Hückeswagen Auf eigene Faust nach Pakistan

Hückeswagen · Kaiser Chaudhary hat mit seinem Bruder Nahrung in das Hochwassergebiet gebracht. Bei Freunden und Kollegen hat der 30-Jährige, der in Hückeswagen aufgewachsen ist, Spenden gesammelt. Er will weitermachen.

Die Zeit im Hochwassergebiet hat Kaiser Chaudhary tief beeindruckt. Mit Lastwagen und einem Hubschrauber hat er mit seinem Bruder Asem Nahrung zu den Opfern der verheerenden Flut gebracht — auf eigene Faust. "Weil die Not da war, lag es auf der Hand, dass wir helfen", sagt der 30-Jährige mit pakistanischer Herkunft.

Über das soziale Netzwerk Facebook hatten die Brüder nach der Katastrophe spontan um Spenden geworben. "Freunde, Arbeitskollegen und Professoren von der Uni haben etwas gegeben." Mitte August reisten sie nach Pakistan, mit 9600 Euro im Gepäck. "Die Flüge haben wir selbst gezahlt" , betont er.

Regelmäßig in Pakistan

Chaudhary kennt das Land, er ist beruflich häufig in Pakistan. Der 30-Jährige, der in Köln wohnt, lehrt Jura an der Universität Maastricht. Er forscht dort über das Familienrecht in Pakistan. Auch sein Bruder Asem, der ein eigenes Unternehmen in Düsseldorf leitet, ist regelmäßig in dem südasiatischen Staat. Aufgewachsen sind die beiden in Hückeswagen. Kaiser Chaudhary hat die Realschule besucht und später am Engelbert-vom-Berg-Gymnasium in Wipperfürth Abitur gemacht.

Chaudhary kaufte in Pakistan Reis und Mehl und knüpfte Kontakt zur Politik und zum Militär. Ein General verfügte, dass der Hilfskonvoi von Soldaten beschützt wird. "Das war eine komische Situation", sagt der Doktorand. "Ich habe noch nie Soldaten Befehle gegeben." Die zwei Wochen im Hochwassergebiet hat er als stressigste Zeit seines Lebens in Erinnerung. "Wir hatten viel Verantwortung", sagt er. "Außerdem sind wir eher deutsch als pakistanisch erzogen und mussten uns in die Mentalität einfinden."

In der Nähe der Stadt Punjab, in einer Gegend, die besonders vom Hochwasser betroffen ist, verteilte der Hilfskonvoi das Essen in Hilfslagern und in Dörfern. Die Lage vor Ort sei schlimm. "Es gibt kein sauberes Wasser, und die Hilfe erreicht viele nicht", erzählt Chaudhary.

Deshalb wollen die Brüder schnell weitermachen. Sie sammeln inzwischen wieder für Hilfsgüter, auch die Kleiderkammer der Katholischen Kirche in Hückeswagen hat 300 Euro gespendet. In zwei bis drei Wochen, wenn genug Geld zusammengekommen ist, soll es wieder los gehen. "Wir wollen dann auch Wasserfilter mitnehmen und ein Mittel, um Trinkwasser steril zu machen."

Chaudhary plant, aus der spontanen Hilfe ein langfristiges Engagement zu machen. In den nächsten Wochen soll ein Verein gegründet werden, dann soll auch eine bessere Internetseite folgen — bisher gibt es immer noch nur die Facebook-Seite. "Es ist alles so schnell größer geworden, dass keine Zeit blieb", sagt Chaudhary.

Engagement gegen Korruption

Dass die Not in Pakistan in Deutschland wenig beachtet wird, findet er traurig. Denn mehr Engagement, glaubt er, könnte auch helfen gegen Probleme mit religiösen Fanatikern und Korruption. Chaudhary will vor Ort klar machen, dass die Spenden aus Europa kommen: "Das ist eine Chance, die Herzen der Menschen zu erobern."

(RP)
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