VIKZ-Moscheegemeinde Hückelhoven Muslimische Gemeinde reagiert auf Corona-Krise

Hückelhoven · Die VIKZ-Moscheegemeinde nimmt die Fürsorgepflicht für die Gemeindemitglieder ernst. Der Gebetsraum bleibt leer, Aktiviäten für Kinder entfallen.

 Ismet Cavar schließt die Türen zum Gebetssaal der Moschee an der Ludovicistraße in Hückelhoven. Das gesamte Moschee-Gebäude bleibt zu.

Ismet Cavar schließt die Türen zum Gebetssaal der Moschee an der Ludovicistraße in Hückelhoven. Das gesamte Moschee-Gebäude bleibt zu.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Sie schlossen die Pforten der beiden Moscheen in der Hückelhovener Ludovicistraße und in der Schaufenberger Jacobastraße schon am 6. März nach dem traditionellen Freitagsgebet: Die Anordnung der Behörden hatte der Vorstand des Verbands der islamischen Kulturzentren, kurz VIKZ, zu dem Zeitpunkt noch gar nicht im Briefkasten.

„Wir sahen uns zu diesem freiwilligen Schritt gezwungen. Gesundheit ist unser größtes Kapital“, sagt Ismet Cavdar mit ernstem Gesicht. Sein Vorstandskollege Mehmet Yilmaz macht deutlich, dass man die Fürsorgepflicht für die etwa 1000 bis 1500 Gemeindemitglieder sehr ernst nehme. Zum traditionellen Freitagsgebet versammeln sich jede Woche etwa 250 Männer in jeder der zwei Gebetsstätten. Damit ist erst mal Schluss. Die gläubigen Muslime haben nur noch die Möglichkeit, ein „normales“ Mittagsgebet an den Freitagen in den eigenen vier Wänden zu verrichten. Ohne Vorbeter, ohne Predigt. Der VIKZ-Vorstand sieht sich in der Verantwortung für die Gesundheit der Gemeinde.

Die beiden Häuser in Hückelhoven und Schaufenberg sind mehr als nur Gebetsstätten. Hier treffen sich die Schüler zur Hausaufgabenhilfe oder zum Koranunterricht, die Volkshochschule hält Kochkurse für türkische und deutsche Frauen ab. Hochzeiten werden gefeiert. Wie wurde die Gemeinde über die vorübergehende Schließung informiert? „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe“, verrät Yilmaz. „So konnten wir schnell handeln und alle erreichen.“ Er sieht große finanzielle Herausforderungen auf die Moscheegemeinde zukommen. Denn die Kosten laufen weiter. Fünf Vorbeterinnen sowie mehrere Imame werden bezahlt. „Jetzt sind wir gefordert“, meint Familienvater Cavdar, der selbst in Kurzarbeit ist. Bei vielen Mitgliedern der Gemeinde sei das Einkommen weggebrochen oder kleiner geworden durch die Krise. Einen festen Betrag, einkommensabhängig wie die Kirchensteuer, gibt es nicht. Yilmaz: „Jeder gibt, was er kann. Manche geben auch gar nichts. Das ist für uns auch in Ordnung.“

Auch das Gemeindeleben ruht. Für die Kinder und Jugendlichen wurden regelmäßig Freizeitaktivitäten organisiert – Ausflüge, Fußballspielen, Grillen. Moscheeführungen, bei den deutschen Besuchern beliebt, können nicht mehr angeboten werden. Auch der Imbiss „Tuna“ direkt gegenüber an der Ludovicistraße ist geschlossen. Nur noch Abholung oder Lieferung im gesamten Stadtgebiet mit zehn Euro Mindestumsatz sind in dem Betrieb der Moscheegemeinde derzeit möglich.

Die Corona-Krise hat auch direkte Auswirkungen, wenn gläubige Muslime versterben. „Zu 99 Prozent“ sei es Wunsch, in der Türkei bestattet zu werden, erklärt Yilmaz. Dass Angehörige den Sarg mit dem Verstorbenen begleiten, sei aber nicht mehr erlaubt. Yilmaz: „In diesem Punkt ist die türkische Regierung hart, aber das ist auch richtig.“

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