Hückelhoven Zeichen: kein Rassismus am Gymnasium

Hückelhoven · Mit einer Ballon-Aktion feierten alle Klassen des Gymnasiums Hückelhoven gestern fünf Jahre "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".

 Ballons in der Schulfarbe tragen Karten in die Umgebung. Finder sollen ein Statement zum Thema "Rassismus" ans Gymnasium Hückelhoven senden. Hier lernen Schüler aus 40 Nationen gemeinsam - seit fünf Jahren "mit Courage".

Ballons in der Schulfarbe tragen Karten in die Umgebung. Finder sollen ein Statement zum Thema "Rassismus" ans Gymnasium Hückelhoven senden. Hier lernen Schüler aus 40 Nationen gemeinsam - seit fünf Jahren "mit Courage".

Foto: LAASER

Viele bunte Handabdrücke zierten ein Banner, als das Gymnasium im Juli 2010 das Zertifikat als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" erhielt. Und ein buntes Zeichen setzten alle Schüler des Gymnasiums fünf Jahre später auf dem großen Stern vor dem Haupteingang: Rund 800 Luftballons in Orange stiegen gestern in den Himmel. Sie transportieren Postkarten. Finder sollen sie ans Gymnasium zurückschicken mit einem Statement "Rassismus/Diskriminierung finde ich..."

Frisch gebackene Abiturientinnen, alle 18, vollendeten den Satz spontan. Festina: "Nicht angebracht." Deborah: "Unakzeptabel." Laura: "Intolerant." Sie gehören zu den gut 20 Schülerinnen und Schülern, die gemeinsam mit Lehrern und Eltern die "Teilkonferenz Schule ohne Rassismus" bilden. "Mit der Aktion wollen wir die ganze Schule aufmerksam machen, damit auch die Jüngeren wissen, dass es das gibt", erklärte Festina. Laura erinnerte daran, dass in Hückelhoven, Stadt mit Menschen aus 93 Nationen, der größte Teil der Einwohner einen Migrationshintergrund hat. "Deshalb ist es wichtig, die Bevölkerung aufmerksam zu machen."

Christine Wolff, Vorsitzende der Teilkonferenz, erläuterte zu Beginn der Jubiläumsfeier unter strahlend blauem Himmel den Ursprung der Idee: "Sie wurde 1988 in Belgien entwickelt, weil sich Schüler offen mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art auseinandersetzen wollten." Die Aktion Courage initiierte "Schule ohne Rassismus" 1995 in Deutschland - vor dem Hintergrund zunehmend fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Gewalt. Die Lehrerin zitierte ein Lied der Band Irie Révoltés: "Es gibt noch viel zu tun. Die Intoleranz steckt noch in zu vielen Köpfen. Komm her, steh auf, hör zu - wir machen den Schritt und ändern die Richtung." Im Gymnasium machte den Schritt ein Schüler: Dusty Bock brachte mit Gleichaltrigen die "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" auf den Weg. Christine Wolff verlas ein Grußwort des Ehemaligen, der seinen früheren Lehrerinnen und Lehrern dankte, denen es wichtig war, Schüler "zu interessierten und mündigen Menschen zu erziehen". Bock betonte, in Zeiten von HoGeSa, Pegida und einem Anschlag auf die französische Satire-Zeitung Charlie Hebdo sei es wichtig, nicht wegzuschauen: "Hingucken, zuhören, Meinung bilden und einmischen ist gefragt." "Ob Hakenkreuze in Hückelhoven oder NPD, die sich am Rathaus oder in Mönchengladbach versammelt - ihr seid vor Ort und setzt ein Zeichen dagegen." Zehn Schüler "mit Courage" waren am 1. Mai nach Gladbach zur Demo gegen die NPD-Kundgebung gefahren, zeigten ihr Banner "Kein Bock auf Nazis".

Im Gymnasium lernen Schüler aus 40 Ländern "friedlich mit gegenseitigem Respekt", so Schulleiter Arnold Krekelberg. "Jeden Tag zeigen wir, dass Rassismus, Ausgrenzung und Angst vor Anderssein keinen Platz in unserer Schule haben. Wir wollen ein Beispiel geben, aufbegehren gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit." Für Lehrerin Birgit Fluhr-Leithoff ist "Rassismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen am Menschen". Schließlich stieg ein Meer von Ballons auf und wurde in Windeseile in die Ferne getragen. Nun warten alle gespannt auf Antwort-Karten.

(RP)
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