Hückelhoven Votum für weitere Schulsozialarbeit

Hückelhoven · Im fünften Jahr gibt es den Bereich Schulsozialarbeit an der Peter-Jordan-Schule Hückelhoven. Thema im Jugendhilfeausschuss.

 Aus bunt bemalten Holzpaletten werden später Bänke: Schulsozialpädagoge Christian Fehr und Kinder der Peter Jordan Schule.

Aus bunt bemalten Holzpaletten werden später Bänke: Schulsozialpädagoge Christian Fehr und Kinder der Peter Jordan Schule.

Foto: Laaser (archiv)

Schüler, die nicht zur Schule gehen, solche, die im Unterricht wegen auffälligen Verhaltens nicht haltbar sind und jene, die zu Hause mit Problemen zu kämpfen haben - ein weites Feld für Schulsozialarbeit. Berichte aus dem Alltag mit schwierigen Kindern hörten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses in der jüngsten Sitzung.

Die Verwaltung hatte festgestellt, "dass die Schulsozialarbeit die gewünschte Zielgruppe erreicht und fortgesetzt werden sollte, da sie die Lebensbedingungen und -chancen der betreuten Kinder und Jugendlichen positiv beeinflusst". Das sahen die Ausschussmitglieder genauso und empfahlen einstimmig die Fortsetzung der Schulsozialarbeit.

Den "Lernort Reiterhof" hat die Peter-Jordan-Schule in Ratheim ausprobiert. Schulsozialarbeiter Christian Fehr und Reitpädagogin Ruth Adams berichteten von Erfolgen mit der "Sternenreiterklasse". Das Kooperationsprojekt der Caritas mit dem Sternenreiterhof sei Teil der Intensivpädagogik, erzählte Fehr. Von Ostern bis zum vergangenen Sommer waren es 70 Schüler, seit dem Sommer bilden sechs bis acht Schüler eine feste Gruppe. "Jeder ist freiwillig da und kann jenseits des Schulkontextes etwas anderes lernen", sagt der Sozialarbeiter. Zum Lernort gehören acht Therapiepferde, Hunde, Katzen und Hühner - und eine Sonderpädagogin, Integrationshelfer für Schüler, Praktikanten. Montags haben die Schüler Unterricht im Klassenverband, dienstags bis freitags verbringen sie 20 Wochenstunden mit strukturiertem Tagesablauf auf dem Pferdehof. Sie sind oft draußen, verrichten praktische Arbeiten in Garten, Hof und Küche.

Aus Holz haben die Kinder den "Sternenreiter"-Schriftzug gesägt und ihn bemalt. Sieben Schüler sollen den Impuls zu neuer Entwicklung nutzen. Jeweils zwei sind in kinderpsychologischer Behandlung und Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie, drei erhalten heilpädagogische Förderung.

Reitpädagogin Ruth Adams hat das Motto ausgegeben: "Ein Pferd ist auch nur ein Mensch, denn es möchte mit Respekt behandelt werden - lieb, langsam und leise." Das klappe mit den Pferden besser als mit Klassenkameraden. Wichtig sei schon das gemeinsame Frühstück. "Kinder, die teils Entbehrung erlebt haben, bekommen das Gefühl, versorgt zu sein und für andere sorgen zu können", erklärte Ruth Adams. Jeden Tag wird geritten, unterrichtet dann, wenn die Kinder bereit sind. Das Problem sei nicht fehlender Wille zum Lernen, machte Adams klar: "Unsere Kinder können nicht wollen. Das ist eine der schlimmsten Behinderungen, die es gibt." Sie hofft, dass die Kinder irgendwann bereit sind, mit ihr zu arbeiten. Fortschritt ist schon die Aussage einer Mutter: "Mein Kind kann sich jetzt selbst besser leiden."

Bleibt ein Stuhl in der Klasse leer, ist Monika Geilenkirchen gefordert. Der "Schulabsentismus" ist ihr Feld. Eine Arbeitsgruppe für "Schulabsenten", eine neutrale Bezeichnung, ohne das Fehlen zu bewerten, wurde mit der Caritas gegründet. Es gehe um die Reintegration der Schüler in den Unterricht. Auch bei dem zukunftsweisenden Ansatz gibt es Erfolge. Schüler, die anfangs kaum zehn Minuten bei der Sache bleiben, können am Ende eineinhalb Stunden konzentriert arbeiten. "Die Schüler können voneinander lernen und sich gegenseitig motivieren", berichtete Geilenkirchen. Es gebe vielfältige Gründe für das Fehlen: Versagensängste, Mobbing, oder bei Krankheit eines Elternteils, zum Beispiel Krebs, übernehmen Kinder häusliche Aufgaben.

Bei der passiven Schulverweigerung sitzen Jugendliche nur herum und tun nichts. Die Schulsozialarbeiterin übernimmt immer mehr Fälle, hat regelmäßige Sprechzeiten, macht auch Hausbesuche. Geilenkirchen: "Mit der 19,5-Stunden-Stelle komme ich langsam an die Grenzen meiner Kapazitäten."

(gala)
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