Trommelmotoren Interroll expandiert in Baal weiter
Hückelhoven · Die Schweizer Interroll Gruppe erweitert erneut ihr Werk im Industriegebiet Baal. Zudem geht der Hersteller von Trommelmotoren den ersten Schritt in Richtung Automatisierung der Produktion.
Das Geschäft mit den in Baal entwickelten und produzierten Trommelmotoren boomt, die Abteilungen im Gewerbegebiet platzen aus allen Nähten. Jetzt hat die Schweizer Interroll Gruppe an der Opelstraße ein 20.000 Quadratmeter großes Grundstück hinzugekauft. In einer bestehenden Halle können sich Entwicklungszentrum und Service-Abteilung des Unternehmens ausbreiten. Im kommenden Jahr soll hier auch eine eigene Kabelproduktion starten. Seit Mitte Juni in Betrieb ist eine vollautomatische Montagemaschine. Zwei Roboterarme montieren Getriebe für die Spezialprodukte.
Mit einer Millionen-Investition in Technik und Personal hat Interroll wenige Meter neben der Forschungsabteilung neue Flächen bezogen. „Wir haben das letzte Grundstück an der Opelstraße gekauft“, erklärte Geschäftsführer Hauke Tiedemann. In dem bebauten Areal hatte Edelstahl-Verarbeiter Niro eine Außenstelle. Die Firma, die auch den Trommelmotorenbauer mit Edelstahlteilen beliefert, wolle sich am nicht weit entfernten Stammwerk konzentrieren, so Tiedeman, daher habe sich Interroll vor zwei Jahren bereits bei dem Unternehmen eingemietet und in der Halle Fördertechnik aufgestellt. So wurden 2500 Quadratmeter Fläche und 300 Quadratmeter Büroräume gewonnen. Wenn Niro zum Jahresende ganz auszieht, soll hier eine Kabelfertigung einziehen. „Die holen wir von einem externen Anbieter in Dänemark nach Baal“, sagte Tiedemann. Die Kunst der eigenen Kabelherstellung sei es, die Kabel in den Motoren, die Öl enthalten, nach außen zuverlässig abzudichten. Zehn neue Arbeitsplätze soll die Eigenproduktion schaffen.
Der Geschäftsführer spricht zufrieden von einem Wachstum des Produktionswerkes im zweistelligen Prozentbereich. „Die Testeinrichtung ist erweitert worden, weil wir so schnell wachsen, dass die Kollegen mehr Flächen brauchen. Die Service-Abteilung platzt aus allen Nähten und hat jetzt mehr Platz.“ Damit trägt Interroll den gestiegenen Anforderungen am Markt Rechnung, mehr und besseren Service zu liefern. Top-Qualität und kurze Lieferzeiten sind die Maxime des Hauses, das Ende April 2017 den weltweit stärksten Synchron-Trommelmotor für Bandfördersysteme auf den Markt gebracht hat. Die in Baal für den Weltmarkt erforschten und hergestellten Produkte setzen alles in Bewegung, was über Bänder Koffer, Lebensmittel, Waren und Pakete transportiert. Motoren werden nach Kundenwunsch und Anforderung individuell produziert – das Standardmodell gibt es nicht. „Variantenreiche Serienanfertigung“, nennt Hauke Tiedemann den flexiblen Prozess schmunzelnd. Und in Baal werden die Produkte auch gewartet, inspiziert, repariert und an den Kunden zurückgeschickt. Zurzeit sucht Interroll wieder 25 neue Mitarbeiter, CNC-Zerspaner und hochqualifiziertes Montagepersonal.
Letzteres hat Verstärkung bekommen: eine vollautomatische Montageeinheit. „Wir gehen konsequent den Schritt zur Automatisierung überall da, wo stupide Handgriffe sich wiederholen“, beschrieb Hauke Tiedemann die neuerliche Investition in die Zukunft, „wir werden keine menschenleere Fabrik haben. Nur einfache Tätigkeiten sind nicht mehr vorhanden. Dafür erhalten die Leute eine Chance, sich weiter zu qualifizieren.“ Zweibeinige Kollegen braucht der Roboter schon noch, die ihm Teile „anreichen“, seine Montageeinheit mit Zahnrädchen füllen, den Computer bedienen. Fasziniert beobachtet der Geschäftsführer die beiden Roboterarme in dem Glaskasten, wie sie Teile zusammensetzen. „Alle 60 Sekunden kommt hier ein Getriebe raus. Von hier aus versorgen wir die globale Interroll-Welt mit Getrieben für die Trommelmotoren.“ Für gleichbleibende Qualität sorgen 25 Kameras, die per Foto jeden Arbeitsschritt abgleichen mit Vorgaben aus einer Datenbank. Hauke Tiedemann geht von stabilen Wachstumsraten aus, jährlich um die zehn Prozent. Nächste Überlegungen gelten den Lagerflächen, Verbesserung der Logistik für die Werke in Baal, Wermelskirchen und Sinsheim: Wo stehen künftig die Regale? Wo können wir Produktionsflächen frei ziehen? So verhält sich Interroll analog zu seinen Produkten: immer in Bewegung.