Hückelhoven Hückelhoven - in vielem einmalig

Hückelhoven · Gert Fischer, den Mitautor der "Geschichte der Stadt Hückelhoven", hatte der Arbeitskreis Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande zu einem Vortrag eingeladen. Akzent auf den Besonderheiten der Zechenstadt.

 Gert Fischer, den Mitautor der "Geschichte der Stadt Hückelhoven", hatte der Arbeitskreis Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande zu einem Vortrag eingeladen.

Gert Fischer, den Mitautor der "Geschichte der Stadt Hückelhoven", hatte der Arbeitskreis Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande zu einem Vortrag eingeladen.

Foto: Isabella Raupold

"Auswechselbar oder interessant. Überlegungen zur Geschichte Hückelhovens." Der spannende Titel des angekündigten Vortrags zog rund 40 Geschichtsinteressierte ins Foyer der Gymnasiumsaula. Dr. Gert Fischer, Mönchengladbacher Co-Autor des Buchs "Geschichte der Stadt Hückelhoven", beleuchtete aus etwas anderer Sicht Hückelhoven und seine Stadtteile, arbeitete Aspekte heraus, die weniger bekannt sind, die Alleinstellungsmerkmale der Stadt bilden, die sowohl hoch auf der Lössplatte wie auch im Rurtal liegt. Verpflichtet hatte den Historiker und Dezernenten der Stadt Mönchengladbach für Schule, Kultur und Sport der Arbeitskreis (AK) Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande.

"Wie tickt Hückelhoven?" Mit dieser selbstgestellten Frage befasste sich, an manchen Stellen sogar provokativ, der Referent, der bewusst keine Abfolge historischer Daten darlegen, sondern das Spezifische der Stadt herausarbeiten wollte im Umfeld und Raum zwischen Rhein und Maas. Und dabei auch die umliegenden Städte kurz beleuchtete, um eben die Unterschiede deutlich zu machen. Der geografische und naturräumliche Aspekt: "Erkelenz ist total langweilig. Es liegt schön rund in der Börde, eine alte Ackerbürgerstadt, die sich allerdings im 20. Jahrhundert toll entwickelt. Hückelhoven liegt sowohl auf der fruchtbaren Börde, als auch auf dem geologischen Selfkant und im Rurtal."

Und diese räumliche Situation bedinge auch die Wirtschaft in der vorindustriellen Zeit. Die Bauern der Börde produzierten Überschüsse in Feldfrüchten, im weit weniger fruchtbaren Rurtal sei vorwiegend Wald- und Wiesenwirtschaft mit Viehzucht betrieben worden. "Der Kapbusch war im 18. Jahrhundert der größte zusammenhängende Wald am Niederrhein, von ihm lebten mehrere Dörfer im Gemeineigentum mit Holz und Früchten. Er wurde weitgehend gerodet, um Ackerbau im Tal erst möglich zu machen", zeichnete Dr. Fischer auch darin Wirtschaftsentwicklung nach.

"Hilfarth lag eingeklemmt zwischen Kapbusch und Rur und hatte nasse Füße." Daran machte der Referent einmal die missliche Lage Hilfarths deutlich, zum anderen aber auch die Grundlage für das florierende Korbweiden- und Holzschuhmacherhandwerk deutlich.

Dann der Bergbau — sein enormes Entwicklungstempo sei Alleinstellungsmerkmal in Hückelhoven. Im Ruhrgebiet habe der Bergbau 100 Jahre früher begonnen, in Hückelhoven 1913/14, dann nach dem Ersten Weltkrieg praktisch noch einmal. Bis Mitte der 20er Jahre habe sich die Einwohnerzahl auf rund 5000 versiebenfacht, aus heutiger Sicht unvorstellbar dramatisch. Besonders auch: "Hückelhoven hat den Umschwung nach dem Bergbau wesentlich schneller geschafft als das Ruhrgebiet!"

Anderthalb Stunden spannendes Referat mit anschließender Diskussion machten deutlich: Hückelhoven ist eben nicht auswechselbar. Langer Beifall für den Referenten.

(isp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort