Hückeswagen Ausbildung ist heute weniger gefragt

Hückeswagen · Die Agentur für Arbeit beklagt einen "erwarteten Bewerberrückgang". Die Industrie- und Handelskammer verzeichnet hingegen kaum Veränderungen bei den bisherigen Vertragsabschlüssen, sieht aber gute Chancen für künftige Bewerber.

Die Bewerberzahlen sind rückläufig - diesen Trend stellt die Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach in ihrer Halbjahresbilanz für den Ausbildungsmarkt Oberberg fest. So wären im Oberbergischen Kreis bis zum Stichtag am 1. April 1109 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden, von denen 568 noch unbesetzt seien. Demgegenüber stehen 1753 gemeldete Ausbildungssuchende. Das sind 206 weniger als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr.

"Der erwartete Bewerberrückgang ist nun eingetreten", sagt Stefan Krause, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. Heute neigten mehr potenzielle Azubis zum Studium, sagt Krause, und auch die Qualifizierungsangebote an den Berufskollegs führten dazu, dass viele Ausbildungsplätze bislang nicht besetzt seien. "Trotzdem möchten wir die oberbergischen Arbeitgeber ermuntern, weitere Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen", sagt Krause. Ein leichter Abwärtstrend ist allerdings schon festzustellen. Mit 1150 Ausbildungsstellen wurden 2014 noch 41 Plätze mehr als zum Stichtag 2015 ausgeschrieben.

Weniger gravierend sind die Zahlen, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) in ihrer Halbjahresbilanz für Oberberg vorlegt. Die IHK bewertet den Ausbildungsmarkt zurzeit als "stabil". So seien bei der IHK zum Stichtag am 31. März 364 unterschriebene Ausbildungsverträge eingegangen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 363 Verträge. Besonders begehrt sind demnach die Azubi-Stellen für Industriekaufleute. 75 Verträge wurden laut IHK für dieses Ausbildungsjahr bereits unterschrieben. Und bis Ende September rechne man mit "deutlich mehr als 100 Ausbildungsverträgen" im industriekaufmännischen Bereich, heißt es in der Bilanz.

"Die Konjunktur ist aktuell solide, die weiteren Aussichten sind positiv", sagt Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg. "Damit sind die Chancen für Jugendliche bestens, in diesem Jahr eine attraktive Ausbildung beginnen zu können."

Bei den Bewerbern besonders gefragt und von der Wirtschaft auch ausgeschrieben, werden Ausbildungen zum Kaufmann für Büromanagement, zum Mechatroniker und Industriemechaniker. Bei Suchenden gefragt, aber kaum angeboten, werden Ausbildungen zum Einzelhandelskaufmann oder zum medizinischen Fachangestellten.

Zuwächse gab es zuletzt vor allem in industriell-technischen Berufen: 164 Ausbildungsverträge wurden hier bis zum Stichtag bei der IHK eingetragen, das sind 14 mehr als bis zum 31. März 2014. "Dies ist ein gutes Signal für eine so industriell geprägte Region", sagt Michael Sallmann. Neben den Verträgen für künftige Industriekaufleute wurden im industriell-technischen Bereich 31 Verträge für Ausbildungen zum Industriemechaniker und 21 Verträge für Ausbildungen zum Elektroniker für Betriebstechnik gemeldet. Bei diesen Ausbildungen rechnet die IHK bis zum Ende des Ausbildungsjahres am 30. Septemder mit einer Verdoppelung der eingetragenen Verträge. Und: "Die kaufmännischen Berufe und die Dienstleistungsberufe werden in den kommenden Monaten nachziehen", prognostiziert Sallmann. Er rät Ausbildungssuchenden, die Vermittlungsangebote von IHK, Handwerk und Agentur für Arbeit zu nutzen. Ziel sei es, alle angebotenen Ausbildungsplätze auch zu besetzen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort