Hückelhoven Zeit schenken für den letzten Weg im Pflegeheim

Hückelhoven · Der ökumenische ambulante Hospizdienst Regenbogen begleitet nun auch Menschen in St. Gereon Seniorendiensten.

 Der ökumenische ambulante Hospizdienst Regenbogen Wassenberg hat eine Kooperationsvereinbarung mit Haus Berg Brachelen geschlossen: Vorsitzender Georg Wiefels (v.l.), Koordinatorin Christine Kind, Geschäftsführer der Seniorendienste, Bernd Bogert, Koordinatorin Susanne Hoeren.

Der ökumenische ambulante Hospizdienst Regenbogen Wassenberg hat eine Kooperationsvereinbarung mit Haus Berg Brachelen geschlossen: Vorsitzender Georg Wiefels (v.l.), Koordinatorin Christine Kind, Geschäftsführer der Seniorendienste, Bernd Bogert, Koordinatorin Susanne Hoeren.

Foto: GABI LAUE

Um der letzten Lebensphase im Altenheim mehr Qualität zu geben, haben die St. Gereon Seniorendienste und der ökumenische ambulante Hospizdienst Regenbogen eine Kooperation geschlossen. Denn ehrenamtliche Hospizbegleiter haben viel mehr von dem, was Pflegekräften oft fehlt: Zeit. Ihre Zeit möchten sie Altenheimbewohnern, deren Lebensende naht, deren Angehörigen und auch Pflegekräften schenken.

Die meisten Menschen möchten da sterben, wo ihr Zuhause ist. "Ambulante Hospizdienste können diesen Prozess gut begleiten", versicherte Regenbogen-Vorsitzender Georg Wiefels. Er freut sich darauf, die am 1. Januar vereinbarte Kooperation mit ausgebildeten Ehrenamtlern mit Leben zu füllen. Bernd Bogert, Geschäftsführer der St. Gereon Seniorendienste, begrüßte die Zusammenarbeit für alle Einrichtungen: In Haus Berg Brachelen, Christinenstift Gereonsweiler und Johannisstift Ratheim werden die ehrenamtlichen Hospizhelfer und -helferinnen eingesetzt, wenn Bewohner mit schwerer Krankheit und Ängsten auf ihrem letzten Weg begleitet werden sollen. Ebenso berät der Hospizdienst Angehörige im Umgang mit den Lebenskrisen. Und er ist für Pflegende da, die einen Menschen loslassen müssen, zu dem sie längere Zeit eine Beziehung hatten.

117 Sterbebegleitungen hat Regenbogen-Koordinatorin Susanne Hoeren im Vorjahr dokumentiert. Dabei waren die in Befähigungsseminaren ausgebildeten Hospizhelfer in 40 Prozent der Fälle in Pflege-Institutionen eingesetzt, die übrigen Begleitungen absolvierten sie im Zuhause der Sterbenden. 30 Sterbefälle verzeichneten die Seniorendienste, davon starben sieben im Krankenhaus. "Wir erhoffen uns von der Kooperation, dass mehr bei uns gestorben wird", so Bernd Bogert. Will heißen: gut versorgt und begleitet im gewohnten Umfeld. Auf dem "letzten Weg" bewegen sich Pflegende und Ärzte in einer juristisch sehr komplexen Situation, erklärte Bogert, wenn die Wünsche für die letzte Zeit nicht vorher deutlich abgeklärt sind. "Ist der Bewohner in einem schlechten Zustand, erwarten Angehörige oder Betreuer manchmal, dass er eine maximale Therapie erfährt." Viele demente Menschen könnten sich nicht mehr zweifelsfrei äußern, was sie an Behandlung wünschen oder nicht. Und wird ein Arzt gerufen außerhalb der Praxiszeiten, komme meist ein fremder Arzt oder Notarzt. Und die wollen meist "auf Nummer sicher" gehen, also den Patienten ins Krankenhaus schicken. Einer Pflegefachkraft sei auch nicht wohl dabei, einmal nichts zu tun. Soll sie den Arzt rufen oder wirft man ihr, falls nicht, unterlassene Hilfeleistung vor? Bogert nannte Beispiele: Fällt jemand aus dem Bett und erleidet einen Knochenbruch, muss er ins Krankenhaus. Bei einer Bewohnerin, bei der lebenserhaltende Dialyse nicht mehr funktionierte, durften alle Medikamente abgesetzt werden. Im Notfall kann die Einrichtung einen Palliativarzt zu Rate ziehen oder die Handynummer des Hausarztes wählen. "Vor Jahren war der Tod eines Bewohners der Betriebsunfall, den es zu verhindern galt", erklärte Bogert. "Heute verfolgen wir den palliativen Ansatz, dass der Mensch ärztlich, psychosozial und spirituell gut begleitet wird." Regenbogen sieht sich hier als Ergänzung, so Georg Wiefels: "Wir können zusätzliche Zeit in die Waagschale werfen. Menschen brauchen Begleitung in unterschiedlichen Momenten. Schmerztherapie allein reicht nicht aus."

(gala)
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