Klavierquintett in Hückelhoven Jubiläumsjahr im furiosen Finale
Hückelhoven · Den Pianisten Paul Rivinius und seine Musiker-Freunde hatte „con brio“ zu Gast. Sie spielten Klassik als Trio, als Quartett und als Quintett.
Hochklassisch und hochklassig endete das Jubiläumsjahr des Vereins für Kammermusik „con brio“, gegründet 1994, mit Werken von Franz Schubert und Camille Saint-Saens und einem Ensemble, das sich während des Konzerts vom Klaviertrio übers Klavierquartett zum Klavierquintett mit dem namensgebenden Pianisten Paul Rivinius entwickelte und das mehr als dankbare Publikum in der Hückelhovener Aula mitnahm.
Individuelle Klasse der Musiker und herausragende Abstimmung sind das Markenzeichen des Ensembles, das auf mehrere Münchener Orchester verteilt ist und schon vor knapp sieben Jahren als Quartett die Aula begeisterte. 25 Jahre „con brio“, darin das 175. Konzert kündigte Vereinsvorsitzender Rudolf Lengersdorf am Sonntag an, zu dem das Ensemble Franz Schuberts „Notturno“ genanntes Adagio Es-Dur, dessen Forellenquintett und Camille Saint-Saens’ Quartett für Klavier und Streichtrio ausgewählt hatte.
Das „Notturno“, das Franz Schubert selbst so nicht genannt hat, sein Verlag wählte den werbewirksamen italienischen Namen („Nacht werden“) nach seinem Tod, eröffnete den Reigen mit Paul Rivinius am Flügel, Anne Schönholz an der Violine und Sissy Schmidthuber am Violoncello mit zarten und kraftvollen Passagen, manchmal feierliche, bei denen fast weihnachtliche Stimmung aufkommt. Die Fachwelt rätselt immer noch etwas, in welchem Zusammenhang das „Notturno“ in seinem Werk, Schubert starb 1828 mit 31 Jahren, steht.
Zu Camille Saint-Saens‘ Quartett für Klavier und Streichtrio B-Dur op. 41 stieß Nicola Birkhan an der Viola dazu. Die Musiker machten das Stück mit reduzierter Lautstärke zu einem sehr dichten Klang-Erlebnis, herausragend die Passagen ganz zarter Streicher, die gute Abstimmung der noch recht jungen Musiker belegend. Das Werk gilt als meisterhaftes Beispiel für die lyrische Begabung des geborenen Parisers Saint-Saens (1835), die gespielten vier Sätze (außer Barcarolle) verlangte den Musikern alles ab, auch intensive Dynamik.
Die zweite Hälfte des Konzerts war reserviert für Franz Schuberts Forellenquintett in A-Dur für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass, zu letzterem vervollständigte Nabil Shehata als fünfter die Gruppe zu Schuberts einzigem Klavierquintett, dessen Instrumentalbesetzung bis vor dem Ersten Weltkrieg häufig von Komponisten gewählt wurde. Und da lag so ziemlich alles drin, was eine derartige Besetzung interessant macht: dialogische Passagen, quirlige, rhythmische, die nicht nur den Musikern in die Beine gingen, lyrische Momente. Schubert hatte das Lied „Die Forelle“ auf Wunsch eines Auftraggebers zur Grundlage des langen Stücks gemacht, das der adels-obrigkeitskritische Schriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) im Gefängnis gedichtet hatte.
Nach den letzten Tönen erhob sich das Publikum zum anhaltenden Applaus, drei Mal kehrten die Musiker auf die Bühne zurück, dass keine Zugabe gewährt wurde, veranlasste niemanden zum Protest – den Musikern hatten die Stücke auch physisch alles abverlangt. Auch das war bis zum furiosen Finale deutlich vermittelt worden.