Uraufführung in der Hilfarther Kirche Requiem wird zum spannenden Erlebnis

Hilfarth · Nach der Uraufführung in der Hilfarther Kirche werden Komponist Thomas Hansen und der Kammerchor Altodijo begeistert gefeiert.

 Der Kammerchor Altodijo sang auf der Empore der Kirche St. Leonard Hilfarth „Zwei Requiems“. Die Leitung hatte Johannes Fell.

Der Kammerchor Altodijo sang auf der Empore der Kirche St. Leonard Hilfarth „Zwei Requiems“. Die Leitung hatte Johannes Fell.

Foto: Ruth Klapproth

Minutenlanger Beifall und Bravo-Rufe machten dem Kammerchor Altodijo und dem Komponisten Thomas Hansen unmissverständlich klar: Es hat sich gelohnt. Die Mühe, die Plackerei, die Zweifel und das Risiko waren auf einen Schlag vergessen, als sich das begeisterte Publikum in der proppenvollen Kirche St. Leonhard nach der Uraufführung des von Hansen komponierten Requiems opus 4 von den Bänken erhob und die Akteure für deren Leistung feierte. „Zwei Requiems“, so lautet der Titel des Konzerts, bei dem nach dem Requiem von Fauré das neueste Werk von Hansen zum ersten Mal der Öffentlichkeit zu Gehör gebracht wurde. Der Kammerchor aus Hückelhoven unter der Leitung von Johannes Fell wagte sich im zehnten Jahr seines Bestehens zum ersten Mal an ein Requiem und ausgerechnet an die erste Totenmesse, die Thomas Hansen aus Hückelhoven komponierte. Er begleitete den Chor seit Jahren und auch dieses Mal am Flügel.

„Als ich die Partitur zum ersten Mal in Händen hielt, habe ich mir sofort gesagt, das ist ein tolles Stück“, sagte Wolfram Goertz, der vor dem Konzert im Jugendheim einführende Worte gab. Die Aufführung bestätigte die Meinung des renommierten Konzertkritikers. Hansen wolle immer 120 Prozent, die zwangsläufig nicht zu erreichen sind. Jedes Requiem komme an seine Grenzen, doch versuche Hansen alle Sperren und Schleusen zu öffnen.

Während der Chor das Requiem von Fauré vor der Orgel, gespielt von Gottfried Houben, sang, versammelte er sich für das Hauptwerk des Konzerts im Altarraum in unmittelbarer Nähe zum Publikum. Hansen fordert mit seinem Werk den Sängern, dem Pianisten und auch dem Publikum viel ab. Der etwas sperrige Auftakt mit sehr viel jazzigen Elementen ist gewöhnungsbedürftig. Der Zuhörer, dank des Fauré-Requiems ein wenig auf die einzelnen Teile eines Requiems vorbereitet, muss sich auf das zweite Werk einlassen. Er wird von der Musik, dem Chor und dem Pianisten verblüfft, in eine scheinbare Harmonie gehüllt, aus der er durch das radikale Spiel von Hansen wieder aufgeweckt wird. Er kann sich nicht ausruhen oder treiben lassen. Er erlebt das Requiem ebenso hautnah wie der Chor. Das Requiem wird zum spannenden, abwechslungsreichen Erlebnis mit Überraschungselementen. Das Requiem von Hansen ist ein modernes Stück, eben ein Werk aus dem 21. Jahrhundert mit Elementen, die es in dieser Form zuvor nicht gab. Da gehört rhythmisches Aufstampfen der Chormitglieder ebenso dazu wie das deutlich zu vernehmende „Plopp“ beim Öffnen der Rotweinflasche, das Hauchen der Sänger oder der ungewöhnliche Auftritt des Solisten Martin Ackermann. Der Bariton schreitet bei seinem Einsatz im „Dies irae“ singend aus dem Kirchenschiff auf den Altarraum zu. Ackermann sei genau der eine Solist, für den er dieses Solo geschrieben habe, bekannte Hansen. Ackermann ist Altodijo seit Jahren freundschaftlich verbunden und arbeitet als Gesangslehrer und Stimmbildner mit dem Ensemble zusammen.

Das Ende mit dem grandiosen Choreinsatz beim Lux aeterna und den danach sanften, friedlichen drei Anschlägen auf dem Klavier statt eines aufbrausenden furiosen Abschlussfeuerwerks, passend zu den Schlussworten des Requiems „Denn Du bist mild“, verschlug den Zuhörern zunächst den Atem, ehe es nach der besinnlichen Stille jubelte.

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