Hückelhoven Mit einer Glaskugel Ansichten ändern

Hückelhoven · In Ratheim eröffnete der Fotograf Hans-Josef Jansen seine Ausstellung "Verdrehte Ansichten". Im Zentrum seiner Aufnahmen steht eine Glaskugel. Der Heinsberger Fotograf zeigt im Kulturzentrum Altes Rathaus rund 70 Arbeiten.

 Hans-Josef Jansen vor seinen Fotoarbeiten im Kulturzentrum Altes Rathaus in Ratheim. Die Schau ist am kommenden Wochenende noch zu besichtigen.

Hans-Josef Jansen vor seinen Fotoarbeiten im Kulturzentrum Altes Rathaus in Ratheim. Die Schau ist am kommenden Wochenende noch zu besichtigen.

Foto: Jürgen Laaser

Eher schemenhaft und verschwommen ist der Hintergrund. Die Umrisse eines Gebäudes, eine Landschaft oder der fließende Übergang zwischen Meer und Himmel sind manchmal nur zu erahnen. Nur im Vordergrund der Fotos von Hans-Josef Jansen sieht man die Motive klar. Glasklar - und verkehrt herum, denn der Fotograf hat all seine Bilder durch eine Glaskugel aufgenommen. Entstanden ist daraus die Ausstellung "Verdrehte Ansichten", die jetzt in Ratheim eröffnet wurde.

"Die Idee ist nicht neu", gestand Jansen, jeder kenne das Phänomen etwa vom Blick durch einen Wassertropfen. Die Herausforderung liege aber darin, immer neue Motive zu finden. So zeigt Jansen auf seinen etwa 70 Fotos nicht nur Bauwerke wie die Hamburger Elbphilharmonie oder die Dachkonstruktion des Lütticher Bahnhofes. Auch ein Feld aus Mohnblumen und einen Hafen hat der er durch die Glaskugel fotografiert. Auf der Suche nach seinen Motiven war der in Heinsberg lebende Fotograf weit über die Region hinaus unterwegs. Neben den Niederlanden und Belgien bereiste er auch die Türkei und Griechenland. "Die Glaskugel hatte ich natürlich immer dabei", sagte Jansen, "auch wenn ich beim Zoll manchmal gefragt wurde, was das ist." So bekam er aber die Möglichkeit, alte Tempelanlagen und typisch mediterrane Häuser abzubilden.

Die Werke für die Ausstellung habe er aus fast 150 Bildern ausgewählt, die er mit Kamera und Glaskugel aufgenommen hat. Darin experimentiert der Fotograf auch mit den Lichtverhältnissen. Während manche Bilder bei Tageslicht gemacht wurden, zeigen andere etwa die Beleuchtung einer Windmühle bei Dunkelheit oder gar ein Schattenspiel. Um die Kugel im Bild zu platzieren, ist Jansen durchaus erfinderisch geworden. In manchen Bildern hat er sie schlicht auf den Boden gelegt, für andere hat sich ein spezielles Stativ gebaut. Dadurch war es ihm möglich, die Position der Glaskugel im Bild zu verändern. "In einem Foto habe ich die Kugel einfach in die Hand einer Statue gelegt", erzählte Jansen. Der Wechsel zwischen Schärfe und Unschärfe sowie die ungewohnte Perspektive ermöglichen selbst bei scheinbar bekannten Motiven ganz neue Ansichten. "Für manche ist das bloße Physik", sagte Astrid Wolters, die in die Ausstellung einführte, "aber für Hans-Josef Jansen ist das magisch."

Seit Mitte der 80er Jahre hat sich der in Selfkant geborene pensionierte Vermessungsingenieur der Fotografie verschrieben, nimmt an vielen auch überregionalen Ausstellungen teil.

(lado)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort