Hückelhoven/Mönchengladbach Schlummern Giftstoffe im Straßenbett?

Hückelhoven/Mönchengladbach · Die Stadt Mönchengladbach lässt zwei Straßen auskoffern – Reaktion auf Ergebnisse eines Gefährdungsgutachtens. In Hückelhoven steht eine Expertise zur Parkhofstraße immer noch aus. Die Tiefbaufirma weist Schuld von sich.

 Der Umbau der Parkhofstraße – hier der obere Teil ab Kreissparkasse – hatte 2007 begonnen.

Der Umbau der Parkhofstraße – hier der obere Teil ab Kreissparkasse – hatte 2007 begonnen.

Foto: JÜRGEN LAASER (ARCHIV)

Die Stadt Mönchengladbach lässt zwei Straßen auskoffern — Reaktion auf Ergebnisse eines Gefährdungsgutachtens. In Hückelhoven steht eine Expertise zur Parkhofstraße immer noch aus. Die Tiefbaufirma weist Schuld von sich.

Ein gefährliches Gemisch aus Arsen, Blei und anderen Schadstoffen unter zwei Straßen in Mönchengladbach soll im Frühjahr ausgetauscht werden. Das hatte Oberbürgermeister Norbert Bude nach Auswertung eines Gefährdungsgutachtens bekanntgegeben. Eine Firma aus Geilenkirchen hatte das Material 2004 und 2006 eingebaut. Dieselbe Firma hatte die Stadt Hückelhoven im März 2007 mit Umbau und Neugestaltung der Parkhofstraße beauftragt. Sie führte Kanal- und Straßenbauarbeiten aus, 2008 auch die Platzgestaltung.

Bereits im Sommer 2013 wartete die Stadtspitze in Hückelhoven auf Untersuchungsergebnisse vom Innenleben der Parkhofstraße aus einem gerichtlich bestellten Gutachten — die stehen bis heute immer noch aus. "Wir befinden uns noch in der Phase der gerichtlichen Beweissicherung. Es gibt keine neuen Erkenntnisse", sagte Technischer Beigeordneter Dr. Achim Ortmanns auf Anfrage. Muss auch der Unterbau der Parkhofstraße entsorgt werden? "Das müssen wir abwarten, alles andere wären Spekulationen", erklärte Ortmanns.

Das Geilenkirchener Bauunternehmen soll in 18 Kommunen aus den Kreisen Heinsberg, Viersen und Neuss sowie in Mönchengladbach mit Schwermetall und Arsen belastetes Material aus Krefeld verbaut haben. Dieses soll unter anderem in Wegberg (Merbecker Busch, Bücherstraße Arsbeck), Hückelhoven (Parkhofstraße) und Heinsberg (Parkplatz Kreishaus) eingesetzt worden sein. Das Unternehmen hatte in dem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs und diverser Umweltdelikte im Sommer 2013 jede Schuld von sich gewiesen und die Verantwortung einem Krefelder Lieferanten zugeschrieben.

Der Skandal hatte seinen Ausgang im November 2011 in Grevenbroich, als einem städtischen Bediensteten in einem Neubaugebiet belastetes Material aufgefallen war. In diesem Fall sprach die Bauunternehmung von "haltlosen Vorwürfen": Das verwendete Material entspreche den Technischen Lieferbedingungen für Gesteinskörnungen im Straßenbau. Mit der Stadt Mönchengladbach liegt die Tiefbaufirma im Rechtsstreit. Im Rathaus hat sie sich in dieser Woche schriftlich zu den Vorwürfen geäußert: Das von ihr verwendete Bettungsmaterial sei nachweislich güte- und fremdüberwacht. Es handele sich um ein Material, das bei der Kupferverhüttung anfällt und nach einem Ministererlass vom 2. Februar 2005 im Straßenbau verwendet werden dürfe. Und man habe es "mit ausdrücklicher Zustimmung der Stadt Mönchengladbach in der Süchtelner Straße und der Klumpenstraße verwendet". Prompt konterte Mönchengladbach: "Die Stadt hat die Ergebnisse der Analyse der Öffentlichkeit zum Nachlesen im Internet bereitgestellt. Darin ist nachgewiesen, dass das eingebaute Material über viel zu hohe Antimon- und Arsenwerte verfügt, die eine Lebensgefahr bei oraler Einnahme darstellen. Unbeschadet des dadurch verursachten Schadens von rund einer Million Euro wird die Stadt das Material ausbauen lassen."

(RP)
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