Theater im Gymnasium Schillers „moderne“ Räuber

HÜCKELHOVEN · Der zweite Literaturkurs Q1 des Gymnasiums Hückelhoven präsentierte die Premiere ihrer Schiller-Adaption „Am Arsch, die Räuber“. Heute Abend findet die letzte Vorstellung statt.

 Szene aus der Aufführung „Am Arsch, die Räuber“ nach Motiven aus Friedrich Schillers Schauspiel „Die Räuber“. Die Jugendlichen präsentierten das Stück rundum gelungen.

Szene aus der Aufführung „Am Arsch, die Räuber“ nach Motiven aus Friedrich Schillers Schauspiel „Die Räuber“. Die Jugendlichen präsentierten das Stück rundum gelungen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Schiller war 21, als er „Die Räuber“ schrieb. Freiheit und Rebellion sind zentrale Punkte des Stücks und gleichzeitig Themen, die fast alle jungen Leute umtreiben. Wie würde Schiller schreiben, wenn er in unserer heutigen Zeit leben würde? Diese Frage haben sich Schüler des Gymnasiums Hückelhoven gestellt. Mit ihrem Stück „Am Arsch, die Räuber“ griffen die Schüler des zweiten Literaturkurses aus der Jahrgangsstufe Q1 auf Motive aus Schillers bekanntem Drama zurück und verliehen dem Stoff in zwei Besetzungen einen neuen Anstrich. Bei der Premiere am Sonntag begeisterten die jungen Schauspieler mit ihrer überzeugenden Leistung das Publikum.

Im Laufe der Neuinszenierung sind selbstverständlich noch deutliche Parallelen zu Schillers Original zu erkennen. So ist Franziska Moor (Alice Kisser und Mia Hellmich/ Theepiga Hemakanthan und Elisa-Marie Wickerath) geradezu zerfressen von ihrer Eifersucht und ihrem Hass auf ihren älteren Bruder Alexander (Davut Kandemir/ Mirkan Ayna). Er ist ihr ein ewiger Dorn im Auge und sie will nicht akzeptieren, dass er einmal das Unternehmen der Mutter (Bianca Schick/ Antonia Claßen) erben wird. Sie fühlt sich benachteiligt und intrigiert gegen ihren Bruder. Gleichzeitig fühlen sich Alex und seine Freunde von der Schule überfordert und von den Eltern vernachlässigt. „Was nützt dir ein Abi, wenn du eh keinen Job bekommst? Um uns kümmert sich niemand“, sagen sie. Nachdem sie für etwas geradestehen sollen, was sie nicht verschuldet haben, laufen sie weg und versuchen, sich auf eigene Faust in Berlin durchzuschlagen.

Währenddessen geht es Mutter Moor daheim immer schlechter, Franziska hat inzwischen die Firmengeschäfte übernommen. Alex findet an der heruntergekommenen und halblegalen Lebensweise seiner Gruppe keinen Gefallen und gesteht sich ein, dass sie an einem „toten Punkt“ angekommen sind. Blacky (Julia Meindorfner/ Nathalie Ruers) und Dick (Kim Cremer/ Kim Schafhausen) stehen ihm zunächst noch zur Seite, während die Spiegelchens (Michelle Walkenhaus und Greta Gaßner/ Aurelie Staecker und Ina Haustein) und Roller (Hannah Latour/ Florian Förster) von ihrer neuen Bekanntschaft Schnuffi (Antonia Claßen/ Kim Cremer) in die kleinkriminelle Szene gezogen werden. Alex möchte wieder ein geregeltes Leben und will sich bei seiner Mutter für alles entschuldigen. Als die Konflikte am Sterbebett der Mutter eskalieren, kommt jedoch alles ganz anders.

Das Stück der Schüler präsentierte sich rundum gelungen und gut inszeniert – einerseits mit rauer und ungeschönter Sprache und Musik, die gut zu der Situation der Charaktere passt, andererseits mit einigen Verbeugungen vor Schillers Arbeit. So war das Schauspiel gespickt mit Auszügen aus Schillers Original und Szenen, in denen der Sprecher und Friedrich Schiller „persönlich“ (Christian Velling und Moritz Dieth/ Aleks Baginski und Levi Nitze) das Geschehen auf der Bühne kommentierten.

Lehrerin Christine Wolff, die für Regie und Bühnenbild verantwortlich war, zeigte sich stolz auf die Leistung ihrer Schüler. Nach einem schauspielerischen Grundkurs zu Beginn des Schuljahres hätten sich die Schüler selbst für ihre Rollen entschieden – daher rühre auch die vierfache Besetzung der Franziska. Gerade in den letzten zwei Wochen sei trotz Klausuren sehr intensiv geprobt worden. „Ich freue mich, dass sie so viel Spaß auf der Bühne haben, und es ist eine tolle Möglichkeit, die Schüler anders zu sehen und ungeahnte Talente in ihnen zu entdecken“, lobte Wolff.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort