Beikirchers neues Programm Suche nach einem Schutzpatron

Hückelhoven · Kabarettist Konrad Beikircher trat mit seinem neuen Programm in Hückelhoven auf.

 Konrad Beikircher erntete bei seinem Auftritt in Hückelhoven große Begeisterung des Publikums.

Konrad Beikircher erntete bei seinem Auftritt in Hückelhoven große Begeisterung des Publikums.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Kabarettist, Musiker und Autor Konrad Beikircher gastierte mit seinem neuen Programm „400 Jahre Beikircher“ in der Hückelhovener Aula. Dabei präsentierte er sich während des Gastspiels von einer vertraulichen Seite: Im Vergleich zu früheren Auftritten erzählte er regelrecht aus dem Nähkästchen und durchsetzte sein eigentliches Programm immer wieder mit persönlichen Anekdoten. Das machte den Abend aber nicht weniger unterhaltsam, ganz im Gegenteil – seine gewohnten linguistischen Fachsimpeleien im steten Wechsel mit pikanten Geschichten von Krankenhausaufenthalten oder seinen ersten Wochen als Südtiroler Student in Bonn ließen das Publikum immer wieder in schallendes Gelächter ausbrechen.

Mit seiner Leidenschaft für Sprache und die rheinische Situationskomik nahm Beikircher die hiesige Frohnatur und die Ursprünge der gebräuchlichen Wörter und Redensarten wieder einmal ganz genau unter die humoristische Lupe. Besonders lieb gewonnen habe er das fein differenzierte Sprachgefühl im Rheinland und zitierte hierzu prompt eine Unterhaltung zwischen Mutter und Kind in der Bahn: „Du solls net denke, du solls üvverlege!“

Doch nicht nur die rheinischen und „öcher“ Mundart-Varianten wurden von Beikircher analysiert. Frei nach dem Motto „Woher kütt dat eigentlich, dat andere Lüü so anders sprechen?“ ahmte er gekonnt die zahlreichen deutschen Dialekte nach und klärte seine Zuschauer mit den üblich unerwarteten Wendungen über die „sprachlichen Fakten“ auf. So korrigierte er beispielsweise den anatomischen Irrglauben, dem die Deutschen schon seit Urzeiten aufgesessen haben – das Sprachzentrum des Hessen säße nämlich gar nicht im Gehirn, sondern im vorderen linken Nasenflügel. Auch den spannenden Fragen nach dem Zusammenhang zwischen den Schneidezähne des Hanseaten und der Sturmflut sowie der Verursachung des sächsischen Dialekts durch die Hunnen ging er auf den Grund.

Die Entstehungsgeschichte des neuen Programmtitels hatte ebenfalls einen persönlichen Hintergrund, den Konrad Beikircher nicht unerwähnt ließ. Vor Jahren versuchte er gemeinsam mit seinem Freund und Kabarettkollegen Hanns Dieter Hüsch, einen Schutzpatron für Kleinkünstler unter der enormen Vielfalt von Heiligen des katholischen „normalen Glaubens“ zu finden, schließlich gebe es ja auch Schutzpatrone für Inkontinenz und Rundfunk. Zwischen Erzählungen über die Unterschiede der Konfessionen und die Reliquientauglichkeit Martin Luthers berichtete er, wie die beiden sich nach erfolgloser Suche für den Bildhauer Jérôme Duquesnoy entschieden, der vor 400 Jahren eine bekannte Skulptur vollendete. Die Rede ist vom Brüsseler Manneken Pis, welches Hüsch und Beikircher als ideales Sinnbild für den Kleinkünstler an sich verstanden. Zum letzten Schliff eines jeden waschechten Schutzpatrons, nämlich der Heiligsprechung von Duquesnoy, fehle jetzt nur noch ein offizielles Wunder – aber das sei in Zeiten von Photoshop ja kein Problem mehr. RP-Foto: umi (Archiv)

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