Hückelhoven Wenn die Seele Erste Hilfe braucht

Hückelhoven · Beistand zu leisten, wenn er akut notwendig ist, das ist die Aufgabe der Notfallseelsorger. In der Hilfarther Kirche wurden jetzt fünf neue zu den 35 bereits tätigen Notfallseelsorgern im Kreis Heinsberg zu ihrem Dienst beauftragt.

 Die Geistlichen Gottfried Maria Graff (hinten Mitte) und Jens Sannig (2.v.l.) sowie die Koordinatoren für die Notfallseelsorge, Wolfgang Sybrandi (r.) und Manfred Jung (4.v.l.), mit den Notfallseelsorgerinnen Gitta Heckers (v.l.), Doris Hoffmann, Ingeborg Jansen, Gerda Hänsel und Brigitta Schelthoff.

Die Geistlichen Gottfried Maria Graff (hinten Mitte) und Jens Sannig (2.v.l.) sowie die Koordinatoren für die Notfallseelsorge, Wolfgang Sybrandi (r.) und Manfred Jung (4.v.l.), mit den Notfallseelsorgerinnen Gitta Heckers (v.l.), Doris Hoffmann, Ingeborg Jansen, Gerda Hänsel und Brigitta Schelthoff.

Foto: Jürgen Laaser

"Wir kommen ohne Kreuz und Gebetbuch - wir haben als Notfallseelsorger keinen missionarischen Auftrag. Unser Auftrag ist die psychosoziale Betreuung von Personen in Notfällen." Ein aus dem Dienst geschiedener Notfallseelsorger, Willem Hoffmanns aus Geilenkirchen-Gillrath, umreißt im Gespräch mit unserer Zeitung die Aufgabe, die sich 40 Menschen im Kreis selbst gestellt haben: Beistand zu leisten, wenn er akut notwendig ist.

In der evangelischen Kirche in Hilfarth wurden nun in einem ökumenischen Gottesdienst fünf neue, zu den 35 bereits tätigen, Notfallseelsorger zu ihrem "Dienst beauftragt". Und dass die Notfallseelsorge in den beiden großen christlichen Konfessionen einen Stellenwert hat, zeigte das geistliche "Personal" des Gottesdienstes: Jens Sannig als Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Jülich und Gottfried Maria Graaff als katholischer Regionaldekan gestalteten ihn, musikalisch begleitet vom Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Hückelhoven.

Auch wenn der Begriff "Notfallseelsorger" auf ausgebildete Theologen hinweist, ist das seit 2001 als Voraussetzung nicht mehr gefordert. Zumeist sind es heute, so Pastor Manfred Jung, Organisator bei der evangelischen Kirche, ehrenamtliche Kräfte aus den Gemeinden, die in 24-Stunden-Bereitschaften zur Verfügung stehen.

"Wir sind für die ersten Stunden zuständig." Damit benennt Willem Hoffmanns ein weiteres Element des Dienstes und damit gleichzeitig die Abgrenzung zum weltlichen psychologischen Notfalldienst, der Bedürftige vom Notfallort an langfristig therapeutisch betreut. Die Notfallseelsorger sind ausschließlich akut tätig. Dabei für Verletzte, für Beteiligte, für Angehörige, für Augenzeugen aber auch für die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehren oder THW zuständig, die Betreuung drückt sich vor allem durch Gespräche aus.

Ein Gebetet wünschen etwa 20 Prozent der zu betreuenden Personen, zumeist wird es von Angehörigen erbeten.

Die Kompetenzen für den Einsatz der Notfallseelsorger sind auch klar geregelt: Angefordert werden sie ausschließlich von den Rettungskräften vor Ort, die in dieser Hinsicht auch geschult sind, um die Notwendigkeit zu erfassen.

Rund ein Jahr dauert die, nebenberufliche, Schulung der Notfallseelsorger in entsprechenden Fachseminaren. Obligatorisch ist ein anschließendes Praktikum beim Rettungsdienst. Ganz wichtig: Die Eigenpsychohygiene. Die Notfallseelsorger müssen "professionelle Distanz" zum Betreuungsgeschehen wahren und werden wiederum von Fachkräften selbst betreut. Willem Hoffmanns: "Die Notfallseelsorge hat mich viel über Hilfe für Menschen gelehrt, auch Demut. Meine Familie hat mich nach Einsätzen immer aufgefangen. Man kann nur richtig helfen und betreuen, wenn es einem selbst gut geht!"

(isp)
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