Günter vom Dorp, Veranstalter der Hückelhovener Sommermusik „Es ist kein Angebot, wir stillen ein Bedürfnis“

Interview | Hückelhoven · Am Wochenende spielen Nico Santos und Querbeat im Rahmen der Sommermusik an Schacht 3 in Hückelhoven. Festivalmacher Günter vom Dorp erzählt, worauf er bei der Auswahl der Künstler achtet und wie Corona die Branche verändert hat.

 Die Brasspop-Band Querbeat spielt am Sonntag, 7. August, bei der Sommermusik Schacht 3. Schon im vergangenen Jahr waren sie in Hückelhoven zu Gast. Am Freitag spielt Nico Santos sein Konzert.

Die Brasspop-Band Querbeat spielt am Sonntag, 7. August, bei der Sommermusik Schacht 3. Schon im vergangenen Jahr waren sie in Hückelhoven zu Gast. Am Freitag spielt Nico Santos sein Konzert.

Foto: Monsterpics

In wenigen Tagen stehen Nico Santos und Querbeat in Hückelhoven auf der Bühne. Das bedeutet viel Stress für Veranstalter Günter vom Dorp und sein Team. Trotzdem nimmt er sich die Zeit für ein Interview.

Herr vom Dorp, wie groß ist die Vorfreude?

vom Dorp Die Vorfreude ist immer da. Es ist etwas Besonderes, dass wir jetzt wieder regulär starten können. Alles, was in den beiden vergangenen Jahren stattgefunden hat, waren Notlösungen – oder fand eben nicht statt. Daher sind alle mit viel Herzblut und Euphorie dabei. Trotzdem ist die Pandemie nicht vorbei. Wir haben sehr hohe Fallzahlen, aber wenige, die ins Krankenhaus müssen. Das lässt uns solche Veranstaltungen durchführen. Das Risiko, dass ein Künstler oder wichtiges Crewmitglied kurzfristig ausfällt, schwebt immer über uns.

 Festivalmacher Günter vom Dorp

Festivalmacher Günter vom Dorp

Foto: voilapromotion

Bürgermeister Bernd Jansen spricht in seinem Grußwort als Schirmherr von einer „kleinen Tradition“. Wie etabliert ist die Sommermusik in Hückelhoven?

vom Dorp Wenn man ein Festival erfindet und versucht zu etablieren, arbeitet man immer viel mehr an der Festival-Idee selbst als an den Künstlern. Zunächst muss ein Event bekannt werden, dann kann man schauen, welche Künstler zur Philosophie passen. In Rheydt hat das mit der Sommermusik sehr gut funktioniert. Da sagen die Leute „Ich gehe zur Sommermusik“ und nicht „Ich gehe zu dem Konzert von dem und dem Musiker“. Wir hoffen, dass es in Hückelhoven eine ähnliche Entwicklung nimmt.

Wie gehen Sie bei der Auswahl der Musiker vor? Worauf achten Sie?

vom Dorp Beim Gedanken an den Begriff „Sommermusik“ sollen Attribute wie „professionell“ aber auch „familiär“ in den Sinn kommen. Heißt, ein Künstler oder eine Band sollte viele Leute ansprechen. Mit nur einem Hit wird man es da schwer haben. Singer-Songwriter, die sich beständig entwickelt haben, passen eher ins Konzept. Johannes Oerding ist da ein gutes Beispiel. Manche Musikgenres schließen wir für die Sommermusik auch generell aus, etwa Elektropop oder Hardrock. Dafür gibt es andere Festivals. Unser Publikum liegt in der Regel deutlich über 20 bis 30 Jahren. Das ist auch so gewollt, denn auch diese Zielgruppe muss bedient werden. Was bei der Auswahl der Künstler ebenfalls zum Tragen kommt, ist das Datum. Wir haben nur ein bestimmtes Wochenende zur Verfügung, da müssen die Musiker Zeit haben.

Es ist nun das vierte Mal, dass die Sommermusik an Schacht 3 stattfindet. Wie unterscheidet sich das kommende Festival von den bisherigen?

vom Dorp Ich glaube, dass die Besucher es wieder mehr genießen. Weil sie in den vergangenen zwei Jahren gemerkt haben, dass es nicht selbstverständlich ist. Was wir gelernt haben ist, wie sinnvoll ein Einbahnstraßensystem bei der Gastronomie sein kann. Das werden wir auch ohne die Corona-Auflagen beibehalten. Und wir sind an einem neuen Standort, das wird für alle die größte Umstellung sein. Die Eventfläche wird derzeit ja umgestaltet. Wir mussten auf der Fläche neben der Grünannahmestelle eine neue Infrastruktur schaffen und die wichtigen Dinge wie Stromversorgung klären. Dort ist aus dem Nichts eine Festivalfläche entstanden.

Stichwort neue Eventfläche – welche Möglichkeiten schafft diese für die Zukunft?

vom Dorp Wir wurden in die Planungen im Vorfeld mit eingebunden. Es ist ein schönes Signal, dass unsere Wünsche und Anforderungen berücksichtigt wurden. Aber noch ist das alles Theorie, erstmal muss ja alles fertig werden. Optisch wird das eine attraktive Lösung mit der Einbindung des Förderturms. Sie steht für den tollen Wandel, den die Stadt Hückelhoven in den Jahren seit der Zechenschließung hinbekommen hat. Die Zeche hat die Stadt geprägt und tut es auch heute noch – nur eben anders. Für uns als Festivalmacher ist die Umgestaltung ein Glücksfall. Vorher hatten wir einfach eine Fläche genutzt, nun kriegen wir eine richtige Eventlocation.

Wie hat die Pandemie die Veranstaltungsbranche verändert?

vom Dorp Eigentlich hat sie die Branche zerstört. Wir stehen jetzt vor den Trümmern und Bruchstücken einer florierenden Branche. Da hängt so viel dran, die Musiker, die Security, das Hotelgewerbe, die Gastronomie, Maschinenbauer, und so weiter. Viele Firmen gibt es nicht mehr, die, die noch da sind, kämpfen mit Personalproblemen. Wenn ein Wald abbrennt, kommt die Natur irgendwann wieder zurück. Aber das dauert seine Zeit und es werden veränderte Rahmenbedingungen. Was man jetzt schon sieht: Alles wird teurer.

Gibt es positive Aspekte, die zu Tage gefördert wurden?

vom Dorp Logistisch gibt es da ein paar Kleinigkeiten wie das angesprochene Einbahnstraßensystem. Es ist für uns alle schön zu sehen, dass die Kultur einfach nicht kleinzukriegen ist. Das zeigt sich ganz deutlich. So viele Menschen wollen auf Konzerte und zu Veranstaltungen gehen. Kultur ist eben doch systemrelevant. Wir schaffen kein Angebot, sondern wir stillen ein Bedürfnis.

Zum Abschluss: Worauf können sich die Besucher am Wochenende freuen?

 Nico Santos wird am Freitag auf der Bühne am Schacht 3 stehen.

Nico Santos wird am Freitag auf der Bühne am Schacht 3 stehen.

Foto: Norbert Prümen

vom Dorp Zunächst natürlich mal auf ihre Stars, für die sie die Karten gekauft haben. Aber auch auf ein Gemeinschaftserlebnis vor der Bühne. Denn ein Konzert live zu erleben wird nie das gleiche sein wie eines im Fernsehen zu schauen. Und es ist schön, dass die Zeit der Auftritte vor Strandkörben und in Autokinos vorbei ist. Ein Konzert braucht diese Gemeinschaft vor der Bühne und ein guter Künstler interagiert auch mit seinem Publikum.

Können Sie schon einen Ausblick auf das kommende Jahr geben?

vom Dorp Wir führen viele Gespräche mit verschiedenen Bands und Künstlern. Aber wer genau nach Hückelhoven kommen wird, verraten wir zu gegebener Zeit.

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