Hückeswagen Am Berufskolleg liegen die Piraten vorn

Hückeswagen · Der Wahl-O-Mat ist derzeit Unterrichtsthema in der Abiturklasse des Berufskollegs Hückeswagen. Anhand von 38 Thesen sollen die Schüler als Erstwähler einen Einblick in die Positionen der verschiedenen Parteien erhalten.

 Lisa Marquardt (18) und ihre Mitschüler probieren im VWL-Unterricht am Berufskolleg Hückeswagen derzeit den Wahl-O-Mat aus. Über dieses Internetportal informieren sie sich über die Programme der Parteien.

Lisa Marquardt (18) und ihre Mitschüler probieren im VWL-Unterricht am Berufskolleg Hückeswagen derzeit den Wahl-O-Mat aus. Über dieses Internetportal informieren sie sich über die Programme der Parteien.

Foto: Jürgen Moll

Erstwähler haben es besonders schwer, sich bei der Bundestagswahl am 22. September für eine Partei zu entscheiden. Mindestlohn, Spitzensteuersatz, Volksentscheid, Eurobons — was ist das eigentlich und welche politische Partei vertritt welchen Standpunkt? Antworten auf diese Fragen erhalten die Abiturschüler des Berufskollegs Hückeswagen derzeit im Volkswirtschaftsunterricht (VWL). Gemeinsam mit ihrem Lehrer Dr. Alexander Geist nutzen sie das Internet-Programm Wahl-O-Mat (s. Kasten) als "Wahlhelfer".

Die Schüler Lisa Marquardt, Nico Stratemeyer und Louisa Huckenbeck, alle 18 Jahre alt, sind sich einig, dass der Wahl-O-Mat zwar nicht entscheidend, aber dennoch nützlich sein kann. "Durch die 38 Fragen beschäftigt man sich erst einmal mit den Themen und erfährt so die Eckpunkte, die den Wahlkampf ausmachen", sagt Nico Stratemeyer. Der politisch interessierte Schüler engagiert sich in der Jungen Union in Remscheid.

Seiner Meinung nach sollte das Mindestalter zur Wahl noch weiter heruntergesetzt werden. "Wer unter 18 Jahren ist und wählen geht, dann nur, weil er Interesse hat", ist er sich sicher. Das sehen seine beiden Klassenkameradinnen anders. "18 ist ein guter Zeitpunkt, da man schon einen Schulabschluss und vielleicht den Führerschein bestanden hat und vieles selbst entscheiden kann", meint Lisa Marquardt, die sich noch unschlüssig ist, welcher Partei sie ihre Stimme geben soll.

Den ersten Wahl-O-Mat-Durchgang absolvieren die Schüler in Vierer-Gruppen, den zweiten im Klassenverbund. Viele Antworten werden zuerst aus dem Bauch heraus beantwortet. Erst durch die Diskussion mit den Klassenkameraden und mit mehr Hintergrund-Informationen seitens des Lehrers ändern sich teilweise die Meinungen. "Die Wahl ist kein Pflichtthema im Unterricht, jedoch lässt der Lehrplan Freiheiten dafür offen", sagt Geist, der die Möglichkeit aufgriff. Die Entscheidung, wo die Erstwähler ihr Kreuz auf dem Wahlzettel setzen, kann das Online-Programm keinem Wähler abnehmen.

Häufig ergibt die Auswertung die Übereinstimmung mit kleineren Parteien. Bei der Klassen-"Wahl" landen die Piraten mit 63 Prozent Übereinstimmung vorne, gefolgt von FDP und CDU. Nico Stratemeyer hat dazu eine eigene Erklärung: "Die kleinen Parteien beantworten die Wahl-O-Mat-Fragen nicht unbedingt so, wie sie in ihrem Wahlprogramm stehen", vermutet er.

Neben dem Online-Programm möchten sich die Schüler jedoch auch anderweitig über die Parteien und Spitzenkandidaten informieren. "Hierbei wird aber leider häufig nach Sympathie und nicht nach Kompetenz entschieden", meint Nico Stratemeyer.

In einem Punkt sind sich jedoch alle einig: Zur Wahl gehen werden sie auf jeden Fall. "Bevor man über Deutschland meckert, sollte man es selbst in die Hand nehmen", ist Louisa Huckenbeck überzeugt.

(RP)
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