Hückelhoven Weniger Ärzte betreuen Suchtpatienten

Hückelhoven · Das siebte Hückelhovener Suchtforum beleuchtete Aspekte und Perspektiven der ambulanten Arbeit mit chronisch opioidabhängigen Menschen. Abschied von der Hoffnung auf eine langfristige Opiatfreiheit durch Drogenersatzstoffe.

 Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen, mit den Referenten Werner Heinz, Professor Dr. Gerhard Bühringer und Wolfgang Sommer (v. l.).

Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen, mit den Referenten Werner Heinz, Professor Dr. Gerhard Bühringer und Wolfgang Sommer (v. l.).

Foto: kn

"Das Suchtforum hat uns zusammengebracht. Wir müssen dies nun nutzen, im Kontakt zu bleiben, um Verbesserungen bei der Versorgung Opioidabhängiger zu erreichen." Dieses Resümee von Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen Hückelhoven, stand am Ende des siebten Hückelhovener Suchtforums mit dem Thema "Chance oder Resignation? — Aspekte und Perspektiven in der ambulanten Arbeit mit chronisch opioidabhängigen Menschen". Zentral ging es bei der Veranstaltung, zu der die Beratungsstelle in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Region Heinsberg in Kooperation mit dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises Jülich eingeladen hatte, um die Vor- und Nachteile der Substitution, einer Suchttherapie für chronisch opioidabhängige Menschen mit Drogenersatzstoffen wie Methadon.

Rund 80 Teilnehmer, darunter Ärzte, Mitarbeiter aus der Jugend- und Suchthilfe, dem Betreuten Wohnen, Psychiatrie und Kommunalpolitik waren gekommen. Wie Bürgermeister Bernd Jansen bereits in seinem Grußwort verdeutlichte, seien Drogen eine Problematik, die auch im ländlichen Raum die immer mehr auftrete. Die Substitution sei seit den 90er Jahren die Behandlungsform bei chronisch opioidabhängigen Menschen geworden, führte Marlies Trapp in die Thematik ein. Anders als ursprünglich gedacht, zeige sich, dass die Substitution etwa mit Methadon keine Übergangs- sondern in vielen Fällen eine Langzeitbehandlung darstelle. Auch wenn der Personenkreis, der sich in einer Substitutionsbehandlung befindet und eine psychosoziale Betreuung in der Suchtberatungsstelle wahrnimmt, mit 27 Personen klein sei, so stelle die Gruppe die Mitarbeiter doch vor vielfältige Aufgaben.

Dann gab Trapp das Wort Gerhard Bühringer, Professor für Suchtforschung am Institut für klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden sowie Leiter des Instituts für Therapieforschung München. Er stellte die Premos-Studie vor, eine für Deutschland repräsentative Längsschnittstudie, die den langfristigen Verlauf der Substitutionsbehandlung bei Opioidabhängigen untersuchte. Die Studie liefert die Erkenntnis, dass, anders als ursprünglich gedacht, die Notwendigkeit einer langfristigen, lebenslangen Substitution naheliegt. Das Therapieziel einer langfristig stabilen Opiatfreiheit sei nicht haltbar und werde bestenfalls von vier bis fünf Prozent der Klientel erreicht.

Wie sich die Situation der Substitution im Kreis Heinsberg entwickelt hat, beschrieb Wolfgang Sommer, Facharzt für Psychiatrie und Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes und der Suchtberatungsstellen des Kreises. Gab es zeitweise im Kreis bis zu acht substituierende Ärzte, so gibt es derzeit nur drei Arztpraxen mit insgesamt 141 Substituierten, ab 2014 sogar nur noch zwei. Kein weiterer Arzt wurde gefunden, der sich des Themas annehmen möchte. 124 Patienten im Jahr 2012 erhielten eine psychosoziale Begleitbetreuung in den Suchtberatungsstellen, sagte Sommer.

(RP)
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