Hückeswagen Abschalten in der Weite der Aue

Hückeswagen · Als seine "eigentliche Heimatstadt" bezeichnet er Berlin – obwohl er in einer oberschwäbischen Kleinstadt aufgewachsen ist, seit mehr als zehn Jahren in Köln wohnt und ebenso lange seinen Schreibtisch im Hückeswagener Schloss stehen hat. Aber die Jahre zwischen der Jugend und dem beruflichen Ein- und Aufstieg in einer Stadtverwaltung waren offenbar stark prägend im Leben von Andreas Schröder. Und in denen wohnte, arbeitete und studierte er eben im Berlin der 90er Jahre, der deutschen Boom-Stadt damals wie heute.

Die Ruhe mitten in der Stadt

Es muss für ihn eine gute Zeit gewesen sein in Berlin, eine wild bewegte auch. Andreas Schröder sitzt auf einer Bank am Radweg in der Wupperaue, als er darüber erzählt: locker, lebendig, merklich von vielen guten Erinnerungen in beste Stimmung versetzt. Die eigene Vergangenheit trägt zur frohen Laune bei, die Gegenwart aber auch: Der 45-Jährige sitzt gern in einer Büropause auf dieser Bank hinter den Gabionen, die die Alte Ladestraße zur Aue hin abgrenzen.

"Hören Sie mal bewusst hin", rät Schröder. "Über die Alte Ladestraße fließt mehr Verkehr als früher über die Bahnhofstraße, aber es ist trotzdem viel ruhiger hier." Und so ist es. Dank der Gabionen und wohl auch dank der Weite der Landschaft zwischen Stadt und Fluss.

Dass die Wupper mitten durch die Stadt fließt, hat Schröder von jeher an Hückeswagen fasziniert. Es war ihm klar, dass die brach liegende Aue aufgewertet werden musste, "dass hier Wege und damit Menschen rein müssen". Inzwischen ist aus dem ehemals vernachlässigten Überschwemmungsgebiet der "Auenpark" geworden, Rad- und Spazierweg, Grünflächen und Sitzblöcke am Wupperufer inklusive. Schröders Ideen und das Geld aus Regionale-Töpfen des Landes haben es möglich gemacht.

Schröder glaubte früh fest daran, dass die Regionale 2010 viel für Hückeswagen bringen könnte und rückte das – oft ein mühsames Geschäft – ins Bewusstsein der Kommunalpolitik. So ist der "Auenpark" auch sein eigenes Ding. Aber das würde er selbst nie sagen, vielleicht ist es ihm nicht einmal bewusst.

Andreas Schröder muss wohl immer schon ein kreativer Kopf gewesen sein, bewegt von immer neuen Ideen, dabei beharrlich und fleißig genug, sie auch umzusetzen. Sein Lebenslauf spricht da für sich. Einige der beruflichen Eckpunkte: Nach dem Abitur Lehre zum Beton- und Stahlbetonbauer, Abbruch nach der Zwischenprüfung in Folge eines schweren Arbeitsunfalls. Danach Ausbildung zum Floristen bei "Floribundus" in Berlin, selbstständig als Florist in "Schröders Blumenbinderei", Studium Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität Berlin. Während des Studiums arbeitet Schröder: "Es war immer klar, dass meine Eltern nicht das Geld hatten, mir ein Studium zu finanzieren." Der junge Student fährt zunächst Taxi, dann findet er Jobs als freier Mitarbeiter bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie und später in einem renommierten Büro für Stadtplanung. Das Studienziel verliert er dabei nicht aus den Augen: Am Ende steht 1998 das Prädikats-Diplom: Gesamturteil "mit Auszeichnung".

Nach Hückeswagen kam Andreas Schröder im Jahr 2000. Er wurde Stellvertreter von Bauamtsleiter Karl-Heinz Friedrich und dessen Nachfolger, als Friedrich in den Ruhestand ging. Kurz nach seinem Amtsantritt im Schloss fuhr er noch einmal nach Berlin zurück: um dort den Halbmarathon zu laufen.

Die Stadt zu Füßen

"Das mach' ich nicht noch mal", sagt er lachend. Und der berufliche Wechsel vom großen Berlin ins kleine Hückeswagen? "Das würde ich noch mal machen, wenn ich heute wieder vor der Entscheidung stünde", sagt Schröder entschieden. Und spaziert dabei durch Wupper-aue und Innenstadt den Schlossberg hoch zurück in sein Büro. Aus seinem Fenster im zweiten Stock des Schlosses liegt dem Leiter des Bauamtes der Stadtkern zu Füßen.

(RP)
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