Hückelhoven Kammermusik in höchster Qualität

Hückelhoven · "Aufstrebende Sterne am Musikhimmel" begrüßte con brio zum Konzert für Klavier und Violine in der Hückelhovener Aula.

 Violinist Fedor Rudin und Florian Noack am Klavier weckten Lust auf ihre neue CD.

Violinist Fedor Rudin und Florian Noack am Klavier weckten Lust auf ihre neue CD.

Foto: JÜRGEN LAASER

Beste Werbung in zweifacher Hinsicht stellte das Konzert "Reflexionen" dar, zu dem con brio in die Hückelhovener Aula eingeladen hatte. Zum einen bewiesen die Freunde der Kammermusik einmal mehr, dass sie ihrem Publikum Kammermusik in höchster Qualität anbieten können, zum anderen machten die beiden Interpreten, der Violinist Fedor Rudin und der Pianist Florian Noack, mit ihrem in der Spätromantik angesiedelten Programm Appetit auf ihre in Bälde erscheinende CD, auf der sich auch die in Hückelhoven vorgetragenen Stücke befinden.

Rudolf Lengersdorf hatte nicht zu viel versprochen, als er in seiner Begrüßung im Namen des Fördervereins die beiden Künstler als "aufstrebende Sterne am Musikhimmel" bezeichnete. Er war stolz darauf, dass der weltweit begehrte, viel beschäftigte Rudin, der in den Tagen zuvor noch in Rio de Janeiro, in Bayern und in Izmir aufgetreten war, jetzt ebenso den Weg nach Hückelhoven gefunden hatte wie sein Partner Noack, den eine Konzertreise durch Europa in die ehemalige Zechenstadt führte. Ein spannendes, abwechslungsreiches Programm hatten die beiden Künstler zusammengestellt, beginnend mit der Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 von Georgy Catoire (1861-1926), die mit einem fulminanten, gleichberechtigten Zusammenspiel der beiden Instrumente endete. Ebenfalls "wenig gespielt", so Rudin, war die folgende Romanze in A-Dur, Op. 28, von Gabriel Fauré (1845-1924), bei der die Violine dominierte und in deren Interpretation weniger die "gebändigte Melancholie" als vielmehr eine durchklingende Heiterkeit spürbar war. Zwei Salonstücke von Sergei Rachmaninoff (1873-1943) beendeten den ersten Teil.

Diese beiden Stücke sind die einzigen veröffentlichten Werke des Komponisten für Klavier und Violine. Lebhaft dargestellt war der Ungarische Tanz, bei der Romanze faszinierte Rudin mit seiner Fertigkeit auf der ihm als Leihgabe überlassenen Stradivari.

Nocturne und Cortège stammen aus der Feder von Lili Boulanger (1893-1918), die sie wenige Wochen vor ihrem Tod komponierte. Erst getragen, dann rasant präsentierte das Duo die Werke, die der gelungene Einstieg in den zweiten Teil des Konzertabends waren. Dort stand die Sonate für Violine und Klavier von Maurice Ravel (1875-1937) im Mittelpunkt, über die Ravel einmal sagte, diese Sonate beweise die klangliche Unvereinbarkeit von Klavier und Violine.

Rudin und Noack bewiesen das Gegenteil in dem Werk, das über den Impressionismus überleitet in die Moderne, in die Zeit des Jazz. Nicht zuletzt beim "Blues" im Mittelteil wird dies deutlich. Beliebt ist das Valso-Scherzo Op. 34 von Pjotr Ilyitch Tschaikovksy (1840-1893), das Rudin und Noack in Hückelhoven ein wenig anders interpretierten als es bekannt ist.

Der langanhaltende Beifall des begeisterten Publikums nötigte die beiden Künstler geradezu zu einer Zugabe, die in der fröhlich-beschwingten serenade espagnole von Cécile Chaminade (1857-1944) bestand, "weil das Wetter so schön ist", wie Rudin schmunzelnd bemerkte.

(kule)
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