Hückelhoven Mehr Trinker und Haschischraucher

Hückelhoven · 611 Menschen haben im Vorjahr Kontakt zur Beratungsstelle für Suchtfragen in Hückelhoven gesucht. Hauptgrund waren Alkoholprobleme. Der Anteil der Cannabiskonsumenten stieg erneut an. Weniger Frauen in der Beratung.

Den Jahresbericht der Beratungsstelle für Suchtfragen aus dem Jubiläumsjahr 2016 präsentierte Leiterin Marlies Trapp im Haus der Caritas. Bei einem sommerlichen Grillfest und im Suchtforum war das 30-Jährige der Einrichtung von Caritas und Diakonie, die für den gesamten Kreis Heinsberg Anlaufstelle ist, gewürdigt worden. Die Entwicklung der Beratungsstelle ist beachtlich: Betreuten 1986 noch zwei Mitarbeiterinnen 93 Klienten, so kümmerten sich im Vorjahr fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 4,2 Vollzeitstellen und eine Honorarkraft um 611 Ratsuchende. Im Jahr 2015 kamen 633 Menschen in die Beratungsstelle.

Hauptdiagnose war wie in den Vorjahren ein Alkoholproblem. Die Zahl war seit 2013 rückläufig gewesen, nun aber stellten die Berater fest, dass acht Prozent mehr Alkoholabhängige als 2015 zu Gesprächen kamen. Die Beratungsstelle ist sowohl für den Bereich illegaler als auch legaler Suchtmittel zuständig und wird von beiden Personengruppen etwa gleich häufig aufgesucht. Neben den Alkoholproblemen geht es um Drogen, Nikotin, Medikamente, das pathologische Glücksspiel oder Essprobleme. Dabei suchen nicht nur die Betroffenen, sondern auch Angehörige Rat.

Von den 611 Klienten nahmen 390 mehrere Beratungsgespräche in Anspruch, wonach sie als Intensivklienten geführt werden, 221 ließen es bei einem einmaligen Kontakt bewenden. "Wir sind froh, dass wir so viele Leute erreichen konnten", unterstrich die Psychologin Marlies Trapp. "Bei etwa 145 Personen pro Mitarbeiter kommen wir aber wieder an unsere Kapazitätsgrenze." Seit drei Jahren wird eine Warteliste mit jeweils vier bis fünf Personen geführt. Von den Intensivklienten waren 64 Prozent Männer (251) und 36 Prozent Frauen (139). Auffällig war, dass vier Prozent weniger Frauen in die Beratung kamen als im Jahr davor, ohne dass der Rückgang erklärbar wäre. "Die Therapiegruppe in der ambulanten Reha wird nach 19 Jahren erstmals als reine Männergruppe geführt", so Trapp.

462 Klienten (76 Prozent) schilderten eigene Suchtprobleme, 149 (24 Prozent) waren Bezugspersonen. Dass die Beratungsstelle drei Prozent weniger Angehörige als im Jahr 2015 erreichte, fand die Leiterin bedauerlich, denn es gebe spezielle Angebote für sie wie eine Angehörigen- und eine Elterngruppe. Allgemein stellte die Psychologin bei den Ratsuchenden einen Trend fest, der sich in der Gesellschaft widerspiegelt: "Wir sehen hohe Belastungen durch Anforderungen der Arbeit, geforderte Flexibilität und Schichtdienst. Da bleibt wenig Zeit, sich auseinanderzusetzen mit sich selbst und der Familiengeschichte."

Einen weiteren Trend beobachten die Berater seit 2014: Addiert man die Zahl aller Konsumenten illegaler Drogen, ergibt sich mit 234 Menschen ein höherer Anteil an Konsumenten illegaler als legaler Suchtmittel. Auch im vergangenen Jahr stieg der Anteil der Cannabiskonsumenten, meist verbunden mit Mischkonsum, an. Bei Jugendlichen stehen auch "legal Highs", legale Kräutermischungen aus dem Internet, und Shisha-Bars hoch im Kurs.

Wer spontan seine Situation ändern und das Gespräch suchen will, ist in der offenen Sprechstunde willkommen.

(gala)
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