aber den Mietpreis falsch kalkuliert.

2020 hatte die Belvona den Wohnkomplex übernommen. Offenbar hat sie dabei aber den Mietpreis falsch kalkuliert.

Foto: Mario Büscher

Nachdem die Belvona die Wohneinheiten an der Gutenbergstraße im vergangenen Jahr von Altro Mondo kaufte, sanierte sie die Wohnungen und wirbt auf ihrer Homepage mit einem „Belvona-Luxus“. Offenbar zu einem erhöhten Preis. Eine Drei-Zimmer-Wohnung in Hückeswagen wurde demnach für eine Kaltmiete von acht Euro pro Quadratmeter angeboten. Erlaubt sind allerdings nur etwa fünf Euro. Das ist bei einer 78-Quadratmeter-Wohnung eine Steigerung von 234 Euro.

Für den Wohnkomplex an der Gutenbergstraße besteht nämlich eine Mietpreisbindung, das bestätigt der Oberbergische Kreis. Die Wohnungen dort wurden mit Hilfe von öffentlichen Geldern gebaut und „sind bis zum 31. Dezember 2024 in der sogenannten Nachwirkungsfrist“, schreibt die Kreisverwaltung. Das bedeutet, dass die Miete bis dahin einen festgelegten Quadratmeterpreis nicht übersteigen darf. Der Vorbesitzer, die Genossenschaft für Bau und Siedlungswesen (GBS) Hückeswagen, hatte die öffentlichen Mittel zwar bereits 2014 vollständig zurückgezahlt, das ändert aber nichts an der Mietbindung. Der Preis darf weder bei der Neuvermietung, noch in schon bestehenden Mietverhältnissen steigen. Das ist aber offenbar passiert.

Laut Informationen unserer Redaktion, soll sich die Belvona beim Zeitpunkt des Kaufs nicht darüber bewusst gewesen sein und habe beim Vorbesitzer GBS nachgefragt, ob tatsächlich eine Mietpreisbindung bestünde. Die Firma selbst war für eine Stellungnahme auch nach mehrmaliger Anfrage nicht zu erreichen. Das Amt für Soziale Angelegenheiten des Oberbergischen Kreises ist dafür verantwortlich, die zweckgebundenen Mietobjekte zu kontrollieren. Verändert sich die Miete, muss der Vermieter das mitteilen. „Gleichzeitig erhalten wir regelmäßig Veränderungsmeldungen aus den Einwohnermelderegistern“, teilt eine Kreissprecherin mit. Das sei auch im aktuellen Fall bei der Wohnung an der Gutenbergstraße geschehen. „Daraufhin wurde Kontakt mit dem Vermieter und Mieter aufgenommen“, teilt der Kreis mit. Im Februar habe es ein Gespräch mit dem Eigentümer der Belvona gegeben. Aktuell würden die Daten der Beteiligten verglichen. Dabei soll geklärt werden, „ob gegebenenfalls Mieten unberechtigt eingezogen wurden“, schreibt der Kreis. Laut Mieterinnen an der Gutenbergstraße soll es Fälle gegeben haben, bei denen potenzielle Mieter von einem Vertrag Abstand genommen haben, nachdem bekannt wurde, dass die Wohnungen wohl nicht wie vereinbart vermietet werden können.

Kreisweit kommt es jährlich zu etwa 50 Fällen, bei denen zu teure Mietpreise erhoben werden. Aktuell unterliegen 2185 Wohnungen in den neun Kommunen des Kreises einer Mietpreisbindung.

Online werden derzeit keine Wohnungen mehr an der Gutenbergstraße 13-19 angezeigt, obwohl viele Wohnungen vor Ort leer stehen. Die Angebote sind offline. „Mehr als 70 Prozent der Wohnungen sind aber derzeit unbewohnt“, sagt eine Mieterin.

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