Hückeswagen Abwarten und beobachten
Hückeswagen · Der Januar beschert uns viel Feuchtigkeit und Temperaturen bis zu 15 Grad. Was für Konsequenzen das auf die heimische Flora und Fauna hat, ist noch ungewiss. Experten allerdings sind alarmiert und deuten die ersten Zeichen.
Der bergische Boden saugt besonders viel Wasser auf, Zecken lieben es im Allgemeinen feucht und warm, und kleine Fliegen – sogar die eine oder andere Fledermaus – flattern derzeit abends ums Licht: Beobachtungen und Tatsachen, die in den vergangenen „Winter“-Wochen vor allem diejenigen alarmieren, die sich mit Natur und Landwirtschaft beschäftigen. Förster, Bauern, Tierärzte und Biologen deuten jetzt die ersten Zeichen des ungewöhnlich warmen Winters.
Im Wald beispielsweise ist es dieser Tage besonders matschig. „Es gibt daher Verzögerungen mit dem geschlagenen Holz, das wir nicht abtransportieren können“, erklärt Revierförster Heiner Grüter. Denn der Boden in den hiesigen Wäldern ist vorwiegend lehmig, und die Feuchtigkeit hält sich daher besonders gut. Um Schäden im Unterholz und auf den Wegen zu vermeiden, sind Autos dort derzeit Tabu.
Regen und Wärme sorgen also einerseits für Verzögerungen, andererseits treiben jedoch die Bäume schon aus. „Die Spitzen der Fichten sind schon grün“, hat Grüter festgestellt. Verheerend für den Baumbestand wäre jetzt ein später Frost.
Keine Auswirkungen hingegen hat das warme Wetter auf den Borkenkäfer. Ob kalt oder warm: Dieser Baumschädling komme mit beidem klar, weiß der Förster. „Was er allerdings besonders gerne mag, ist ein trockenes Klima und insbesondere trockene Sommermonate.“ Und da heißt es – abwarten.
Drohende Mückenplage
Anders sehen die Prognosen allerdings für Mücken und Zecken aus. Das bestätigt Dr. Bertram Röttger, stellvertretender Kreisamtstierarzt. „Im Allgemeinen freut sich Ungeziefer über milde Temperaturen, und gerade die Zecke liebt es warm und feucht“, sagt er. Mit einer drohenden Mückenplage sei ebenfalls zu rechnen und damit auch mit einer ansteigenden Verbreitung der Blauzungen-Epidemie bei Kühen, Ziegen und Schafen. „Doch wenn der Frost noch kommt, kann sich alles wieder ändern“, resümiert Röttger.
Kritisch über eine späte Frostperiode äußern sich wiederum die Biologen: „Wir beobachten etwa, dass Fledermäuse aus den Höhlen kommen oder die Kraniche nicht gen Süden geflogen sind“, berichtet Frank Herhaus, Leiter der Biologischen Station Oberberg. „Die Tiere zapfen ihre Winterreserven an, und was passiert, wenn der Winter doch noch kommt, ist ungewiss.“
Was für Auswirkungen der ungewöhnliche Winter auf die Landwirtschaft haben wird, kann auch Bauer Manfred Rüter noch nicht absehen. „Wir müssen abwarten, was uns die nächsten acht Wochen bescheren“, sagt der Vorsitzender der Ortsbauernschaft Hückeswagen.
Doch in einem Punkt sind sich die Experten einig: Das Wetter steht weiter unter strenger Beobachtung.