„Klavier entlang der Rur“ in Hückelhoven Schuberts Sonate verzaubert – und verträgt keine Zugabe

Hückelhoven · Weil Pianistin Claire Huangci kurzfristig absagen musste, sprang Natalia Ehwald beim Konzert „Klavier entlang der Rur“ von con brio ein. Sie sorgte für Irritation, aber auch für lang anhaltenden Applaus.

 Für die Konzertreihe „Klavier entlang der Rur“ spielte Natalia Ehwald Werke von Bach, Schumann, Brahms und Schubert.

Für die Konzertreihe „Klavier entlang der Rur“ spielte Natalia Ehwald Werke von Bach, Schumann, Brahms und Schubert.

Foto: Ruth Klapproth

Statt nach Spanien ging es für Natalia Ehwald am Wochenende nach Hückelhoven. Kurzfristig sprang sie beim von den Freunden der Kammermusik „con brio“ in der Aula des Gymnasiums veranstalteten Auftaktkonzert der vierten Reihe „Klavier entlang der Rur“ für die Claire Huangci ein. Die amerikanische Pianistin hatte kurzfristig ihren Auftritt abgesagt, um wegen eines schweren Krankheitsfalls in der Familie in die USA zu reisen, und so con brio in eine missliche Lage versetzt.

Eine Streichung des Konzerts stand im Raum, zumal die von Claire Huangci vorgeschlagene männliche Vertretung nicht auf die Zustimmung der Veranstalter stieß. „Claire Huangci war die einzige Frau in der Konzertreihe, deshalb wollten wir unbedingt eine Pianistin“, erklärte Rudolf Lengersdorf, Vorsitzender von con brio, den vielen Besuchern in der unter Corona-Bedingungen sehr gut gefüllten Aula. Durch Glück und Zufall sei es zur Verpflichtung von Natalia Ehwald gekommen. „Sie haben wir schon seit Langem auf dem Schirm und hätten sie in den nächsten Jahren auf jeden Fall einmal nach Hückelhoven geholt.“ Eigentlich hätte die Pianistin zeitgleich einen Auftritt in Spanien gehabt, der jedoch wegen der dort steigenden Corona-Fallzahlen ebenfalls kurzfristig abgesagt wurde. Sie erklärte sich spontan bereit, in Hückelhoven aufzutreten.

Selbstverständlich brachte Natalia Ewald ihr eigenes Programm mit. Einige Besucher, die gerade wegen der Ankündigung von Beethovens Pastorale in der Liszt-Transkription gekommen waren, schienen zunächst enttäuscht, wurden dann aber durch den Auftritt der 1983 geborenen Natalia Ehwald mehr als entschädigt. Sie wird gerne als „Poetin unter den deutschen Pianisten ihrer Generation“ bezeichnet und wurde diesem Ruf durchaus gerecht bei ihrer Interpretation von Franz Schuberts Sonate für Klavier Nr. 21 B-Dur, mit der sie den zweiten Teil ihres Konzerts bestritt, gerecht.

Ein wenig unglücklich hatte sich der erste Konzertteil gestaltet, als die Musikerin nach Bachs Partita Nr.1 B-Dur die beiden folgenden Stücke, Brahms Intermezzi opus 76/3+4 und Schumanns Novelette opus 21/8 ohne große Unterbrechung spielte und damit viele Besucher irritierte. Doch war die Irritation spätestens vergessen, als Schuberts Sonate erklang. Das Spiel zog die Zuhörer mit dem zauberhaft romantischen Beginn in den Bann.

Lang anhaltender Applaus und Bravo-Rufe zeigten, dass Natalia Ehwald weitaus mehr als ein Ersatz war, sondern eine durchaus gleichrangige Vertreterin. Auf eine erwartete Zugabe musste das begeisterte Publikum verzichten. „Die Sonate verträgt keine Zugabe, deshalb gibt es keine“, sagte die Pianistin lächelnd, ehe sie die Bühne verließ.

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