66 Jahre nach dem Schulabschluss Als die Hückeswagener Udo Lattek besiegten

Hückeswagen · Genau 66 Jahre nach ihrem Schulabschluss trafen sich die Hückeswagener Realschüler zum gemeinsamen Erinnern.

 Bis heute freuen sie sich über eine gute Gemeinschaft: Der Abschlussjahrgang der Realschule von 1953 feierte ein Wiedersehen beim Klassentreffen.

Bis heute freuen sie sich über eine gute Gemeinschaft: Der Abschlussjahrgang der Realschule von 1953 feierte ein Wiedersehen beim Klassentreffen.

Foto: Theresa Demski

Wenn Horst Flosbach von jenem Sommertag Anfang der 1950er Jahre erzählt, dann strahlen seine Augen ein bisschen. Damals waren die Jungs aus der Realschulklasse in Hückeswagen gegen eine Mannschaft des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums im benachbarten Wipperfürth angetreten. „Wir haben haushoch gewonnen“, erzählt Flosbach. Und weil der Wipperfürther Sportlehrer die Niederlage seiner Mannschaft nicht auf sich beruhen lassen wollte, lud er zur Revanche ein. Dieses Mal sollte die Realschulklasse aus Hückeswagen gegen eine Auswahlmannschaft des Gymnasiums antreten. Das ließen sich die sportlichen Jungs nicht zweimal sagen und reisten wieder nach Wipperfürth.

Wenn Horst Flosbach diese Geschichte erzählt, dann hält er an dieser Stelle kurz inne und dann lässt er den Namen Udo Lattek fallen. Der stand damals für die Wipperfürther auf dem Platz – später sollte er Meistertrainer in Bayern und Gladbach werden. Aber an jenem Sommertag trat der talentierte Gymnasiast mit seiner Mannschaft gegen die Hückeswagener an. „Wir gewannen wieder haushoch“, erzählt Flosbach. Und dann setzt er noch kurz hinzu: „Gegen Udo Lattek.“ Auf der Rückfahrt nach Hückeswagen spendierte der Sportlehrer seinen Jungs mit stolzgeschwellter Brust jedem eine große Tüte Eis.

Heute haben diese „Jungs“ wie Horst Flosbach alle schon ihren 80. Geburtstag gefeiert – ebenso wie ihre damaligen Mitschülerinnen. Aber die Geschichte erzählen sie sich nach wie vor. Auch beim Klassentreffen am Freitagnachmittag im Café Scheideweg kam die Sprache auf jenen legendären Erfolg in Wipperfürth. „Wir waren ohnehin eine beliebte Klasse bei den Lehrern“, sagt Rosel Köhler. Die Gemeinschaft sei ungewöhnlich gut gewesen. „Ich bin auf sechs verschiedene Schulen gegangen, aber ich besuche nur die Klassentreffen in Hückeswagen“, berichtete die heutige Oldenburgerin, „dafür ist mir kein Weg zu weit.“

Entsprechend fröhlich war am Freitag dann auch die Stimmung. Zwölf der ehemals 28 Mitschüler, die 1953 ihren Abschluss an der Realschule gefeiert hatten, saßen in der munteren Runde zusammen. Sie erinnerten an jene dunkle Stunden, als der Krieg auch den Schulalltag trübte, der Unterricht im Lehrerzimmer stattfand und sich die Kinder mit dem heimlichen Fußballspiel unter dem Tisch vom düsteren Alltag ablenkten.

Aber sie erinnerten auch an die heiteren Tage – wenn sich der Biolehrer mal wieder nicht an die Namen der Schüler erinnern konnte oder sich der Deutschlehrer über den Hückeswagener Dialekt beschwerte. „Da wird ein g eben schon mal zum j“, berichtete Horst Winterhagen lachend. Mit in den Reihen saß damals und sitzt heute auch Reiner Schulte. „Es war nicht immer leicht, der Sohn des Direktors zu sein“, berichtete er beim Klassentreffen, „ich glaube, ich wurde von meinen Mitschülern längst nicht in alles eingeweiht.“ Die verneinten das am Freitag zwar lachend und knufften sich wie in alten Zeiten in der Schulbank. Aber: Den Sohn des Direktors in der Klasse gehabt zu haben, sei schon etwas Besonderes gewesen, räumten sie ein.

(resa)
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