Hückeswagen Auch Oberberg mag Currywurst

Hückeswagen · Hückeswagen und der gesamte Oberbergische Kreis haben im Landestrend gewählt. Heißt konkret: Die CDU hat nicht nur verloren, sie wurde von den Wählern abgewatscht. Mit 40,4 Prozent der Stimmen im oberbergischen Norden (Hückeswagen: 40,9) hatten die Christdemokraten vor zwei Jahren deutlich vor der SPD gelegen. Das Absacken auf nun 32,6 Prozent im Wahlkreis und 32,5 Prozent in der Stadt kommt einem Erdrutsch gleich.

Die Verhältnisse haben sich umgekehrt. Seit gestern Abend ist die SPD stärkste Kraft im traditionell eher konservativen Oberbergischen. Sie stellt mit Dr. Roland Adelmann auch den neuen Landtagsabgeordneten aus dem Süden. Immerhin hat der Landkreis damit wieder einen Landesparlamentarier in Regierungsreihen. Allerdings wird sich erst noch zeigen müssen, ob der landespolitische Neueinsteiger in Düsseldorf etwas bewegen kann für den Kreis.

Viel bewegt hat Peter Biesenbach, die Wähler haben das auch honoriert. Aber der erneute Sieger in Hückeswagen und im Wahlkreis steht dennoch auf der Verlierer-Seite. In der Opposition ist der Handlungsspielraum auch für einen erfahrenen Landespolitiker mit parteiintern starkem Einfluss naturgemäß begrenzt.

Dass der zumindest von der CDU sicher gewähnte Landkreis "gekippt" ist, überrascht nicht nur die Christdemokraten. Schließlich war immer wieder thematisiert worden, dass Rot-Grün viel für die Großstädte tut aber (zu) wenig für den ländlichen Raum. Haben die Oberberger das als Wahlkampf-Getöse abgetan? Oder war es ihnen schlicht egal? Angekommen ist die Botschaft der CDU-Wahlkampfstrategen jedenfalls nicht. Wir erinnern uns: "SPD ist Currywurst" war der Slogan eines Wahlplakats der Sozialdemokraten. Nun zeigt sich: Auch die Menschen auf dem Land mögen Currywurst.

Und sie sind den Piraten zugetan. 7,5 Prozent holten die im Wahlkreis 23. Ihr Direktkandidat Knut Schumann brachte es aus dem Stand auf 7,6 Prozent. Es bleibt wohl eines der Geheimnisse dieser Wahl, womit er sich über 4900 Stimmen verdient hat. Schumann war im Wahlkampf nicht präsent, keiner weiß, wofür er steht. Und da er über die Landesliste nicht abgesichert ist, war klar, dass dieser Pirat jedenfalls nicht das Parlament entern wird. Mithin: Über 4900 verschenkte Stimmen.

Zu Lasten der Grünen ist das Ergebnis für die Piraten nur zu Bruchteilen gegangen. Die FDP konnte gegenüber 2010 sogar noch zulegen. Sie alle dürfen zufrieden sein. Nur die CDU muss grübeln. Zum Beispiel darüber, wie sie wieder mehr Stammwähler an die Wahlurnen bringt. Die Wahlbeteiligung in Oberberg-Nord hat mit 53,4 Prozent gestern ein Rekordtief erreicht.

(RP)
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