Gartenparty Männer können singen und feiern

Ratheim · Der Männergesangverein Eintracht Hilfarth feiert mit seinem Vorsitzenden Geburtstag. Detlef Albrecht hat dieses Amt bereits 38 Jahre inne, macht sich aber Sorgen um die Zukunft des MGV – ihm fehlen jüngere Sänger.

 Detlev Albrecht vom MGV Eintracht Hilfarth, stößt mit Heinz Dohmen von den Rurpiraten und Gastsängerin Irina Rixgens, die noch vor ein paar Tagen in Moskau bei eine Contest teilgenommen hat, an.

Detlev Albrecht vom MGV Eintracht Hilfarth, stößt mit Heinz Dohmen von den Rurpiraten und Gastsängerin Irina Rixgens, die noch vor ein paar Tagen in Moskau bei eine Contest teilgenommen hat, an.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

„Kalinka, Kalinka“: Das wohl bekannteste russische Volkslied läuft leise im Hintergrund. Detlef Albrecht, seit rekordverdächtigen 38 Jahren Vorsitzender des Männergesangvereins Eintracht Hilfarth, serviert Kaviarhäppchen, echten Krimsekt und Wodka, das Nationalgetränk. Er hat Geburtstag. 63 wird er an diesem Tag. Aber das Wiegenfest gerät zur Nebensache, die sommerliche Sause „seiner“ Sänger steht im Mittelpunkt. Im Ratheimer Ortsteil Vogelsang besitzt Albrecht ein großes Grundstück, auf dem Pavillonzelte, Tische, Bänke und ein Grill stehen. Bis zum nächsten Morgen wollen die MGVler und ihre Partygäste, darunter die kompletten Hilfarther Rurpiraten, es so richtig krachen lassen. Später wird es ein großes Lagerfeuer geben.

Rund 110 Besucher feiern begeistert mit. Lassen sich von Heinz Dohmen „hier auf unserer Datscha“ willkommen heißen. Für eine Nacht wollen sie eintauchen in das russische Lebensgefühl. Dass die Weltmeisterschaft für die deutsche Mannschaft längst zu Ende ist, hatten die Hobbysänger aus dem Korbmacherdorf bei der Planung ihrer ungewöhnlichen Feier nicht einkalkuliert. Egal, die gute Laune lassen sie sich nicht verderben. Im Pelzmantel und mit Pelzmütze greift Sodekamp-Chef Dohmen zum Mikrofon. Für ein paar Minuten wird aus Heinz Dohmen Ivan Rebroff: „Es steht ein Soldat am Wolgastrand.“ Im roten Glitzerkleid schmettert Elfi Martino „Atemlos“ von Helene Fischer. Das passt auch. Denn die blonde Schlagersängerin stammt bekanntlich aus Krasnojarsk in der ehemaligen Sowjetunion.

MGV-Sänger Karl Präkelt schwenkt eine überdimensionale Flagge der russischen Föderation. Für den temperamentvollen Motto-Abend haben sich auch Hans Chilla, Günter Willmer und Manni Pirron einiges einfallen lassen – das sangesfreudige Trio stimmt als neu gegründete Band „Schlagerfeuer“ das „russische Spiel in einer russischen Nacht“ an. Gastgeber Detlef Albrecht hat einen weißen Frottee-Bademantel übergezogen. Als Udo Jürgens besingt er seine „Babuschka“. An diesem Abend stimmt jedes Detail – Papierservietten mit aufgedruckter Nationalfahne der russischen Föderation, bunte Fotos zeigen hölzerne Matrjoschka-Figuren, den Kreml und andere Moskauer Sehenswürdigkeiten.

Später, als Albrecht den weißen Frottee-Bademantel abgelegt hat und nicht mehr Udo Jürgens ist, schlägt er nachdenkliche Töne an. 125-jähriges Bestehen hat der MGV Eintracht im vergangenen Jahr gefeiert. Aber wie lange wird es die quirlige Truppe mit Spaß an Klamauk und Verkleiden – 15 Hilfarther bilden eine Chorgemeinschaft mit acht Mitgliedern des MGV Borussia Baal – noch geben? „Wir finden keine jungen Leute mehr“, sagt Albrecht ratlos. Mit 54 Jahren ist Uwe Kerlen das jüngste Mitglied, der Altersdurchschnitt liegt laut Albrecht bei 70. Der MGV Eintracht Hilfarth steht vor einer ungewissen Zukunft. Vor sieben Jahren hat man sich mit den verbliebenen acht Baalern zusammengetan. Der nächste gemeinsame Auftritt steht am 12. Juli an, wenn im evangelischen Altenzentrum in Hückelhoven eine große Schlagerparty gefeiert wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort