Kaisersaal Brachelen Hauptsache, genug Pils im Löschtank

Brachelen · Erst scheute er sich vor der Bühne im Kaisersaal in Brachelen, dann zündete er ein Lachsalven-Feuerwerk nach dem anderen: Löschmeister Josef Jackels alias Marc Breuer begeisterte sein Publikum im Heimatort.

 Löschmeister Josef Jackels (Marc Breuer) beim Einsatz im ausverkauften Kaisersaal in Brachelen. Sein Publikum baute er geschickt in die Gags mit ein.

Löschmeister Josef Jackels (Marc Breuer) beim Einsatz im ausverkauften Kaisersaal in Brachelen. Sein Publikum baute er geschickt in die Gags mit ein.

Foto: Ruth Klapproth

Es hatte seinen guten Grund, warum Löschmeister Josef Jackels, Löschgruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Schluppendorf aus dem Selfkant, nicht rechtzeitig im Kaisersaal in Brachelen erscheinen konnte: Er musste sich zunächst um das mächtige, hell lodernde Feuer kümmern, das auf der Wiese hinter dem Kaisersaal brannte. Deshalb enterte erst sein dauerjugendlicher Freund Richard Borowka die Bühne und freute sich – auch im Namen von Jackels – in Brachelen, der Weltstadt mit Herz, zu Gast zu sein. „Brachelen ist immer eine Reise wert,“ befand er.

Jackels, der im Kaisersaal eine Werbetour mit dem Titel „Löschen, retten, Keller leerpumpen“ durchführen wollte, um Nachwuchs für die Schluppendorfer Löschgruppe zu gewinnen, traue sich nicht recht auf die Bühne, behauptete Borowka. Zur Überbrückung des Lampenfiebers müsse er vom Publikum mit tosendem Applaus herbeigerufen und aufgemuntert werden. Die Audienz ließ sich nicht lang bitten, immerhin verbirgt sich hinter der Kult- und Kunstfigur Löschmeister Jackels ein echter Brachelener Junge: Marc Breuer. Als solcher wurde er vom Heimat- und Naturverein Brachelen vorgestellt und begrüßt. „So viele Leute hat es im Kaisersaal schon lange nicht mehr gegeben“, hieß es. Tatsächlich durfte sich der Verein über ein ausverkauftes Haus freuen.

Als „echter Brachelener“ wurde Breuer 1968 in Linnich geboren, absolvierte erfolgreich im zweiten Anlauf in der Grundschule die Fahrradprüfung, entdeckte sein komödiantisches Talent, das er im legendären Rurtaltrio ausspielte, studierte Jura, um nach dem zweiten juristischen Staatsexamen in Köln als Familienvater und Komödiant seine Heimat zu finden. Dass er seine Herkunft aber nicht vergessen hat, bewies er bei seinem Auftritt in Kaisersaal. „Endlich sehe ich den Saal mal nüchtern“, scherzte er, „anders als am Tulpensonntag, wenn ich hier mit meinen Freunden abfeiere.“

Ernste Probleme hatte Löschmeister Jackels mitgebracht: Die Löschgruppe Schluppendorf leidet unter massivem Nachwuchsmangel, nachdem „sieben Säulen unserer Wehr mit 75 Jahren in den Vorruhestand getreten sind“. So warb er auch in Brachelen für neue Mitglieder. „Sie werden mit Eintritt fünf Jahre Mitglied bei zwölfjähriger Kündigungsfrist.“ Aber, so betonte der Löschmeister: „Löscht euren Durst, das ist nicht die Hauptsache unserer Löschgruppe.“

Diese Aussicht schien ebenso verlockend wie die auf dem Feuerwehrwagen. „Der neue Feuerwehrauto ist viel besser als wie der alte Feuerwehrauto!“ Schließlich verfüge „der neue Auto“ über einen ausreichend großen Löschtank, in dem sich auch Pils beim Feuerwehrausflug transportieren ließe. Der alte hätte beim letzten Vollbrand eines Hauses erst genutzt werden können, nachdem der ADAC ihn repariert hätte. Beim Eintreffen an der Einsatzstelle war zwar nichts mehr zu retten, aber es gab doch die Diskussion, wer zuerst in die Ruine solle. Niemand wollte. Da zeigte Löschmeister Jackels seine demokratische Führungsqualität. „Macht das unter euch aus“, schlug er vor. So war nicht mehr viel zu löschen oder gar zu retten, da blieb nur noch, den Keller leerzupumpen

Doch nicht nur Jackels brachte seine Probleme aus Schluppendorf mit. Auch Richard Borowka, Autohändler Heribert Oellers, Schlagerstar Mario Manni Mertens sowie der Leiter des Männergesangsvereins und Kirchenchors Friedhelm Klöter hatten ihr Päckchen zu tragen. Im ständigen Wechsel zwischen den Figuren und deren Kleidung wirbelte Breuer über die Bühne, immer wieder Sprüche auf Lager, die auf Brachelen gemünzt waren. „Im schönsten Dorf von allen“ sei Jackels. Und weiter: Der erst vor wenigen Tagen gefeierte Diakon Heinz Brand solle Bischof von Brachelen werden oder auch: „Lang lebe der Heimatverein!“

Selbstverständlich durfte Löschmeister Josef Jackels nicht ohne einige Zugaben die Bühne verlassen. Und auch nach dem offiziellen Ende blieb Komödiant Breuer noch eine gehörige Zeit im Kreise seiner Brachelener Freunde, ehe er zurück nach Köln fuhr – vorbei am inzwischen ordnungsgemäß gelöschten Großfeuer auf der Wiese hinter dem Kaisersaal.

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