Neu in Hückelhoven Wie Bienen von einem alten Kaugummiautomaten profitieren
Hückelhoven · Statt Kaugummis können die Menschen Blumensamen aus dem Automaten ziehen. Im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes am Samstag wird auch die Erweiterung des Kirchenparks gefeiert.
Das Konzept werden viele noch aus ihrer Kindheit und Jugend kennen. Man nimmt eine Münze, schmeißt sie in den Münzschlitz am Kaugummiautomaten und dreht die Kurbel – und schon hat man das begehrte Kaugummi in der Hand. Früher hingen die Automaten an fast jeder Ecke, heute sind sie selten geworden. In Kleingladbach hängt seit wenigen Tagen ein neuer Automat. Beziehungsweise ein ganz alter. In jedem Falle aber ein besonderer.
Denn aus dem Automaten im Hückelhovener Ort Kleingladbach kommen keine Kaugummis, sondern Kapseln mit Bienenfutter. Darin enthalten ist eine Samenmischung für Blumen, die für jeweils 50 Cent aus dem Automaten gezogen werden können. Damit soll die Nahrungsvielfalt für Bestäuber verbessert und gleichzeitig auch auf den Schutz der lokalen biologischen Vielfalt aufmerksam gemacht werden.
Verantwortlich für den quietschgelben Automaten in Kleingladbach ist Lia Hauschke, die in der Nachbarschaft wohnt. Sie hat den Automaten schon vor einiger Zeit gekauft, aber dann lange nach einem geeigneten Standort gesucht. Der Kirchenpark an St. Stephanus sei dafür ideal, betont sie. Das sei eine gute Kombination. Die Idee war ihr gekommen, als sie bei einer Verlosung ein bedingungsloses Grundeinkommen gewonnen hatte. In dieser Phase habe sie sich viele Gedanken gemacht, wie sie denn auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben könnte. Und weil die Bienen nun mal essenziell für den Menschen und das ökologische Gleichgewicht sind, habe sie sich mit dieser Thematik beschäftigt.
Neben dem gelben Bienenfutterautomaten, an dem auch eine ausführliche Bedienungsanleitung, die Lia Hauschke selbst mit der Hand geschrieben hat, hängt, ist ein kleiner „Briefkasten“ angebracht. In diesen sollen die Kapseln nach Möglichkeit wieder zurückgebracht und eingeworfen werden. „Das wäre der Optimalfall“, sagt Lia Hauschke. Sie hat die erste Füllung mit Blumensamen gesponsort. Ab dann sollte sich der Automat bestenfalls von selbst tragen. In regelmäßigen Abständen wird Lia Hauschke dann nach dem Automaten sehen und ihn bei Bedarf wieder auffüllen.
Wie wichtig Bienen für den Menschen sind, hat vor ein paar Jahren auch die UN offiziell festgehalten. Um das Bewusstsein für die wichtige Rolle der kleinen Nutztiere zu erhöhen, wurde durch sie 2018 der Weltbienentag ins Leben gerufen. Der Weltbienentag wurde auf den Geburtstag von Anton Janscha gelegt, der am 20. Mai 1734 im heutigen Bresniza, Slowenien, geboren wurde. Er war ein Pionier der Bienenzucht, wurde von Kaiserin Maria Theresia von Österreich als Hofimkermeister nach Wien geholt und leitete dort die weltweit erste moderne Imkereischule.
Den ersten Bienenfutterautomaten hatte Sebastian Everding im Herbst 2019 in Dortmund gefertigt. Er rettete einen alten Kaugummiautomaten vor der Schrottpresse und rüstete ihn um. Ein Jahr später machte er sich aufgrund der positiven Resonanz daran, weitere Automaten umzugestalten. „Damit versuche ich, die Welt ein bisschen lustiger und gleichzeitig etwas ökologisch Sinnvolles zu machen“, sagt er. Das Projekt hat die Auszeichnung „Projekt Nachhaltigkeit 2021“ erhalten. Im Dezember 2021 wurde zudem noch das Nachhaltigkeitssiegel der Stadt Dortmund verliehen.
Auch wenn der Bienenfutterautomat schon seit ein paar Tagen am Kirchenpark hängt, wird er offiziell erst am kommenden Samstag eingeweiht. Dies soll im Rahmen eines Nachbarschaftsfests mit der Erweiterung des Kirchenparks an St. Stephanus gefeiert werden. Dazu lädt die Kirchenparkgruppe am Samstag, 17. August, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr ein. Im Anschluss findet ein Gottesdienst unter freiem Himmel statt. Um 11.30 und um 15.30 Uhr werden botanische Führungen und um 16. 30 Uhr ein Vortrag „Die Kleingladbacher Kirche und der Park“ angeboten. Kaffee und Kuchen sowie Kaltgetränke stehen ebenso auf dem Programm wie Kinderschminken und die Möglichkeit einer Fahrt mit einem echten Oldtimerbus. Abgerundet wird das Angebot des Nachbarschaftsfestes mit einem Hoftrödelmarkt.