Unterwegs mit dem Experten Auf Pilzsuche im Hückeswagener Wald

Hückeswagen · 2019 ist doch noch ein überraschend gutes Pilzjahr geworden. In Hückeswagen finden sich vor allem in der Mul viele Speisepilze. Eine Pilzexperte gibt Tipps.

 Pilzsammler müssen sich sehr gut auskennen. Denn es gibt auch giftige Pilze, die ungiftigen sehr ähnlich sehen.

Pilzsammler müssen sich sehr gut auskennen. Denn es gibt auch giftige Pilze, die ungiftigen sehr ähnlich sehen.

Foto: dpa/Bodo Schackow

Wilfried Collong kniet sich hin und deutet auf zwei große Pilze. Der Wermelskirchener Pilzexperte ist am Wanderparkplatz Mul nur wenige Schritte in den Wald gegangen und bereits fündig geworden. „Das sind Perlpilze“, sagt er und deutet auf seine erste Beute. „Die gehören zu den Knollenblätterpilzen, sind aber ungiftig und sehr schmackhaft“, versichert der 60-Jährige. Damit gehört der Perlpilz zu einer der wenigen essbaren der insgesamt etwa 9000 Pilzarten, die es in Deutschland gibt. „Davon sind zirka 300 Speisepilze, ungefähr 150 sind Giftpilze – und nur zehn von diesen 150 sind tödlich“, berichtet Collong. Da muss der Sammler also richtig Pech haben, um im heimischen Wald einen tödlichen Giftpilz zu erwischen.

Allerdings ist die Verwechslungsgefahr auch für Experten nicht ganz von der Hand zu weisen, wie ein weiteres Beispiel aus der Mul zeigt. „Das ist ein Gifthäubling“, sagt Collong. „Er sieht dem beliebten und völlig ungiftigen Stockschwämmchen zum Verwechseln ähnlich.“ Doch das Gift des Gifthäublings bringt die Leberzellen zum Absterben, was in der Konsequenz tödlich enden kann.

 Pilzexperte Wilfried Collong kniet neben drei schönen Exemplaren des Perlpilzes in der Mul.

Pilzexperte Wilfried Collong kniet neben drei schönen Exemplaren des Perlpilzes in der Mul.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer


Wann sind die meisten Pilze zu finden? „Die Dauer der Pilzsaison hängt ein wenig vom Wetter ab“, sagt der Experte. „Viele Röhrlinge fangen im Spätsommer zu wachsen an. Aber nur dann, wenn es nicht zu trocken ist. Und mit den ersten Bodenfrösten stellen die Pilze das Wachstum ein.“ In diesem Jahr war der Sommer zum zweiten Mal in Folge sehr trocken. „Die typischen Spätsommerpilze sind also dieses Jahr ausgefallen. Ich kann mich noch an die erste Pilzberatung des Jahres erinnern – die ist nämlich mangels Pilze praktisch nicht in Anspruch genommen worden“, sagt der 60-jährige Wermelskirchener. Die anhaltenden Regenfälle ab Mitte September hätten dann aber doch noch für ein recht gutes Pilzjahr gesorgt.

Collong beschäftigt sich seit 13 Jahren mit Pilzen und ist im Naturwissenschaftlichen Verein Wuppertal aktiv. „Hier bieten wir eben die Pilzberatungen an, veranstalten aber auch Seminare und Exkursionen.“

 Lebensgefährliche Schönheit: der Fliegenpilz.

Lebensgefährliche Schönheit: der Fliegenpilz.

Foto: Stephan Büllesbach

Was ist nachhaltiges Pilzsammeln? Im Wald und auf Weiden finden sich natürlich die meisten Pilze, eher selten findet man sie in der Stadt auf Grünanlagen. Und auch wenn, abgesehen von Naturschutzgebieten, das Betreten der Wälder abseits der Wege erlaubt ist, gebietet es der Anstand und der Naturschutz, sich sorgsam zu verhalten. „Wir sammeln schonend und vernünftig, wenn wir auf Exkursion gehen“, versichert der Experte. Pilze sollten nicht ausgerissen, sondern abgeschnitten oder aus dem Boden gedreht werden (s. Info-Kasten). Denn dadurch bleibe der eigentliche Pilz im Boden. Collong: „Wir sammeln nur die Fruchtkörper, der Pilz ist ein empfindliches Geflecht im Boden.“ Zudem gelte, dass nur für den eigenen Gebrauch gesammelt werden solle. Der Verkauf ist verboten. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW sagt dazu: „Viele Waldpilze stehen unter Schutz, das gilt aber nicht für die bekannten Speisepilze. Pilze spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald.“

Welche Speisepilze kommen in der Region vor? Die Mul ist für Pilzsammler ein recht ergiebiges Fleckchen Erde. „Ich habe hier vor 20 Jahren mal einen VHS-Kursus mitgemacht und seitdem das Gebiet schätzen gelernt“, sagt Collong. Häufig vorkommende Speisepilze im Hückeswagener Wald sind Maronen, Perlpilze, Steinpilze, Champignons und Pfifferlinge. „Aber wegen der langen Trockenheit gibt es dieses Jahr kaum Pfifferlinge“, bedauert Collong. Dafür seien in großer Menge Wiesenchampignons zu finden, von denen es hieß, sie würden wegen der intensiven Landwirtschaft immer weniger. „Das ist etwas kurios, denn die Landwirtschaft hat sich nun nicht verändert. Und trotzdem gibt es immer mehr Wiesenchampignons“, sagt Collong.

Dann bückt er sich wieder und entdeckt an einem Baumstamm einen Birkenporling. „Das ist der Pilz, den man auch an einer Kette um den Hals des Steinzeitmenschen Ötzi gefunden hat“, sagt der Pilzexperte schmunzelnd.

Wer interessiert sich für Pilze? Das Interesse an den Waldgewächsen steigt mehr und mehr, hat Collong beobachtet. „Vor einiger Zeit wurde ein mykologischer Arbeitskreis im Bergischen Land gegründet. Noch vor vier oder fünf Jahren gab es hier nur eine Handvoll von Sachverständigen. Das sind jetzt deutlich mehr geworden. Das Interesse wächst also offensichtlich“, sagt Collong. Dabei sei das Bergische gar nicht eine Gegend, in der die Pilze in Massen wachsen und gedeihen würden. Dennoch würde sich ein Streifzug durch die Wälder lohnen – zumindest dann, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss. „Man bekommt einen Blick dafür, wenn man sich entsprechend damit beschäftigt“, sagt Collong.

Was ist das Lieblingsgericht des Pilzexperten? Er esse nicht mehr oder weniger Pilze als der Durchschnitt, sagt Collong. „Aber ich mag sie, auf jeden Fall. Weniger ist dabei aber mehr, denn Pilze haben nicht wahnsinnig viel Eigengeschmack, sondern verfügen eher über ein besonderes Aroma.“ Daher freut der 60-Jährige sich vor allem über eine Pilzsahnesoße mit Pasta oder über eine feine Pilzsuppe. „Das ist ein wirklicher Genuss!“

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