Seniorenmesse Hückelhoven Die Eigeninitiative der Älteren wecken

Hückelhoven · Hückelhoven bietet ein breites Angebot bei der 4. Seniorenmesse. Die Organisatorinnen thematisieren neue Ansprüche.

   Andrea Kardis (l.) und Petra Hudler organisieren das Programm der Hückelhovener Seniorenmesse.

Andrea Kardis (l.) und Petra Hudler organisieren das Programm der Hückelhovener Seniorenmesse.

Foto: Angelika Hahn

Die Stadt Hückelhoven lädt am Sonntag, 18. November, von 11 bis 17 Uhr zu ihrer vierten Seniorenmesse ins Schulzentrum Ratheim ein. Mit 40 Angeboten reagiert die Stadt auf vielfältiger gewordene Wünsche und Bedürfnisse der älteren Generation. Über diesen Wandel sprechen die beiden Organisatorinnen, stellvertretende Sozialamtsleiterin Andrea Kardis und Ehrenamtskoordinatorin Petra Hudler.

Mit einem besonders breiten Programm möchte die Stadt Hückelhoven bei der Messe auf Bedürfnisse von Senioren reagieren. Welche Veränderungen nehmen Sie denn bei dieser Personengruppe wahr?

Kardis Die Personengruppe der Menschen ab 50 ist sehr vielseitig. Allein wenn man beispielsweise die Altersstruktur, den Gesundheitszustand, die familiäre Einbindung, die Wohnsituation, die Mobilität, die persönlichen Interessen, die verfügbare Zeit und vieles mehr betrachtet. Eine pauschale Einordnung der Senioren heute ist unmöglich und wenig sinnvoll. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten sollten auf „junge“ und „hochaltrige“ Senioren zugeschnitten werden.

Was sind die besonderen Interessen/Anliegen der so genannten jungen Alten, welche Trends beobachten Sie?

Kardis Sicherlich sind die Menschen kurz vor Eintritt ins Rentenalter eine besonders zu betrachtende Zielgruppe. Der Eintritt in den Ruhestand und der Zeitpunkt, an dem die Kinder das Haus verlassen, sind oftmals tiefe Einschnitte im Leben eines Menschen. Der bis zu diesem Zeitpunkt durch Beruf und Familie gut durchstrukturierte Tagesablauf bricht weg, und es gilt, die neu gewonnene freie Zeit selbst sinnvoll zu nutzen und wieder mit Leben zu füllen. Ehrenamtliches Engagement, Freizeitgestaltung, Bildung, Gesundheitsvorsorge, Bewegung und Sport sind nur einige Bereiche, mit denen dieses möglich ist. Die Menschen wollen gebraucht werden und an der gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben. Es gilt den Bogen zu schlagen, den „jungen“ Senioren in diesem Lebensabschnitt neue Perspektiven aufzuzeigen und gleichzeitig damit das vorhandene Potential (berufliche Qualifikationen, Lebenserfahrung) für die Gesellschaft zu nutzen.

Hückelhoven sei vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gut aufgestellt, sagte Bürgermeister Jansen. Wie stellt sich die Stadt auf die wachsende Personengruppe der Älteren ein?

Kardis Ortsnahe Vorsorge- und Versorgungsangebote sind wichtig für eine lange Selbstständigkeit von Senioren. Es ist bewiesen, dass ein längeres Verbleiben im vertrauten Wohnumfeld die persönliche Lebensqualität erhöht. Daher ist die Stadt bestrebt, entsprechende Angebote in den einzelnen Stadtteilen vorzuhalten. Auch funktionierende nachbarschaftliche Hilfen sind von immenser Bedeutung und können dazu beitragen, eine möglichst lange selbstständige Lebensführung sicherzustellen. Hierbei erfährt das bürgerschaftliche Engagement einen hohen Stellenwert.

Die Eigeninitiative der Älteren ist Ihnen wichtig. Auf welchen Feldern können und sollten sie aktiv werden?

Hudler Jeder, egal in welchem Alter und Lebensabschnitt, kann die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Es gibt unzählige Bereiche, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dies braucht auch nicht unbedingt mit einem großen Zeitaufwand verbunden sein. Darüber hinaus verbindet bürgerschaftliches Engagement die Menschen, neue Kontakte werden geknüpft, Freundschaften entstehen. Wichtig dabei ist es, selbst aktiv zu werden und den ersten Schritt zu wagen und das, was man macht, muss Freude bereiten, man muss mit dem Herzen dabei sein. So ist es möglich, bestehende Initiativen und Vereine zu unterstützen, aber es können auch eigene Ideen umgesetzt werden. So sind seinerzeit etwa der Spielnachmittag für Senioren, der Wandertag für Frauen, das Repair-Café und nicht zuletzt die Flüchtlingspatenschaften entstanden.

Gibt es besondere Strategien, Menschen für den Einsatz im Ehrenamt zu gewinnen?

Hudler Mit der Einrichtung der Kontaktstelle für bürgerschaftliches Engagement im Januar 2012 ist die Stadt Hückelhoven neue Wege gegangen und damit Vorreiter im Kreis Heinsberg. Als Ehrenamtskoordinatorin arbeite ich als Schnittstelle und Vermittlerin zwischen Ehrenamtlern, Vereinen, Institutionen und der Verwaltung trägerübergreifend mit dem Ziel, das Ehrenamt zu stärken und zu fördern und um Strukturen zu schaffen, die das aktive Handeln der Bürgerinnen und Bürgern unterstützen. Die bis heute erfolgreich umgesetzten Ideen und Vermittlungen von Ehrenamtlern an Einrichtungen bestärken uns, diesen Weg weiter zu gehen und weiter zu entwickeln. Der Bedarf an Ehrenamtlern in allen Bereichen ist enorm. Hierfür gibt es kein „Alter“ im engeren Sinne. Jeder kann sich nach seinen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Stärken einbringen. Nicht umsonst haben wir uns seinerzeit für den Slogan „Ehrenamt in Hückelhoven – da ist so viel für mich drin“ entschieden.

Einsamkeit ist ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Auch viele Ältere sind betroffen. Wie lässt sich gegensteuern?

Hudler Verlust des Partners und/oder von Freunden, aber auch der Verlust von Aufgaben, verminderte Mobilität, die Familie wohnt weit weg – all dies kann zu vermehrter Einsamkeit im Alter führen. Durch soziale Kontakte und eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben soll dem entgegengewirkt werden. Aus diesem Grund wurde vom Runden Tisch „Seniorenarbeit“ der Seniorenratgeber und der Veranstaltungskalender entwickelt. Zurzeit ist die dritte Auflage des Veranstaltungskalenders in Arbeit. Für die Angebotsvielfalt in allen Stadtteilen sorgen die Kirchengemeinden, Vereine und Einrichtungen. Auch das Projekt „Seniorenbegleiter“ der Evangelischen Kirchengemeinde ist ein wichtiger Baustein. Durch unsere vielfältigen Berührungspunkte, beispielsweise bei den jährlich stattfindenden Seniorenfahrten mit durchschnittlich 1300 Teilnehmern, haben wir bereits mehrfach festgestellt, dass viele ältere Menschen ohne Familienanschluss leben und sich einsam fühlen.

Und es gibt ein neues Projekt ...

Hudler Genau. Aus diesem Grund initiiert die Stadt Hückelhoven zurzeit den „Telefon-Star“ im Rahmen des von der EU geförderten Prevent-Projektes „Seniorenfreundliche Gemeinde“. Ziel dieses Angebotes ist es, ältere, alleinstehende Menschen aus ihrer Isolation zu holen, die Hintergründe dafür aufzudecken und wenn möglich, diese Probleme zu minimieren bzw. bestenfalls zu beseitigen. Bei dieser Aktivität werden entsprechend geschulte Ehrenamtliche zu regelmäßigen Zeitpunkten mit den älteren Bürgern ein Telefonat führen. Bei diesen freundlichen Telefongesprächen soll den Senioren ein gutes Gefühl vermittelt werden, eine Beratung über mögliche Aktivitäten in der Stadt erfolgen, evtl. Kontakte zu anderen Vereinen oder Organisationen hergestellt werden. Wer Interesse am „Telefon-Star“ hat – Telefondienst, Aufbau und Mitwirken beim Projekt oder aber selbst gerne angerufen werden möchte – ist bei uns herzlich willkommen.

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