Hückelhoven Verbeugung vor dem Ehrenamt

Hückelhoven · Das Frauenzentrum blickte auf 20 Jahre zurück. Frauen und Männer, die sich sozial engagieren, waren eingeladen. Thema: Frauen und gesellschaftlicher Zusammenhalt.

 An das gemeinschaftliche Engagement von Frauen und Männern appellierte Frauenzentrum-Vorsitzende Rita Zurmahr-Tabellion (r.) in ihrer Rede.

An das gemeinschaftliche Engagement von Frauen und Männern appellierte Frauenzentrum-Vorsitzende Rita Zurmahr-Tabellion (r.) in ihrer Rede.

Foto: Jürgen Laaser

Offiziell stand dieser Anlass zwar nicht in der Einladung, dennoch hätte der Vorabend des Internationalen Frauentages nicht passender gewählt sein können für das Anliegen, das der Verein Frauenzentrum zu seinem 20-jährigen Bestehen in den Mittelpunkt rücken wollte. "Frauen und gesellschaftlicher Zusammenhalt" lautete das Motto des Abends im Pfarrzentrum Burg, zu dem der Vorstand um Rita Zurmahr-Tabellion Frauen und auch einige Männer eingeladen hatte, die sich in Stadt und Region ehrenamtlich beispielhaft engagieren. Und da es - nicht nur - aber besonders viele Frauen sind, die durch ehrenamtliches Engagement die Gesellschaft zusammenhalten, war der Abend (mit anschließendem Büfett) auch als Dankeschön an sie gedacht.

Zurmahr machte bei ihrer Begrüßung auf die Vielfalt aufmerksam und stellte etliche Gäste persönlich vor: Eingeladen und gekommen waren Vertreterinnen aus Vereinen, Sport, sozialem Leben, Ehrenamtlerinnen der Wohlfahrtverbände gehörten ebenso dazu wie Engagierte aus Feuerwehr und natürlich Politik wie etwa Hückelhovens stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Axer. Auch Hückelhovens Gleichstellungsbeauftagte Linda Vieten-Wyen wurde begrüßt. An die anwesenden Männer gewandt - darunter Schacht-3-Fördervereinsvorsitzender Detlev Stab - sagte Zurmahr: "Es braucht auch Männer wie Sie, die Frauen unterstützen und dafür sorgen, dass Kooperation gelingt."

Zurmahr blickte zurück auf viel Erreichtes in Sachen Gleichstellung für Frauen in den vergangenen Jahrzehnten. So ist es heute kaum mehr vorstellbar, dass Frauen erst ab 1962 ohne Einverständnis des Ehemannes ein eigenes Konto eröffnen durften. Auch dank des sanften Drucks des Frauenzentrums sei es heute selbstverständlich, dass alle Kommunen im Kreis Gleichstellungsbeauftragte haben. Aber Zurmahr legte ihre Finger auch in so manche immer noch offene Wunde und verwies auf gesellschaftliche "Baustellen", die Frauen/Müttern gleichberechtigte Teilhabe erschweren. Gerade in jüngster Zeit seien eher Rückschritte zu spüren. "Der Frauenanteil in allen Bereichen ist drastisch zurückgegangen." Und die Vorsitzende verwies am Beispiel der Politik auf den von 36,5 auf 30,7 Prozent zurückgegangenen Frauenanteil im neuen Bundestag, im NRW-Landtag mit 54 Frauen betrage der Anteil sogar nur 27,1 Prozent (minus 3,2 Prozent). Der Blick in die Region bestätige den Trend mit elf Frauen im 56-köpfigen Kreistag und nur acht weiblichen Mitgliedern im Hückelhovener Stadtrat (44 Mitglieder).

Zurmahr, selbst viele Jahre politische aktiv, sah dabei gerade die Frauen als wichtige Brückenbauer angesichts der grassierenden Politikverdrossenheit vieler Menschen und des Erstarkens der AfD. "Frauen, macht Politik und nutzt eure Gestaltungsmöglichkeiten", sagte sie aufrüttelnd. Und: "Männer, unterstützt die Frauen!" Wie Frauen umgekehrt Männer unterstützt haben, machte die langjährige Vorsitzende und Vereins-Mitgründerin Jutta Schwinkendorf deutlich, die auf die Entstehung des Frauenzentrums aus der Frauen-Initiative Sophia Jacoba im Rahmen des Kampfes gegen die Zechenschließung zurückblickte. Mit Genugtuung stellte sie fest, wie es den Frauen gelungen war, "Kräfte aus allen gesellschaftlichen Schichten zu bündeln". Man habe die Zechenschließung nicht verhindern, aber verschieben können: "Wir haben damit zehn Jahre Zeit für Hückelhoven und den Kreis gewonnen. Und dann den Entschluss gefasst, nicht aufzuhören, sondern die Umstrukturierung mitzubegleiten und für Frauengleichberechtigung im Berufsleben aktiv zu werden." 1997 entstand das Frauenkommunikationszentrum, heute Frauenzentrum. "Das alles hat mich politisiert", sagte Kreistagsmitglied Schwinkendorf. "Erkennen, wo man etwas verändern kann", hält sie mit ihren Mitstreiterinnen weiter für den Auftrag des Frauenzentrums.

(RP)
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