Rohbau-Fest in Ratheim Ein Traum nimmt Gestalt an

Ratheim · Der inklusive Kindergarten der Lebenshilfe in Ratheim ist im Rohbau fertig. Anfang 2019 sollen die drei Gruppen einziehen. Die Kinder und viele Gäste konnten sich schon einmal umsehen in dem Bau.

 Ein Transparent mit dem Lebenshilfe-Logo und vielen bunten Handabdrücken hatten die Kinder für den Baustellenzaun gefertigt. Hier werden sie bald in die neue Kita einziehen.

Ein Transparent mit dem Lebenshilfe-Logo und vielen bunten Handabdrücken hatten die Kinder für den Baustellenzaun gefertigt. Hier werden sie bald in die neue Kita einziehen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

„Wer will fleißige Handwerker sehen?“ sangen der Kinder der Lebenshilfe-Kita vor ihrem künftigen Zuhause am Diebsweg. Die Besungenen werkelten innen und außen noch fleißig, denn der neue inklusive Kindergarten soll Anfang 2019 zum Einzug der 45 bis 60 Kinder fertig werden. Die Lebenshilfe hatte zum „Rohbau-Lunch“ eingeladen und informierte über den in Passivbauweise konzipierten Bau, der beispielgebend für künftige Neubauvorhaben der Lebenshilfe sein soll.

Der Bau ist noch eingerüstet, aber bereits „unter Dach und Fach“ sowie cremefarben verputzt. Lebenshilfe-Geschäftsführer Edgar Johnen begrüßte zuallererst die Kinder, die von der benachbarten Grundschule Im Weidengrund, ihrem vorübergehenden Domizil, gekommen waren. „Das ist ganz selten, dass ein Kindergarten im Bau ist und die Kinder schon da sind“, bemerkte er. Das Vorhaben war mit Verspätung gestartet, weil ein Grundstück im Ort sich als ungeeignet erwies und ein neuer Bauplatz gefunden werden musste. Johnen dankte Heiner Pöppl, dem frisch pensionierten Schulleiter, für seine Bereitschaft, den Kindern vorübergehend Unterkunft zu gewähren. Wie schön ihr Kindergarten einmal werden wird, können sich die Kleinen wohl noch nicht vorstellen. Umso besser wissen es Agi Hirtz und Birgit Roye, die Leiterinnen der integrativen Kitas in Oberbruch und Geilenkirchen, sowie Michèle de Greef, die leitende Koordinatorin für Ratheim. Denn sie haben die Bauplanung begleitet, indem sie das pädagogische Konzept der Kita „einarbeiten“ ließen.

Draußen heizten Mitarbeiter der Lebenshilfe-Werkstattküche im Imbisswagen Grill und Fritteuse für den Lunch an, während drinnen die Gäste Details über den Neubau erfuhren. Zu den eben besungenen fleißigen Handwerkern gehören auch Mitarbeiter der Lebenshilfe-Schreinerei, die den Innenausbau für die Kita übernimmt. „Alle Räume sind im Halbkreis nach Süden ausgerichtet“, erklärte der Erkelenzer Architekt Josef Viethen. Die Hanglage sei eine Herausforderung gewesen. Eine Spundwand fängt den Hang ab und hält Wasser ab. Drei Gruppen in dem Passivhaus blicken durch große Fenster nach draußen. Mittig wird ein größerer Mehrzweckraum für Gruppen-übergreifende Aktivitäten hergerichtet. „Das Haus ist gut gedämmt mit möglichst wenig Wärmebrücken, was einen sparsamen Energieverbrauch bedeutet“, informierte Viethen. Die mit Fernwärme versorgte Kita werde pro Quadratmeter beheizter Fläche nur 1,5 Liter Öl pro Jahr verbrauchen. Die 719 Quadratmeter Nutzfläche heizen Fußbodenheizung, die von den Kindern erzeugte Wärme sowie die Abwärme von Küche und Lampen. Eine Lüftungsanlage sorgt für gute Raumluft.

„Als Pädagogin habe ich mich in die Techniker-Runde eingebracht“, sagte Agi Hirtz. „Denn das pädagogische Modell ist ausschlaggebend, um inklusiv leben zu können. Wir lernen an diesem Pilotprojekt für künftige Bauvorhaben.“ Beispielsweise seien die kleinen Kinderküchen wichtig für den Entwicklungsprozess zur Selbstständigkeit. Waschräume sind von jeder Gruppe aus erreichbar, eine Badelandschaft ermöglicht Wassererfahrung. Die Kindertagesstätte mit angeschlossener Frühförderstelle wird Therapeuten, Erzieherinnen und Heilerzieher beschäftigen. „Wir wollen Familienzentrum werden“, kündigte Michèle de Greef an, „und mit dem Projekt Haus der kleinen Forscher und Waldpädagogik haben wir noch viel vor.“

60 Garderobenspinde in Wellenform sowie eine traumschöne Spiel- und Kletterlandschaft erstellt individuell die Nettetaler Firma Kinder-T-Räume: organisch runde Formen, geschälte Birkenstämme, Ziegenhaarteppich auf der Krabbel-Rutsche, ein „Schwalbennest“, Bachkiesel-Stufen und dicke Rattanstäbe mit geflochtenem Rattan ermöglichen vielerlei Sinneserfahrungen. Die drei Gruppen haben schon Namen: Regenbogengruppe, Sternen- und Sonnenscheingruppe. Schade nur, dass der Kita-Name „Traumland“ in Hückelhoven schon vergeben ist – hier hätte er gut gepasst.

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