Hückelhoven Soziales Netz für Kinder wird teurer

Hückelhoven · Der Jugendamtsetat ist mit fast 30 Millionen Euro wesentlicher Teil des Hückelhovener Haushalts. Exorbitant gestiegen sind laut Kämmerer Kosten für Heimunterbringung - vor allem wegen der 22 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.

 Wenn es ums Wohl der Kinder und Jugend geht, gibt's kein Sparpotenzial im Etat. Unterhaltung von Spielplätzen (im Bild Millich) und Gebäuden lässt sich gut kalkulieren. Soziale Leistungen hingegen bergen Unwägbarkeiten.

Wenn es ums Wohl der Kinder und Jugend geht, gibt's kein Sparpotenzial im Etat. Unterhaltung von Spielplätzen (im Bild Millich) und Gebäuden lässt sich gut kalkulieren. Soziale Leistungen hingegen bergen Unwägbarkeiten.

Foto: LAASER (ARCHIV)

Die Kostenspirale im Jugendamtsetat wird sich 2016 weiter nach oben drehen. Von dem knapp 30 Millionen Euro umfassenden Zahlenpaket machen soziale Leistungen der Jugendhilfe den Löwenanteil aus - rund 12,7 Millionen Euro beträgt der Zuschussbedarf der Stadt. "Exorbitant gestiegen" sind die Kosten der Heimunterbringung laut Kämmerer und Sozialdezernent Helmut Holländer. Der Grund: die vom Land zugewiesenen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Zurzeit leben 13 - vom zugewiesenen Kleinkind bis zum Jugendlichen - in Hückelhoven, bald sollen es 22 sein. Um für sie zu sorgen, sind 560.000 Euro kalkuliert. Die will der Kämmerer aber auch vom Land wieder in seine Kasse bekommen. Er fand deutliche Worte: "Wenn das nicht eins zu eins erstattet wird, muss die Politik Druck ausüben. Sonst würde die Stadt die Erstattung vom Land einfordern, gegebenenfalls auf dem Klageweg."

"Die Aufgabe wird steigen", merkte Jugendamtsleiter Ralf Schwarzenberg an. "Jeden Montag bekommen wir einen anderen Verteilungsschlüssel." Waren NRW-weit im Oktober noch 7414 Kinder unter den Flüchtlingen, beträgt ihre Zahl mittlerweile über 9000. Zunächst hatte das Land rechnerisch ein Kind auf 2350 Einwohner verteilt, aktuell wird ein Kind auf 1779 Einwohner gerechnet. Kreisweit sind laut Schwarzenberg 140 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu erwarten. Bisher hat Hückelhoven nur ein Kind stationär untergebracht.

"Wir sind auf Unterstützung von Jugendhilfeträgern und Privatpersonen angewiesen", sagte Schwarzenberg. Die Stadt habe Pflegefamilien angeschrieben, auch Gastfamilien mit eingenem Einwanderungshintergrund. Die Aufgabe lässt Kapazitäten des Jugendamts an Grenzen stoßen, so der Leiter. "Der normale Betrieb geht weiter. Diese Kinder kommen obendrauf."

Die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen hatte 2014 für die Stadt Hückelhoven heftig ins Kontor geschlagen: Das Ergebnis war um 2,2 Millionen Euro schlechter als in der Ausgangsplanung. Als Grund nannte Helmut Holländer, "dass wir viele Fälle von anderen Jugendämtern übernehmen mussten, auch rückwirkend für drei, vier Jahre". Zweiter Mehrkosten-Faktor ist der Bereich Kindergärten und Tagespflege. Stand dieser Posten im Jahr 2003 noch mit zwei Millionen Euro zu Buche, sind es jetzt 5,15 Millionen Euro. "Hatte das neue Kibiz für einen Kostensprung gesorgt, so wirkt sich jetzt der Rechtsanspruch auf U3-Betreuung aus", erklärte der Kämmerer. Für unter Dreijährige stehen im Kindergartenjahr 2015/'16 zusätzlich 184 Kitaplätze zur Verfügung, plus 72 in der Kindertagespflege, 20 in Spielgruppen. Damit erreicht Hückelhoven eine Betreuungsquote von 40,63 Prozent.

Zur Kostenentwicklung in der Jugendhilfe zog die Verwaltung im Ausschuss vorläufige Bilanz: Bis Oktober waren vier Millionen Euro verausgabt, verfügbar sind für dieses Jahr noch 742.394 Euro.

(RP)
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