Lehre im Hilfarther Brauhaus Auszubildender belebt die Brautradition

Hückelhoven · 60 Jahre lang hat es keinen Auszubildenden im Brauer- und Mälzerhandwerk mehr im Bezirk der Handwerkskammer Aachen gegeben. Moritz Kamps lernt jetzt im Hilfarther Brauhaus bei Wilhelm Fell.

 Moritz Kamps (vorne) am Sudwerk. Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (l.), und Braumeister Willi Fell schauen zu.

Moritz Kamps (vorne) am Sudwerk. Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (l.), und Braumeister Willi Fell schauen zu.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Moritz Kamps aus Wassenberg ist der erste Auszubildende im Brauer- und Mälzerhandwerk im Bezirk der Handwerkskammer Aachen seit 60 Jahren. Und das im Hilfarther Brauhaus, wo mit Wilhelm Fell der einzige Meister eine der kleinen Brauereien führt, die sich in den vergangenen Jahren in der Region aufgetan haben. Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, besuchte den 22-Jährigen jetzt an der Braustätte von Kreationen wie „Schützengold“, „Schwarzer Leo, „Spezial“ und „Hilsch“, dem Hilfarther Kölsch.

Vor gut zwei Jahren machte der Hilfarther Korbmachermeister Willi Fell den Brauer- und Mälzermeister und erwarb damit die Berechtigung, Nachwuchs auszubilden. Und das wurde 2018 umgesetzt. Auf eine entsprechende Ausschreibung meldeten sich weit mehr als 100 Interessenten. Fells Wahl fiel auf den damals 21-jährigen Moritz Kamps, der einer Tischlerlehre noch nicht den richtigen Spaß abgewinnen konnte und abbrach. Bier-Brau-Versuche mit Freunden im heimischen Kochtopf waren auch kein richtiger Spaß im Ergebnis, weckten aber dessen Interesse am Beruf des Brauers und Mälzers, hatte dabei aber die Oettinger-Brauerei in Mönchengladbach im Auge. Doch ein Freund machte ihn auf den Azubi-Suchenden Wilhelm Fell aufmerksam. Ein paar Schnupper-Arbeitstage später wurde der Lehrvertrag abgeschlossen.

Fach-Theorie und Allgemeinbildung wird in zwei Sieben-Wochen-Blöcken am Dortmunder Berufskolleg im Lehrjahr gebüffelt, 42 Kollegen (darunter vier Frauen) sind dabei. Zu Kamps’ großen Bedauern gehört Brau-Geschichte nicht zum Lehrplan, immerhin ist sie 13.000 Jahre lang, das Manko aber füllt sein Hilfarther Chef Fell weitgehend aus.

Etwas kann Moritz Kamps seinem „kleinen“ Ausbildungsbetrieb besonders abgewinnen: „Die Azubis von den Groß-Brauereien bleiben schon mal ein Jahr nur in einer Abteilung, kennen zum Beispiel vom Herzen des Betriebs, dem Sudhaus, noch gar nichts. Ich hab‘ hier schon alles gemacht.“ Und der Zeugnis-Schnitt von 2,0 nach dem ersten Ausbildungsjahr bestätigt die richtige Linie. Kamps ist zufrieden: „Spaß machen die Vielschichtigkeit, Technik und Naturprodukte, und es geht immer um eine Sache, das Bier – es ist mein Traumberuf.“

Peter Deckers gratuliert Moritz Kamps besonders: „Brauer und Mälzer ist ein besonders tolles Handwerk unter den 130, die bei uns ausgebildet werden. Hier geht es vielfältig um Technik, vor allem um Natur-Biostoffe und um deren Herkunftsfragen, um Lebensmittelkunde. Dass Sie Spaß daran haben, ist zu sehen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Lehrherrn dazu weiterhin Erfolg.“ Ob er, wie der Chef, den Meister machen will, hat Kamps noch nicht entschieden. Er hat aber auch noch zwei Jahre Zeit, denn die Lehre dauert drei Jahre. Und mit seinen 22 Jahren ist er einer der jüngsten Azubis, der Älteste in der (internationalen) Dortmunder Klasse ist 45 Jahre alt.

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